Domain
der Katze einen Fußtritt versetzt, das Tier hatte ihm daraufhin ein paar blutige Schrammen zugefügt. Wäre Maurice nicht so schlechter Laune gewesen, hätte er die elegante Art bewundert, wie Mog den Wurfgeschossen (Pfanne, Dose mit
Obstkonserven) auswich, die er auf sie schleuderte.
Die Katze war nach dieser Auseinandersetzung völlig verändert gewesen. Sie hatte ihn angefaucht, sobald er in ihre Nähe kam. Die meiste Zeit hatte sie schmollend unter seinem Bett gelegen. Sie hatte das Spielzeug verschmäht, das er aus Plastikabfall für sie angefertigt hatte. Alles in allem hatte sie sich wie ein Tier benommen, das befürchten muss, bei der nächsten Gelegenheit von dem bösen Zweibeiner erschlagen zu werden.
Bald darauf war Mog zum Angriff übergegangen.
Maurice erwachte, als er einen schneidenden Schmerz an der Wange spürte. Das Tier saß auf ihm, bearbeitete ihn mit seinen scharfen Krallen, spie ihm seinen Speichel ins Gesicht. Es gelang ihm, Mog fortzustoßen. Er hörte, wie die Katze auf den Boden fiel. Aber sie gab nicht auf. Mit wütendem Kreischen kam sie auf ihn zugekrochen.
Sie setzte zum Sprung an und landete auf seinen Schultern.
Die Klauen verfehlten knapp seine Augen. Sie brachte ihm einen Biss ins Ohrläppchen bei, bevor er sie zurückschleudern konnte.
Der nächste Angriff. Mog schien nur noch aus scharfen Zähnen und Klauen zu bestehen. Maurice brachte das Betttuch zwischen sich und das wütende Tier und begann zu schreien, als das Tuch in Fetzen ging. Dann wandte er sich zur Flucht.
Leider waren die Möglichkeiten, sich im Bunker vor der Katze zu verstecken, äußerst begrenzt. Er kletterte die Leiter hinauf, die zum Kommandoturm des Schutzraums führte, verharrte auf der obersten Sprosse und zog die Beine an. Sein Kopf stieß an die Metallplatte.
Mog folgte ihm und biss ihm ins Gesäß. Maurice heulte auf vor Schmerz.
Er fiel die Leiter herunter, nicht wegen der Verletzung, die ihm das Tier zugefügt hatte, sondern weil in diesem Augenblick eine Hauswand zusammenstürzte und den Bunker unter Steinen und Schutt begrub. Die Katze hatte sich mit ihren Fängen wie mit Schraubzwingen in sein Gesäß verbissen, sie ließ ihn nicht los, auch nicht, als er, sich überschlagend, dem Boden des Bunkers entgegensauste. Das Tier war unter ihm, als er aufschlug, und Maurice hörte, wie sich die Katze, als er mit seinem ganzen Gewicht auf sie aufprallte, das Genick brach.
Er rollte sich zur Seite. Als er sah, dass sich das Tier immer noch bewegte, schlug er mit der Pfanne auf die sich windende Kreatur ein. Schließlich ergriff er eine der flachen Gasflaschen, holte zum Schlag aus und zertrümmerte Mog den Schädel.
Keuchend schleppte er sich zu seinem Bett. Er nahm auf der Bettkante Platz, tastete nach dem Blut, das ihm über das Gesicht strömte, und kicherte. Er war Sieger geblieben.
Eine furchtbare Woche folgte. Der Kadaver begann zu verwesen. Es stank wie die Pest.
Es half nichts, dass Maurice die tote Katze in drei Bahnen Plastik einwickelte, und es half auch nichts, dass er den schlaffen Körper des Tieres mit Desinfektionsspray tränkte.
Nach drei Tagen war der Geruch so stark, dass es dem stolzen Sieger beinahe den Verstand raubte. Mog hatte sich gerächt, auf ihre Art.
Und noch etwas hatte sich im Bunker geändert. Nicht nur, dass es entsetzlich stank, auch die Luft war dünner geworden.
Die Ventilation schien nicht mehr richtig zu funktionieren.
Ursprünglich hatte Maurice vorgehabt, sechs Wochen im Bunker auszuharren, unabhängig davon, ob die Sirenen draußen Entwarnung gaben oder nicht. Jetzt stieß er diesen Entschluss um. Zwar waren seit der Explosion der Bombe erst vier Wochen vergangen, aber die Luft im Bunker war so schlecht, dass Maurice sich mit dem Gedanken vertraut machte, vorzeitig in die Außenwelt zurückzukehren. Überhaupt stand in der Broschüre, die als Postwurfsendung an alle Haushalte gegangen war, dass die radioaktive Belastung nach vierzehn Tagen auf ungefährliche Werte abfiel.
Maurice erhob sich von seinem Bett. Er musste sich am Tisch festhalten, weil ihm schwindlig wurde. Der weiße Schein der Butangasleuchte schmerzte in seinen Augen.
Es kostete ihn ungeheure Anstrengung, die Leiter des Kommandoturms zu erklimmen. Als er unter der gepanzerten Luke angekommen war, hielt er inne, um zu verschnaufen. Es dauerte eine ganze Weile, bis er genügend Kraft gesammelt hatte, um die Luke aufzuschrauben.
Gott sei Dank, dachte er. Gott sei Dank werde ich jetzt
Weitere Kostenlose Bücher