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Domain

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Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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diesen verpesteten Bunker verlassen.
    Der Deckel schwang auf und stieß an eine Betonplatte.
    Maurice stieß einen Schrei aus, in dem sich Überraschung, Wut und Hilflosigkeit mischten. Erst jetzt begriff er, was die Ursache für die Erschütterung des Bunkers vor einer Woche gewesen war. Die Ruine seines eigenen Hauses war zusammengestürzt. Die Trümmer blockierten den
    Ventilationsschacht und die Einstiegsluke.
    Er zerrte an dem großen Betonbrocken, der auf sein Versteck gefallen war, ohne dass es ihm gelang, das schwere Ding auch nur einen Millimeter zur Seite zu rücken. Fast ohnmächtig vor Empörung stieg er die Leiter herunter. Weinend und winselnd durchsuchte er den Schutzraum nach Werkzeug, mit dem er die Trümmer, die den Ausgang versperrten, zerkleinern konnte. Er versuchte es mit einem Messer, mit einer Gabel. Vergeblich.
    Der Beton war zu hart, und Maurice war zu schwach.
    Schließlich hieb er mit den Fäusten auf das schwere Hindernis ein.
    Benommen sank er in das stählerne Nest, das zur Gruft geworden war, und schrie seine Verzweiflung hinaus. Weil er kaum noch Luft bekam, klang seine Stimme sehr dünn, ein bisschen wie das Miauen einer Katze.
    Der in Plastikfolie eingewickelte Kadaver des Tieres rührte sich nicht. Trotzdem war es Maurice, als hätte er ein halbersticktes Fiepsen vernommen.
    »Ich habe Katzen nie gemocht«, flüsterte er. »Nie.«
    Er leckte das Blut von seinem Handknöcheln und spürte, wie sich der süße Geschmack über Zunge und Gaumen ausbreitete.
    Eine Weile lang lauschte er dem eigenen Herzschlag, dann wurde es still. Er lag in seinem selbsterrichteten Grab und wartete. Das Ende kam sehr schnell, auch wenn die Sekunden, bevor seine Lunge barst, Maurice lang wie eine Ewigkeit schienen. Er fühlte sich sehr allein, und das, obwohl Mog ihm auf unbegrenzte Zeit Gesellschaft leisten würde.
    Sie hatten geglaubt, sie würden in dem Speisesaal, der sich im Erdgeschoß des Hotels befand, sicher sein, und ahnten dennoch, dass es für sie keine Sicherheit gab. Das Hotel, dessen obere Stockwerke eingestürzt waren, lag in der Nähe des Flusses. Sie wussten, dass ein Gewicht von Tausenden von Tonnen auf die Decke des Speisesaals drückte, ein Berg Schutt, Eisenträger, geborstener Stahlbeton. Es war ein Wunder, dass dieser Teil des Gebäudes erhalten geblieben war, zu erklären allenfalls aus einem unwahrscheinlich günstigen Zusammenwirken der neuen statischen Gegebenheiten, die durch die nahezu vollständige Zerstörung des Komplexes geschaffen worden waren. Als die Detonation die Erde erbeben ließ, waren die schweren Kristalllüster herabgestürzt und hatten eine Reihe von Menschen unter sich begraben, aber ein Teil der Gäste, die sich im Speisesaal aufhielten, war mit dem Leben davongekommen. Die Spiegel an den Wänden waren zersplittert. Ein Teil der Saaldecke war eingestürzt, eine Lawine aus Staub, Geröll und Steinen wälzte sich durch die Öffnung.
    Sekunden nach der ersten Detonation war das Licht im Saal erloschen. Lang hallende Donnerschläge folgten, ihr dumpfes Geräusch mischte sich mit den Schreien der Verletzten und Sterbenden.
    Als der Donner verklungen war, hockten die Überlebenden auf dem Fußboden, einige waren unter die Tische geflüchtet.
    Eine merkwürdige Ruhe überkam die Menschen. Feuerzeuge und Streichhölzer wurden angezündet. Ein Kellner kam und pflanzte Kerzen auf den Tisch auf; es war kein romantischer Schein, den die Wachslichter verbreiteten.
    Die Menschen brauchten nicht lange, um herauszufinden, dass sie in der Falle saßen. Alle Ausgänge waren verschüttet. Es gab Verbindungen zur Küche und zur Bar, aber dort wurden auch diese Wege zur Sackgasse. Sie waren gefangen, und das war der Preis dafür, dass sie beim Alarm nicht aus dem Hotel geflohen waren. Die meisten von ihnen hatten das Risiko, lebendig begraben zu werden, ganz bewusst auf sich genommen. Sie wussten, dass es in der Hauptstadt keinen Ort gab, wo sie wirklich sicher sein würden. Es war besser, im Hotel zu bleiben, einen letzten Schluck Wein zu trinken und ein letztes Mal von den Delikatessen zu kosten, die im Saal bereitstanden. Diese Menschen zogen es vor, das Ende in einer eleganten Umgebung zu erwarten. Einige waren sogar so gelassen, die Zeit bis zum großen Knall mit zwangloser Konversation zu überbrücken.
    Die Bombe hatte diesem Idyll ein Ende gemacht.
    Benommen und verängstigt ließen die Überlebenden ihre Blicke in dem von flackernden Kerzen erleuchteten Saal

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