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Domain

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Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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»Es hat Explosionen gegeben, bevor wir den Ventilatorraum erreichten. Und Feuer…«
    Sie fühlte seinen Blick auf sich ruhen und war sich des merkwürdigen Bildes bewusst, das sie ihm bot. Zerrissene Kleidung, nasses Haar, dreckverschmiertes Gesicht.
    Culver sah die Weichheit ihrer Lippen, die Traurigkeit in ihren schönen, braunen Augen. Er zog sie an sich.
    »Was nun?« fragte sie nach einer Weile. »Wohin können wir gehen?«
    »Das ist eine Frage, die Dealey besser beantworten kann als ich«, sagte Culver.
    »Ein Mann, der sich mit Geheimnissen umgibt.«
    Culver zuckte die Schultern. »Opfer seines Berufs. Die Geheimnistuerei ist ihm in Fleisch und Blut übergegangen.«
    »Ich hätte gedacht, er würde in einer so ungewöhnlichen Situation alles vergessen, was sie ihm im Staatsdienst beigebracht haben.«
    »Im Gegenteil, er ist ja für eine solche Katastrophe geschult worden.«
    »Haben wir eine Chance?«
    »Solange wir Dealey bei uns haben, auf jeden Fall. Vergiss nicht, wir haben es ihm zu verdanken, dass wir in den Bunker reingekommen sind.«
    »Damals brauchte er dich.«
    Kopfschütteln. »Man kann sich zwar nicht hundertprozentig auf ihn verlassen, aber ich möchte bezweifeln, dass er uns unter den gegebenen Umständen im Stich lässt. Er würde es nicht wagen, allein loszugehen. Die Gefahren sind zu groß.«
    »Gefahren?«
    »Zum Beispiel die Ratten.«
    »Glaubst du denn, die Ratten werden an die Oberfläche kommen?«
    Er nickte. »Sie werden kommen, weil sie spüren, dass es hier oben reichlich Nahrung für sie gibt.«
    Sie wusste, was er mit ›Nahrung‹ meinte.
    »Diese Bestien wissen, dass sie in der Übermacht sind«, fuhr er fort. »Das macht sie so aggressiv. Denk doch nur daran, mit welcher Angriffslust sie im Bunker über uns hergefallen sind.«
    Er rieb sich die Stirn. »Aber die Mutanten sind nicht die einzige Gefahr, die uns hier oben droht. Ich denke an das Problem der Tollwut. Wir haben bei Bryce gesehen, wie groß das Risiko ist. Abgesehen davon, kann jetzt, wo es keine Ärzte und keine Krankenhäuser mehr gibt, schon ein gebrochenes Bein ein ungeheures Problem bedeuten. Nein, Dealey weiß, dass er in der Gruppe besser aufgehoben ist.« Culver beugte sich vor und tastete nach seinem Fuß. »Ich habe höllische Schmerzen an der Ferse. Würdest du mal nachsehen?«
    Sie untersuchte seinen Fuß und fand die punktförmigen Bisswunden, welche die Ratten hinterlassen hatten.
    »Kannst du dich erinnern, wann die Ratten dich angefallen haben?« fragte sie.
    »Als wir die Luke zum Ventilatorschacht geschlossen haben.
    Ich habe es Fairbank zu verdanken, dass diese Bestien mich nicht bei lebendigem Leibe aufgefressen haben.«
    »Die Wunden müssen gesäubert werden«, sagte Kate.
    Sie zog ihr Taschentuch hervor. »Ich werde dir einen provisorischen Verband machen. Sobald wie möglich müssen die Wunden dann gewaschen und desinfiziert werden.«
    »Gott sei Dank hat uns Clare regelmäßig gegen die Rattenpest geimpft.«
    Das Gesicht des Mädchens verdüsterte sich, als sie an den furchtbaren Tod dachte, den die Ärztin erlitten hatte. Sie faltete das Taschentuch und band es um sein Bein.
    »Du hast eine Verletzung am Ohr und an der Schläfe«, sagte sie. »Beides muss sehr schnell behandelt werden.«
    Culver tastete nach den Wunden. Er starrte in den weißen Dunst, der von der verkohlten Rasenfläche aufstieg. Sie wusste, dass er an die Gefährten dachte, die im Bunker umgekommen waren.
    »Du hast getan, was du konntest, Steve. Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, weil es dir nicht gelungen ist, diese Männer zu retten.«
    »Das weiß ich«, sagte er scharf.
    Sie kam ganz nahe. »Was ist los mit dir, Steve? Du hast ein Problem, über das du nicht sprechen möchtest. Clare hat’s mir gesagt. Du hast Alpträume. Du glaubst, du bist für den Tod irgendwelcher Menschen verantwortlich…«
    »Der Hubschrauber«, sagte er unvermittelt.
    »Bitte, erzähl mir, was passiert ist.«
    »Die Sache ist ein paar Jahre her. Der Öl Boom in der Nordsee. Damals wurden dringend Hubschrauberpiloten gebraucht, um die Mannschaften zu den Bohrinseln zu bringen.
    Ich hatte mich damals bei der Charterfluggesellschaft Bristow’s beworben und wurde angenommen. Die Firma hatte einen Dreimonatslehrgang für Männer wie mich, die vom normalen Flugzeug auf Hubschrauber umsteigen wollten. Das Training war gratis, man musste nur einen Zweijahresvertrag unterschreiben. Ich habe den Vertrag unterschrieben, aber leider habe ich

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