Domain
Fairbank machte das Schlusslicht.
Sie waren eine Stunde unterwegs, als der Fluss in Sicht kam.
Die Uferstraße war mit umgestürzten Fahrzeugen bedeckt. Sie sahen keine Überlebenden, nur Leichen.
»Wie weit ist es noch?« ächzte Ellison. Er hielt die Hand gegen die Brust gedrückt. Wie Kate vermutete, hatten ihm die Schläger im Park eine Rippe gebrochen.
»Die Brücke«, keuchte Culver. »Der Eingang zum Bunker befindet sich in einem Pfeiler der Waterloo-Brücke.«
Sie hasteten weiter und erreichten Lancaster Place, eine breite Verkehrsader, die auf die Brücke führte. Als sie die Steigung erklommen hatten, bot sich ihnen ein erschreckender Anblick.
Eigentlich hätten sie damit rechnen müssen, aber das Unterbewusstsein hatte sich bis zuletzt gegen die furchtbare Vorstellung gesträubt. Es gab keine Brücke mehr. Die Trümmer des gewaltigen Bauwerks, das einst die Themse überquert hatte, lagen im Flussbett.
Dealey war bemüht, seine Enttäuschung nicht durchklingen zu lassen. »Der Eingang zu den unterirdischen Schutzräumen ist statisch gut abgesichert. Dass die Brücke zerstört ist, bedeutet nicht, dass auch der Bunker beschädigt wurde.« Er spähte nach vorn. »Es gibt eine Treppe, die am Ufer herunterführt.«
Sie fanden die Stufen und umrundeten den Brückenpfeiler.
Sie stießen auf einen Trümmerhaufen von der Höhe eines Hauses. Dealey sprach aus, was die anderen nur ahnten. »Das war einmal der Haupteingang zum Bunker.«
25
»Sieht aus, als ob sich jemand fürchterlich verrechnet hat«, sagte Ellison. Er schob seinen Fuß unter einen Stein. »Können wir die Trümmer beiseiteschaffen?«
»Unmöglich«, antwortete Dealey. »Dazu müssten wir ein paar hundert Tonnen Schutt bewegen.«
»Aber es gibt doch andere Eingänge«, warf Culver ein, »das haben Sie mir selbst gesagt.«
»Dies war der übliche Eingang. Die anderen Zugänge sind über die Untergeschosse verschiedener Regierungsgebäude zu erreichen.« Er senkte den Blick. »Was bedeutet, dass sie ebenfalls verschüttet sind.«
Culver schüttelte den Kopf. »Sie haben gestern ein paar Eingänge erwähnt, die in der Uferzone liegen. Schächte, die von der Kaibefestigung in den Regierungsbunker
hinabführen.«
»Ich bezweifle, ob sie noch benutzbar sind.«
»Wir müssen es versuchen«, sagte Culver. »Wo sind diese Schächte.«
Dealey deutete auf die andere Seite des Flusses. »Da drüben.«
»Und wie kommen wir hinüber?« fragte Kate.
»Wir klettern über die Brückentrümmer.«
Culver nahm Kate bei der Hand und geleitete sie zu der bizarr verformten Eisenkonstruktion, die aus dem Fluss hervorragte.
Die anderen folgten.
Kriechend und kletternd hatten sie den Fluss überquert.
Culver hatte sich aufgerichtet, als ihn jemand am Arm fasste. Er fuhr herum. Dealey stand hinter ihm.
»Dort.«
»Wo?«
»Das kleine, viereckige Gebilde, das aussieht wie ein Blockhaus, das ist der Eingang zum Bunker.«
Und Culver wunderte sich. Wie oft war er im Laufe der Jahre an solchen Zweckbauten vorbeigegangen, ohne dass ihm je die Idee gekommen wäre, dass einige von ihnen zu geheimen, unterirdischen Schutzräumen der Regierung führten. Er hatte immer angenommen, dass es sich dabei um Belüftungsschächte für die U-Bahn oder für eine Tiefgarage handelte. Die Tarnung war vollkommen. Eben weil die Zugänge zum
Regierungsbunker bis in die letzten Einzelheiten den unscheinbaren Bauten glich, wie sie für Transformatoren und andere technische Anlagen errichtet wurden, war ihm nie der Verdacht gekommen, dass sich dahinter ein großes Geheimnis verbarg.
»Gehen wir«, sagte er voller Ungeduld.
Die Trümmer der Brücke blieben hinter ihnen zurück. Als sie ein Gitter passierten, das ins Pflaster eingelassen war, blieb Fairbank stehen.
»Ich höre was!« sagte er.
Er kniete sich auf das Gitter und legte das Ohr an das Metall.
Die anderen standen da und starrten in das Halbdunkel des Schachtes hinab. Röhren und Leitungen waren zu erkennen.
»Was ist das?« fragte Kate.
Dealey erklärte es ihr. »Belüftungsrohre und Kabel. Der Komplex ist genau unter uns.«
»Pssst!« machte Fairbank.
Sie hielten den Atem an und lauschten.
Das Geräusch war sehr leise. Ein Summen.
»Generatoren!« sagte Ellison aufgeregt.
Sie sahen sich an, und Hoffnung leuchtete in ihren Augen.
»Die Generatoren sind eingeschaltet«, frohlockte Fairbank.
»Da unten sind Menschen!«
Dealey konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Ich habe es Ihnen ja gesagt. Da
Weitere Kostenlose Bücher