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Domain

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Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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»Dealey«, zischte er. »Sie heben den Deckel auf Ihrer Seite an, sobald ich es sage.«
    »Schnell! Um Gottes willen, machen Sie schnell!« Ellison.
    Kates Hand hatte zu zittern begonnen, das Licht der Stablampe wurde zu einem Fleck, der wie verrückt auf dem Boden hin und her tanzte.
    »Jetzt!« Culver drückte mit seinem ganzen Gewicht gegen den Stiel der Axt, und im gleichen Augenblick zog Dealey am Deckel. Einige Sekunden lang bewegte sich gar nichts, aber dann spürte der Pilot, wie die Abdeckung sich aus der Vertiefung hob. Es gab einen dumpfen, saugenden Laut, dann öffnete sich der Spalt. Wasser strömte in die Tiefe. Die Klappe schwang auf, Culver stemmte den Deckel hoch. Das Metall prallte an die Wand des Tunnels.
    Er riss Kate die Taschenlampe aus der Hand und lenkte den Strahl in die Öffnung. Das Sickerrohr hatte einen Durchmesser von etwa sechzig Zentimetern. In etwa dreieinhalb Metern Tiefe war ein Kanal zu erkennen, in dem Schmutzwasser dahintrieb.
    Culver musste schreien, um die Kakophonie der Schüsse und der quietschenden Ratten zu übertönen. Er zupfte Dealey am Ärmel.
    »Das Sickerrohr hat keine Sprossen! Sie müssen sich ins Wasser fallen lassen. Sobald Sie unten sind, achten Sie auf Kate, sie springt als nächste!«
    Dealey zögerte nicht eine Sekunde. Zwar hatte er furchtbare Angst, in die Tiefe zu springen, aber die Gewissheit, dass die Ratten ihn bei lebendigem Leibe auffressen würden, wenn er oben blieb, war noch schlimmer. Er ließ sich in den Schacht gleiten und stützte sich mit den Ellbogen auf der Ummauerung auf. Dann holte er tief Luft, schloss die Augen und ließ sich fallen.
    Er spürte, wie die Unebenheiten des Rohrs sein Kinn und die Haut an seinem Bauch aufschürften. Nach Sekunden, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, plumpste er in den Kanal. Er schrie auf, als er das kalte Wasser an seinen Füßen spürte. Sein Schrei war wie abgeschnitten, als er auf dem schlammigen Boden der Rinne aufkam. Und dann kniete er in den trüben Fluten, bis zu den Schultern im Wasser. Sein Kopf war im Licht gebadet, das von oben kam.
    »Es ist nicht tief!« schrie er. »Wir können es schaffen!«
    Die Öffnung über ihm verdunkelte sich. Dealey stand auf.
    Die Decke des Kanals war gewölbt, der Scheitelpunkt lag in etwa 1,20 Metern Höhe. Schmutzbrocken regneten auf den Mann herab, der in gebückter Haltung in der Röhre verharrte, und dann spürte er Kates Füße auf seinen Schultern. Er half ihr, den Schacht hinabzugleiten.
    Das Geräusch der Schüsse hatte sich verändert. Nur noch eine der beiden Maschinenpistolen feuerte.
    Culver, der oben, vor dem offenen Schacht, kniete, sah hinter sich. Sein Blick fiel auf Fairbank, der seine Waffe fortgeworfen hatte.
    »Das war’s«, schrie der Techniker. »Leer!«
    »Kommen Sie zu mir«, befahl Culver. Er steckte sich die Axt in den Gürtel. »Dealey, ich werfe Ihnen jetzt die Taschenlampe runter! Lassen Sie das Ding um Himmels willen nicht ins Wasser fallen!« Er ließ die Lampe in die Tiefe gleiten und atmete auf, als Dealey sie mit beiden Händen auffing.
    Ellison und Fairbank kamen zum Schacht gerannt. »Wir können die Ratten nicht länger in Schach halten«, keuchte Fairbank. »Wenn die nächste Angriffswelle kommt, sind wir dran.«
    Culver deutete auf die Öffnung. »Zuerst Ellison, dann Sie, Fairbank.« Er benutzte die Pausen zwischen den Feuerstößen, die Ellison abgab, um den beiden seinen Plan zu erläutern.
    »Wenn Sie unten sind, bleiben Sie unter dem Sickerrohr stehen. Sie müssen mich abstützen, während ich den Deckel schließe. Ich will den Ratten den Weg abschneiden.«
    »Das wird nicht einfach sein.«
    »Wir leben in einer schwierigen Zeit.«
    Culver ließ sich von Ellison die Maschinenpistole aushändigen. »Springen Sie«, befahl er dem Techniker.
    Ellison stand da wie versteinert. Er konnte den Blick nicht von den blutigen Kadavern wenden, die sich im Tunnel aufgehäuft hatten. Schlimmer noch als der Anblick der toten Ratten war die Wahrnehmung der mordgierigen Bestien, die wie ein lebender, schwarzer Teppich auf das offene Sickerrohr zugekrochen kamen. »Sie wissen es. Sie wissen, dass sie uns überlegen sind. Sie bereiten sich auf den entscheidenden Angriff vor!«
    Was Ellison sagte, war eine Tatsache, Culver spürte das mit jeder Faser seines Körpers. Der Instinkt gab den Tieren das Wissen ein, das ihre Sinne ihnen nicht vermitteln konnten. Die Menschen waren eine leichte Beute, sie hatten gegen die tausendfache Übermacht

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