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Domain

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Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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sich zu den anderen. »Schauen Sie nicht auf die Leichen, schauen Sie auf die Öffnung in der Wand. Niemand bleibt stehen!«
    Aber seine Gefährten gehorchten ihm nicht.
    Sie standen da wie angewurzelt und lauschten dem kläglichen Geschrei des Säuglings.

29
    Culver schloss die Augen, als könnte er auf diese Weise das Geschrei des Kindes aus seiner Wahrnehmung ausblenden.
    Sein einziger Wunsch in dieser Sekunde war, aus dem Irrenhaus auszubrechen, in das er verschlagen worden war. Am liebsten hätte er Kate, die in seine Arme gesunken war, an der Hand genommen, um mit ihr in den Tunnel hineinzulaufen, weiter und weiter, bis das Tageslicht ihre Gesichter badete, bis frische Luft in ihre Lungen einströmte. Aber er wusste, das war nicht möglich. Sie mussten sich erst um das Kind kümmern.
    »Das Geräusch kommt von dort oben«, sagte jemand.
    Aller Augen hefteten sich auf einen Tunnel, dessen Eingang mit Brettern verbarrikadiert war. Im unteren Teil der Bretterwand war ein großes Loch zu erkennen. Das Holz war angenagt worden.
    Das Kind schrie weiter.
    »Wir sollten uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern«, sagte Dealey.
    »Gehen Sie zur Hölle, Dealey«, sagte Culver.
    Er setzte sich in Bewegung. Kate folgte ihm, nach kurzem Zögern. Dann die anderen. Culver und Fairbank steckten ihre Taschenlampen durch das Loch. Die Strahlen fielen in einen weitläufigen Raum, ähnlich groß wie jener, in dem sich die Gruppe befand. Es gab einen Unterschied. Der Boden war eingebrochen, und die auf diese Weise entstanden Vertiefung war mit Ziegeln und Schutt gefüllt.
    Die kläglichen Schreie des Kindes zerrten an ihren Nerven.
    Fairbank deutete auf den Spalt. »Es muss da unten sein.«
    »Ist dort jemand?« schrie Culver.
    Das Geschrei verstummte.
    »Wir kommen!«
    Stille.
    Culver zerrte an den Brettern. Das Holz gab nach und zersplitterte. Das Kind hatte wieder zu schreien begonnen.
    Es war ein Geräusch, das ihnen die Schauder der Angst über den Rücken jagte. Es hörte sich an wie die Hilfeschreie eines Kindes, das auf dem Grund eines tiefen Schachtes ausgesetzt worden war.
    »Wir kommen!« wiederholte Culver.
    Und wieder hörte das Baby zu schreien auf.
    Sie kauerten vor der Öffnung und starrten auf das Geröll, das sich im Schein der Taschenlampen abzeichnete.
    »Der Boden ist wahrscheinlich eingestürzt, als der neue Bunker ausgehoben wurde. Das Sickerwasser und die Erschütterungen durch die Baumaschinen. Es ist sowieso ein Wunder, dass die alten Schutzräume so viele Jahre überdauert haben.«
    Kate betrachtete die Spalte, die den Blick in die Tiefe lenkte.
    Sie zitterte am ganzen Körper und hielt Culvers Handgelenk umklammert. »Bleib hier.«
    »Da unten ist ein kleines Kind, Kate. Ein Mensch, der Hilfe braucht. Vielleicht sind auch noch andere Menschen dort.
    Schwerverletzte, die den Schutzraum nicht mehr aus eigener Kraft verlassen können. Wir können sie nicht einfach ihrem Schicksal überlassen.«
    »Etwas stimmt da nicht, das spüre ich.« Als das Kind zu schreien begann, war es Kate, als hätten sich die kalten Finger eines Monstrums um ihre Kehle gelegt. Die Stimme klang merkwürdig. Unnatürlich.
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich das Kleine hier zurücklasse.« Er versuchte ihr in die Augen zu sehen.
    Sie schwieg und mied seinen Blick.
    »Wie wollen Sie denn da runterkommen?« Ellison empfand Hass auf den Mann, der soviel kostbare Zeit auf ein gottverdammtes Loch im Fußboden eines uralten
    Luftschutzraums verschwendete. »Sie werden sich den Hals brechen, wenn Sie in die Spalte klettern.«
    »Vielleicht gibt es einen Zugang durch die Abwasserkanäle«, warf Dealey ein.
    Culver gefiel der Vorschlag gar nicht. »Ich habe die Nase voll von Abwasserkanälen. Da!« Er ließ den Kegel seiner Taschenlampe über einen Eisenträger wandern, der aus dem Schutt hervorragte. »Ich kann den Eisenträger als Leiter benutzen, um wieder aus dem Loch herauszukommen.
    Hinuntersteigen dürfte kein Problem sein. Die Bunkerdecken sind sehr niedrig.« Er wandte sich zu Fairbank. »Ich brauche Ihre Waffe.«
    Zu seiner Überraschung weigerte sich der Techniker, ihm die Maschinenpistole zu überlassen. »Ich komme mit Ihnen.
    Möglich, dass Sie Hilfe brauchen.«
    »Danke.« Culver händigte Dealey seinen Revolver aus. »Es macht keinen Sinn, wenn Sie drei auf unsere Rückkehr warten.
    Bringen Sie Ellison und Kate nach oben.«
    Dealey nahm die Waffe an sich. »Wir warten, bis Sie wieder aus dem Loch rauskommen. Es

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