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der angriffswütigen Mutanten keine Chance.
»Springen Sie, Ellison«, wiederholte Culver. Er hatte sich vom Schacht abgewandt und hielt die Taschenlampe auf die Ratten gerichtet. »Ist er unten?« fragte er über die Schulter.
»Ja«, antwortete Fairbank.
»Sie sind der nächste.«
Fairbank sprang. Culver war allein.
Nicht ganz allein. Die herankriechenden Mutanten leisteten ihm Gesellschaft.
Er ließ sich in die Öffnung gleiten. Bisher war’s nur Spaß, dachte er grimmig. Jetzt beginnt der schwierige Teil der Übung.
Die Ratten hatten begriffen, dass die Beute ihnen entwischte.
Ihr schauderhaftes Quieken schwoll zu einem wütenden Kreischen an. Wie eine sturmgepeitschte Welle warfen sie sich nach vorn.
Culver hielt die Maschinenpistole auf die heranströmenden Bestien gerichtet. Er nahm den Finger nicht mehr vom Abzug.
Die Kugeln zerrissen die anspringenden Tiere, zerfetzten die schwarzen Leiber, schleuderten die abgelösten Knochen und blutiges Gewebe an die Wände des Tunnels. Aber der Strom der Angreifer war unerschöpflich.
Schreiend vor Angst schob sich Culver über den Rand des Schachtes. Als er mit seinen Füßen die Schultern seines Gefährten ertastet hatte, ließ er die Taschenlampe fallen. Er duckte sich und gab einen letzten Feuerstoß auf die Ratten ab, dann schloss er den Deckel über sich.
Er stemmte sich in den Schacht. Die Schultern, auf denen er stand, gaben nach. »Übernehmen Sie die Maschinenpistole«, schrie er nach unten. Er hielt die Waffe ins Dunkel und spürte, wie einer der Männer, wahrscheinlich Fairbank, sie ihm aus der Hand nahm.
Über ihm, jenseits des Metalldeckels, war ein gellendes Inferno. Culver konnte die Ratten nicht mehr sehen, aber er roch ihren stinkenden Atem, der durch die Ritzen in die Tiefe drang. Er zog die Arme ein und ließ sich das Rohr hinab.
Fairbank fing ihn auf. Sekunden später sank er in das Wasser des Kanals.
Er verharrte in der Hocke und spürte, wie die Strömung über seinen Schoß floss.
Dealey sprach aus, was die anderen befürchteten. »Die Ratten werden einen anderen Weg finden, um in den Abwasserkanal zu kommen.«
Culver wischte sich das Wasser aus den Augen. Sein Blick fiel auf Ellison, der die Stablampe umklammert hielt. Er wandte sich zu Dealey. Er streckte die Hand aus. »Geben Sie mir Ihre Pistole.«
»Sie ist nass geworden«, keuchte Dealey. Er reichte Culver die Waffe.
»Ellison, die Taschenlampe.«
Wortlos händigte der Techniker ihm die Lampe aus.
»Haben Sie eine Ahnung, in welche Richtung wir gehen müssen?« fragte Culver, zu Dealey gewandt.
»Nein. Ich kenne mich in dem System der Abwasserkanäle überhaupt nicht aus. Davon abgesehen, habe ich in den Gängen des Bunkers jede Orientierung verloren.«
»Dann gehen wir in die Richtung, in die das Wasser fließt.«
Culver deutete mit der Mündung des Revolvers nach links.
»Irgendwo muss das Wasser schließlich wieder an die Oberfläche kommen.« Er kletterte über seine Gefährten hinweg. »Ich gehe vor. Kate, du gehst hinter mir. Dann Dealey und Ellison. Fairbank übernimmt die Nachhut.«
Stöhnend setzten sich die erschöpften Menschen in Bewegung. Von Culver geführt, wateten sie durch das verschmutzte Wasser, dessen Gestank dennoch nicht so abstoßend war wie der Verwesungsgeruch, der den Bunker erfüllt hatte. Sie kamen nur langsam voran, weil der Schlamm auf dem Grund der Rinne ihre Schritte behinderte. Mit unendlicher Erleichterung vernahmen sie, wie das Kreischen der Mutanten mit jedem Meter, den sie sich vom Sickerrohr entfernten, leiser und leiser wurde.
Weiter. Ihre Füße stießen an Ziegelsteine, die sich aus den Morast bedeckten Wänden des Kanals gelöst hatten. Ein lautes Geräusch ließ sie stehenbleiben.
»Fließendes Wasser«, sagte Dealey. »Wahrscheinlich kommen wir gleich an den Hauptkanal.«
»Und an einen Schacht, der in die Freiheit führt«, fügte Ellison hinzu.
»Das ist zu hoffen.«
Sie hasteten weiter. Das Geräusch schwoll zu einem Tosen an. Wenig später erreichten sie den Hauptkanal.
Die Rinne war etwa 3,50 Meter breit und so hoch, dass sie stehen konnten. Auf beiden Seiten lief ein Sims entlang. Sie erklommen den Vorsprung. Der Steg war so schmal, dass sie hintereinander gehen mussten. Eine Hand berührte Culvers Schulter. Er drehte sich um. Kate.
»Sind wir jetzt in Sicherheit?« fragte sie.
Er war entschlossen, sie nicht zu belügen. »Noch nicht. Aber bald.« Er zog sie in seine Arme und küsste sie auf den
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