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Bürger mit dem Autoschlüssel an seinem Fahrzeug hantierte, während um ihn herum die Stadt in Trümmer fiel.
Bryce hatte den Wagen umrundet. Die Windschutzscheibe war zu Bruch gegangen, die Splitter lagen auf den Vordersitzen verstreut. Gott sei Dank, es gab keine Blutspuren.
Er schob sich durch den Türspalt und nahm auf dem Fahrersitz Platz. Das Trommeln des Regens auf dem Blechdach war zu hören. Tropfen fielen durch den leeren Rahmen der Frontscheibe auf seine Knie, aber Bryce störte das nicht, seine Kleidung war sowieso schon durchnässt.
Eine Zeitung lag auf dem Boden des Fahrzeugs. Er hob sie auf und las die Schlagzeile.
DER PREMIERMINISTER: »RUHE BEWAHREN!«
Bryce begann zu lachen.
Er lachte, bis ihm die Tränen über die Backen rannen.
Sein Fuß stieß gegen den Türschweller.
Der Wagen erzitterte.
Die Erschütterung weckte das Lebewesen, das auf dem Rücksitz lag.
13
Fairbank war der erste, der sich in die Lücke zwängte. Der Zugang zum Untergeschoß des Kaufhauses war von
herabgefallenen Mauerteilen verschüttet, die nur einen engen Durchschlupf freiließen. Eine gefährliche Mischung aus zerbrochenen Ziegeln, scharfkantigen Betonplatten und Glassplittern bedeckte den Eingangsbereich. Über allem lag eine unheilverheißende Staubschicht. Aber die Männer trotzten der Gefahr, allen voran Fairbank, der nach dem wochenlangen Zwangsaufenthalt im Bunker davon träumte, endlich wieder ein blütenreines Oberhemd und frische Unterwäsche anzuziehen. Beides hoffte er in den Regalen und Verkaufsständen des Kaufhauses vorzufinden, dessen Untergeschoß, wie es schien, der atomaren Druckwelle standgehalten hatte. Die Aussicht darauf, sich nach Belieben mit den Produkten der Konsumgesellschaft eindecken zu können, war für ihn so wichtig, dass er sich nicht von seinen drei Gefährten, die zur Vorsicht mahnten, beeindrucken ließ.
Culver konnte ihn gut verstehen. Insgeheim sehnte auch er sich nach den Gegenständen, die Fairbanks Fantasie beflügelten.
Er hatte Fairbank allerdings darauf hingewiesen, dass der Warenbestand des Kaufhauses wahrscheinlich verbrannt war.
»Es gibt nur eine Möglichkeit, wie wir uns Gewissheit verschaffen können«, hatte der Techniker ihm geantwortet.
Offensichtlich hatte er den Schock, den er beim Verlassen der U-Bahnstation erlitten hatte, schon überwunden. Für die Sinneswandlung, die sich bei Fairbank vollzogen hatte, sah Culver zwei Gründe. Entweder hatte dieser Mann überhaupt keine Antenne für die Umwälzungen, die das atomare Unglück für die Überlebenden bedeutete, oder er verdrängte die niederschmetternden Eindrücke, weil das die einzige Möglichkeit war, die Katastrophe seelisch zu verarbeiten.
Wenn die zweite Vermutung zutraf, so musste man ihn um sein Überlebensrezept beneiden.
Culver hatte den Trümmerhaufen erklettert, der sich vor dem Eingang zum Tiefgeschoß auftürmte, Fairbank war ihm zwei oder drei Schritte voraus. Mit prüfendem Blick betrachtete er den Staub, der wie eine graue Puderschicht auf den Betonbrocken lag. Er wandte sich zu McEwen. »Kommen Sie, McEwen. Sie müssen die Radioaktivität messen, bevor wir reingehen; vielleicht ist das Kaufhaus vollkommen verseucht.«
Zögernd erklomm der Officer des Royal Observers Corps die steile Pyramide aus Schutt. Sie sahen Fairbank nach, der seine Stablampe angeknipst hatte und in diesem Augenblick in dem schwarzen Loch verschwand.
Einige Sekunden vergingen, dann hörten sie seine Stimme.
»Himmel, was für ein entsetzlicher Gestank!«
Sie folgten Fairbank, indem sie sich durch die schmale Öffnung zwängten. Und dann hockten sie auf dem Geröll und starrten auf die Inseln aus Licht, die ihre drei Stablampen in der Düsternis des Tiefgeschosses entstehen ließen.
»Da hinten ist die Decke eingestürzt«, stellte McEwen fest.
»Dafür sieht der Rest ziemlich stabil aus«, entgegnete Fairbank. Seine Stimme hatte einen heiteren Klang bekommen.
»He, was ist das denn?« Er ließ den Strahl seiner Lampe auf einem Regal voller Süßwaren kreisen. Er sprang auf und lief zu dem Verkaufsstand hinüber. Seine beiden Begleiter waren so überrascht, dass sie nicht einmal den Versuch machten, ihn daran zu hindern.
»Wenn Sie das alles aufessen, Fairbank, kriegen Sie fürchterliches Bauchweh«, bemerkte Culver, der sich das Lachen kaum noch verkneifen konnte.
Fairbank gab eine Beschreibung der Köstlichkeiten. »Nougat, Schokolade und jede Menge Fruchtbonbons! Ich glaube, ich träume. Walnut
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