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Domain

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Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Erläuterung bedurfte. »Er hat keine Chance mehr«, fügte er hinzu. Er richtete seinen Blick auf McEwen. »Schalten Sie den Geigerzähler ein. Wir müssen herausfinden, wie stark die Strahlung hier unten ist.«
    McEwen knipste das Zählrohr an. Sie erschraken, als das Gerät laut und deutlich zu knattern begann. Die Impulse, die von einem Verstärker übertragen wurden, kamen in sehr kurzen Abständen. Die Nadel schlug wild aus, bevor sie sich auf einen Wert im unteren Viertel der Skala einpendelte.
    »Zuviel Rem«, sagte McEwen. »Wir sind in Gefahr. Wir müssen das Gebäude sofort verlassen.«
    »Ich bin schon unterwegs«, sagte Fairbank.
    »Halt!« schrie Culver. »Wir müssen erst nach den anderen sehen. Vielleicht sind welche darunter, die nur eine geringe Strahlendosis abbekommen haben.«
    »Sie machen wohl Witze«, entgegnete ihm Fairbank, der nach wenigen Schritten stehengeblieben war. Er deutete auf die Gestalten, die aus dem gespenstischen Halbdunkel herangewankt kamen.
    Es war ein grauenhafter Anblick. Einige krochen, andere taumelten wie uralte Menschen, die binnen weniger Sekunden zusammenbrechen würden. Das Winseln ihrer hohen, brüchigen Stimmen erfüllte die stickige Luft. Es war schwer, in diesen stöhnenden, blutenden Skeletten den Mitmenschen zu sehen, den Bruder, der durch die atomare Katastrophe in ein Zerrbild des Homo sapiens verwandelt worden war. Culver erinnerten die Gestalten an Leprakranke, die das Unglück ihrer Krankheit aus der Abgeschiedenheit ihrer Kolonie in die Welt hinaus trugen, an eine Horde von Untoten, die ausgezogen waren, um die Lebenden zu vernichten…
    Es war mehr, als Fairbank und McEwen ertragen konnten.
    Entsetzt wichen sie in eine Lücke zwischen den
    Verkaufsständen zurück.
    Die torkelnden Gespenster waren nähergekommen. Das Licht der Stablampen fiel auf ihre von der Krankheit verunstalteten Gesichter. Sie bettelten um Mitleid. Sie flehten um Erlösung.
    »Culver, es sind zu viele! Wir können ihnen nicht helfen.« Es war Fairbank, der mit zitternder Stimme aussprach, was jener nur zu denken wagte.
    »Wir müssen hier draus«, sagte McEwen aus einiger Entfernung. »Die Strahlendosis ist zu hoch! Wenn wir nicht sofort verschwinden, erleiden wir das gleiche Schicksal wie diese Unglücklichen.«
    Eine Frau war zu Fairbank gekrochen und umklammerte flehend seine Knie.
    »Bitte…«
    Er versetzte ihr einen Stoß. Sie kam zu Fall, ein Schmerzensschrei entrang sich ihren Lippen. Reue durchflutete ihn. Er streckte die Hand aus, um ihr aufzuhelfen. Als der Klagegesang der anderen anschwoll, änderte er seinen Entschluss und trat zwei Schritte zurück, so dass die Frau ihn nicht mehr erreichen konnte.
    »Es hat keinen Zweck, Culver«, sagte er resigniert. »Wir können ihnen nicht helfen. Es sind zu viele.« Er machte kehrt und begann zu laufen. Er rannte so schnell, dass einige Beutel mit Süßigkeiten aus seinen überfüllten Taschen rutschten.
    Eine Hand berührte Culver an der Wange. Er zuckte zusammen, ohne sich der makabren Liebkosung zu entziehen.
    Immer noch kniete er vor dem Mann, der die Gruppe der Strahlenkranken angeführt hatte.
    »Lassen Sie uns nicht im Stich…«
    Culver ergriff die Hand des Unglücklichen. »Wir können jetzt nichts für Sie tun«, sagte er zögernd. »Aber wir werden zurückkommen. In unserem Bunker befindet sich eine Ärztin.
    Ich werde sie holen, damit sie ihnen hilft.«
    Der Mann umklammerte seine Finger. »Nein… nein… Sie dürfen uns hier nicht zurücklassen…«
    Und dann spürte Culver, wie ihm der Fremde die Hand auf die Schulter legte.
    Es gelang ihm, seine Hand aus dem Klammergriff des Strahlenkranken zu befreien. Aber der Mann hatte ihn mit seiner anderen Hand beim Kragen gepackt und zerrte an ihm.
    Eine Sekunde lang dachte Culver daran, die Pistole zu ziehen.
    Für den Sterbenden würde der Schuss eine Erlösung sein. Aber er brachte es nicht übers Herz, den Gedanken zu verwirklichen. Er sprang auf und stolperte über eine Gestalt, die sich von hinten genähert hatte. Es war eine junge Frau. Er übersah die bittend ausgestreckte Hand.
    »Es tut mir leid«, schrie er, und dann rannte er hinter seinen Gefährten her, die zum Ausgang stürzten.
    Er hörte das Weinen und Stöhnen der Strahlenkranken, er hörte ihr Flehen, aber er wagte es nicht, sich umzudrehen. Er lief weiter, bis er das Loch erreicht hatte, durch das sie in das Untergeschoß des Kaufhauses gelangt waren. Fairbank und McEwen waren schon über den

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