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Domain

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Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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glücklich, dass er etwas zu tun bekam, weil ihm das die Grübelei über die Ursachen der Katastrophe ersparte. Knattern. Die Nadel schlug aus, zuckte über die rote Markierung hinweg und pendelte sich auf einem niedrigen Wert ein. »Die Strahlung nimmt ab«, verkündete McEwen.
    »Schauen Sie doch, die Messung liegt unter dem kritischen Wert.«
    Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    »Fairbank?« Culver sah zu dem Techniker hinüber, der wenige Schritte von ihm entfernt stand.
    Fairbank öffnete die Augen. Ein unheimliches Lächeln spielte um seine Lippen, traurig und geheimnisvoll. Es schien, als stellte die Katastrophe für diesen Mann keine Überraschung dar.
    »Was nun?« fragte Fairbank.
    »Wir sollten zuerst einmal Bryce auf die Beine helfen, dann werden wir uns genauer umsehen. Wir müssen uns beeilen. Ich habe keine Lust, länger als unbedingt nötig hier draußen zu bleiben.«
    Sie halfen Bryce aufzustehen und stützten ihn, bis seine Kräfte zurückkehrten. Er wirkte geistesabwesend.
    »Irgendwelche Vorschläge, wo wir hingehen sollen?«
    murmelte er. »Es gibt nichts mehr, was wir uns ansehen können. Es gibt keine Hoffnung mehr, für niemanden von uns.«
    »London liegt in Schutt und Asche«, sagte Culver mit großem Ernst, »aber das bedeutet nicht, dass England bombardiert worden ist. Wir haben eine Chance.«
    Bryce schwieg.
    »Da drüben ist ein Kaufhaus«, sagte Fairbank. Er sprach mit lauter Stimme, um den Regen zu übertönen. »Woolworth. Ich bin täglich dran vorbeigefahren. Gehen wir rüber. Ich schätze, da können wir uns was zum Essen holen, auch Kleidung und andere nützliche Dinge.«
    »Wir haben noch genügend Vorräte im Bunker«, sagte Culver. »Trotzdem sollten wir nachsehen, ob’s da was zu essen gibt.«
    »Ich warte draußen«, verkündete Bryce. »Mir wird schlecht, wenn ich zwischen den Leichen herumlaufen muss.«
    »Kommt nicht in Frage. Wir gehen zusammen.«
    »Ich bin zu schwach, ich schaffe das nicht. Es tut mir leid, aber ich muss mich erst ausruhen. Die Anstrengung…«
    Culver sah Fairbank an. Der zuckte die Achseln und sagte: »Wenn wir ihn mitnehmen, müssen wir ihn tragen. Besser, wir lassen ihn hier.«
    »Also gut, Sie können draußen bleiben. Aber Sie dürfen auf keinen Fall weggehen. Wenn wir das Kaufhaus durchsucht haben, kehren wir sofort in den Bunker zurück. Unser Plan sieht vor, dass wir höchstens zwei Stunden über der Erde verbringen. Wir haben keine Zeit, nach Ihnen zu suchen.«
    »Ja, das verstehe ich. Ich verspreche Ihnen, dass ich mich nicht von der Stelle rühre.«
    »Es ist aber nicht gut, wenn Sie im Regen stehenbleiben. Am besten ist, wenn Sie sich in das Auto da drüben setzen.«
    Bryce nickte Einverständnis. Er war erleichtert, dass ihm der Gang durch das Kaufhaus erspart blieb. Er sah den drei Männern nach, wie sie den Platz überquerten, der einst einer der Verkehrsknotenpunkte von London gewesen war. Der Regen verhüllte die Gestalten, und dann war Bryce allein, umgeben von bedrückender Einsamkeit.
    Schon nach wenigen Sekunden beschlich ihn das Gefühl, der einzige Mensch zu sein, der das Inferno überlebt hatte. Er wusste, dass seine Gefährten nur ein paar hundert Schritte von ihm entfernt waren, aber das war ein Argument des Verstandes, das gegen die Gespenster der Angst wenig auszurichten vermochte. Verzweiflung überkam ihn, das Gefühl grenzenloser Verlassenheit. War die Katastrophe nicht zugleich das Ende der menschlichen Rasse? Welche Zukunft konnte das Leben auf diesem Planeten noch haben? Würden die Nachkommen der Überlebenden nicht aufgrund der Strahlenschäden als Missgeburten auf die Welt kommen?
    Konnten so nicht, in der Folge der Generationen, Mutanten entstehen? Wer konnte in einem Land überleben, dessen Boden und Flüsse radioaktiv verseucht waren?
    Der Regen war ein Trommelfeuer aus tausend Fragezeichen.
    Es waren Fragen, auf die es keine Antwort gab.
    Bryce schlug sich den Mantelkragen hoch, um sich vor dem Regen zu schützen. Es war zugleich eine symbolische Geste.
    Er ging zu einem der verlassenen Autos, zu einem Wagen, dessen Tür offen stand. Der Besitzer, der den Wagen so zurückließ, hatte offensichtlich keinen Gedanken an die Möglichkeit verschwendet, dass das ungesicherte Fahrzeug von einem Fremden benutzt werden konnte. Aber es hatte wahrscheinlich auch Autofahrer gegeben, die ihren Wagen noch abschlossen, bevor sie flüchteten. Bryce war einem Schmunzeln nahe, als er sich vorstellte, wie ein braver

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