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Domain

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Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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fehlte ein Meter.
    »McEwen, Sie sind der nächste. Ergreifen Sie meine Hand.«
    Er konnte sehen, wie sich der Offizier hinter dem Verletzten hervorschob. Mit langsamen, tastenden Schritten kam McEwen näher. Sobald die Lücke überbrückt war, konnten die drei Männer, die sich noch auf der anderen Seite befanden, den wild dahinschießenden Strom überqueren.
    McEwen war da, seine Finger schlossen sich um Fairbanks Handgelenk. Er übergab ihm seine Stablampe, die einzige Lichtquelle inmitten der tosenden Finsternis.
    Culver, der noch drüben stand, spürte seine Kräfte erlahmen.
    Er war jetzt der einzige, der Bryce hielt.
    »Beeilt euch!« schrie er den anderen zu. »Bryce hat keine Reserven mehr!«
    McEwen packte den Verletzten am Handgelenk. Es war die fingerlose Hand, und der provisorische Verband war längst abgerissen worden.
    Culver stieß sich von der Wand ab und durchschritt das Gleisbett. Er schob Bryce vor sich her. Er spürte, wie sein Fuß an die Schienen stieß. Der Druck des Wassers war ungeheuer stark.
    Fairbank zog, und Culver schob. Sie hätten es schaffen können, hätte McEwen nicht in diesem Augenblick einen Stoß erhalten, der ihm die Balance raubte.
    Er starrte dem dahintreibenden Hindernis nach, das ihm den Stoß versetzt hatte. Es war die Leiche eines Mannes. Die Gesichtszüge waren durch die Totenstarre entstellt, der Schädel schien zu grinsen. McEwen stieß einen Schrei aus und ließ Fairbank los.
    Das Wasser war gnadenlos. Es trug McEwen davon, ehe er irgendwo Halt gewinnen konnte.
    Bryce war so schwer geworden, dass Culver ihn nicht länger halten konnte. Beide stürzten in die Fluten.
    Fairbank war von der Strömung an die Wand gedrückt worden. Er hielt den Kabelstrang umklammert. Hilflos musste er zusehen, wie seine drei Gefährten davontrieben. McEwens Schreie waren so laut, dass sie das Tosen der Wassermassen übertönten.
    Fairbank schloss die Augen. »Mein Gott«, murmelte er.
    »Mein Gott.«
    Culver war untergetaucht. Er fühlte, wie er
    herumgeschleudert wurde. Ein Gewicht zerrte an seinem Arm.
    Bryce. Ob der Mann, mit dem er durch die Lederschnur verknüpft war, beim Sturz in die eisigen Fluten das Bewusstsein verloren oder ob er nur einen Schock erlitten hatte.
    Culver wusste es nicht. Die Erkenntnis, dass er auf Gedeih und Verderb an den verletzten Gefährten gefesselt war, schmerzte ihn wie ein giftiger Stachel. Prustend und schnaufend kam er an die Oberfläche.
    Er ruderte mit dem freien Arm, um sich über Wasser zu halten, und zog Bryce hoch. Es war so dunkel, dass er das Gesicht des Verletzten nicht erkennen konnte, aber er fühlte, dass der Kopf des Gefährten aus den Fluten aufgetaucht war.
    Als Bryce wild um sich zu schlagen begann und nach Luft japste, wusste Culver, dass er noch lebte.
    Die Lederschnur an seinem Arm hatte sich gelöst, Bryce trieb in der brodelnden Strömung dahin. Ein Gefühl der Erleichterung überkam Culver. Befreit von der Bürde des Verletzten, würde er in der Lage sein, sich zu retten. Aber da war die quälende Erinnerung an die Gespenster der Vergangenheit. Schon einmal hatte er versagt, als es galt, unter dem Einsatz des eigenen Lebens einen Menschen zu retten. Es war ihm verwehrt, zum zweiten Mal den Weg des geringsten Widerstands zu gehen.
    Mit einer entschlossenen Bewegung schob er Bryce seinen Arm unter die Schulter. Er ruderte mit der Kraft der Verzweiflung und hielt auf die Tunnelwand zu, die sich als feuchtglänzender Schatten jenseits des gurgelnden Stroms abzeichnete. Plötzlich spürte er Grund unter den Füßen.
    Geschoben von der Gewalt des Wassers, prallte er gegen die Wand. Er hielt Bryce umklammert und fühlte, wie sie beide von der Strömung herumgewirbelt wurden. Nachdem er sich dreimal um die eigene Achse gedreht hatte, gelang es ihm, an einem Vorsprung in der Ziegelmauer Halt zu finden. Sie waren bis zu der Stelle zurückgetrieben worden, wo der Tunnel sich erweiterte. Inmitten des geisterhaften Halbdunkels, das hier herrschte, waren die Metallrippen zu erkennen, mit denen dieser Teil der unterirdischen Röhre verkleidet war.
    Culver vermutete, dass sie nur noch wenige Meter von dem Bahnsteig entfernt waren, der ihr Ausgangspunkt gewesen war.
    Keuchend klammerte er sich an den Stein, der aus der Tunnelwand hervorragte, mit der anderen Hand hielt er Bryce an sich gedrückt. Er betete, dass der Strom, der ihnen immer noch bis zu den Hüften ging, nicht weiter ansteigen möge.
    Als er wieder bei Atem war, rief er nach

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