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Zeitspanne, die ihnen wie eine Ewigkeit vorkam, erreichten sie die Nische, die den Noteingang zum Bunker markierte. Erschöpft sanken sie vor der Stahltür auf die Knie.
Fairbank benutzte das Ende der Taschenlampe, um kräftig an die Tür zu klopfen.
Culver fühlte, wie der Verletzte, den er an sich gepresst hielt, in seinen Armen erschlaffte. Auch ihm selbst schwanden die Kräfte. Sie hatten es bis vor die Tür des Bunkers geschafft, aber jetzt war er am Ende. Beim ersten Mal war Culver vor dem Feuer geflohen, das sich im Tunnel ausbreitete. Jetzt war es das Wasser, das sein Leben bedrohte.
»Macht auf, ihr verdammten Idioten!« schrie Fairbank.
»Macht die verfluchte Tür auf!« Er hämmerte auf die Metallfläche ein. Die Wut hatte ihm frische Kräfte verliehen.
Bryce war in sich zusammengesackt, Culver umklammerte ihn mit einer Entschlossenheit, die ihn selbst verwunderte. Er fühlte sich auf einmal unglaublich schwach. Eine Stimme in seinem Inneren flüsterte: Genug ist genug.
Eine Weile lang hielt er den Verletzten mit seiner puren Willenskraft über Wasser, dann gewann die Erschöpfung die Oberhand. Culver hatte schon aufgegeben, als er spürte, wie die Metalltür, gegen die er sich gestemmt hatte, nachgab.
Die Tür schwang auf. Die drei Männer wurden von den gurgelnden Fluten in den Bunker geschwemmt.
Sie fielen übereinander. Helfende Hände griffen nach ihnen.
Culver war von dem hereinfluteten Wasser in die Lücke zwischen Wand und Spind gedrückt worden. Er lag da und sah zu, wie die Bunkerbesatzung die Tür zu schließen versuchte.
Es war ein schwerer Kampf. Wie eine Kaskade schoss das Wasser herein. Es bestand die Gefahr, dass der ganze Bunker überflutet wurde.
Weitere Männer kamen hereingelaufen und stemmten sich gegen die Tür. Dealey war da, er stand bis zu den Knöcheln im hereinströmenden Wasser.
Culver war unendlich müde. Er verstand nicht, warum der Mann, der neben Dealey stand, diesem einen Revolver an die Schläfe hielt. Und noch weniger verstand er, warum einer der Techniker, nämlich Ellison, einen Revolver auf ihn, auf Culver, richtete.
15
»Verdammt noch mal, würde mir jemand erklären, was hier eigentlich vorgeht?«
Culver trank von dem dampfend heißen Kaffee, den Kate ihm gebracht hatte. Er versengte sich die Lippen, trotzdem setzte er den Becher erst ab, nachdem er ihn bis zum letzten Tropfen geleert hatte. Die wärmende Flüssigkeit im Magen zu spüren, welch eine Wohltat. Seine Kleidung war vollständig durchnässt, man hatte ihm noch nicht erlaubt, sich umzuziehen.
Man hatte ihn in die Kommandozentrale des Bunkers gebracht.
Die Männer, die um den Tisch saßen und Culver ansahen, wirkten weder feindselig noch freundlich. Nur neugierig.
»Wo ist McEwen?« fragte einer der Techniker. Culver kannte den Mann, er hieß Strachan. Er fand ihn nicht gerade sympathisch, und dass er Culvers Frage, was denn eigentlich los sei, unbeantwortet gelassen hatte, war nicht geeignet, dessen Meinung über ihn zu verbessern. Strachan hatte auf dem Stuhl Platz genommen, der bei den früheren
Versammlungen Alex Dealey vorbehalten gewesen war.
Culver war außerdem aufgefallen, dass die Revolver von der Bildfläche verschwunden waren. Wer das Sagen hatte, war auch so offensichtlich. Während des Kommandounternehmens, das Culver und seine drei Begleiter an die Oberfläche geführt hatte, war die Macht im Bunker in andere Hände
übergegangen.
»Wir haben ihn verloren«, antwortete Culver. Sein Haar klebte an der Stirn. Der Ausdruck seiner Augen verriet, wie erschöpft er war.
»Wo?« fragte Strachan, betont kühl.
»Im Tunnel. Er ist von der Flut fortgeschwemmt worden. Es besteht eine Chance, dass er noch am Leben ist. Und jetzt sagen Sie mir bitte, was im Bunker los ist.«
»Das Wort heißt Demokratie«, sagte Strachan ernst.
»Ein anderer Ausdruck für Chaos«, warf Dealey ein. Er schien erregt, als stünde er kurz vor einem Wutausbruch.
Farraday stand an die Wand gelehnt. Hinter ihm war eine Landkarte zu erkennen. Er hatte sich die Ärmel seines Oberhemds aufgerollt und hielt die Hände in den Taschen vergraben. »Ich würde es nicht unbedingt Chaos nennen, Alex.
Es könnte sein, dass Strachan den richtigen Weg beschritten hat.«
Culver war erstaunt, dass Farraday den Hemdkragen geöffnet und den Knoten seiner Krawatte gelockert hatte. Er hatte ihn noch nie so lässig erlebt. Farraday war der Mann gewesen, der sich täglich rasierte und jeden Morgen ein frisches Hemd
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