Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Domain

Domain

Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
McEwen, aber er bekam keine Antwort. Vielleicht hatte dieser seinen Ruf auch erwidert, aber das Rauschen des Wassermassen war so laut, dass es, wie Culver vermutete, alles andere übertönte. Denkbar, dass McEwen sich auf eine winzige Insel am Rande des Mahlstroms gerettet hatte. Denkbar, dass er, nur einen Steinwurf von Culver entfernt, um sein Leben kämpfte. Wenn McEwen von der Strömung bis zur Haltestelle der U-Bahn abgetrieben worden war, waren seine Chancen gleich null. Die Wände des Tunnels waren in diesem Bereich so glatt, dass sie nicht den geringsten Halt boten. Wenn es McEwen nicht gelungen war, den Bahnsteig zu erklettern, würde er unweigerlich in die gegenüberliegende Tunnelöffnung gespült werden. Auf einmal war Licht zu sehen. Culver wandte den Kopf in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Fairbank! Das ist Fairbank! Jedenfalls stammte das Licht von dessen Taschenlampe. Culver schrie den Namen des Technikers, obwohl er wenig Hoffnung hatte, dass dieser ihn hören konnte.
    Bryce bewegte sich. Culver zog ihn hoch, bis ihre Köpfe auf gleicher Höhe waren.
    »Sind Sie stark genug für einen zweiten Versuch, Bryce? Wir müssen den Tunnel zurückwaten, bevor das Wasser noch höher ansteigt.« Ein Gedanke durchzuckte Culver, eine Befürchtung, die er gleich wieder verwarf. Es war zu früh, über dieses Problem nachzudenken. Alles zu seiner Zeit, Culver, alles zu seiner Zeit.
    Bryce versuchte ihm zu antworten, aber was er
    hervorbrachte, war nicht zu verstehen.
    Culver begann den Rückweg in die Richtung, wo der Bunker lag. Er hielt den Arm seines verletzten Gefährten umklammert und zog ihn an sich. Ein Schatten huschte vorbei, es ging so schnell, dass Culver die Umrisse der Gestalt nur ahnen konnte.
    Und noch ein Schatten. Diesmal war klar, um was es sich handelte. Der Mann, der mit der schäumenden Flut vorbeitrieb, schwamm mit dem Gesicht nach oben, und das Gesicht war eine Totenmaske. O Gott, dachte Culver, das sind Menschen, die in irgendeinem unterirdischen Bunker Zuflucht gesucht haben. Sie sind vom Wasser überrascht worden und ertrunken.
    Vielleicht hatte sich auch ein paar in den Tunnels verborgen, möglicherweise sogar in den Abwasserkanälen. Die Flut ist ihnen zum Verhängnis geworden. Eine weitere Leiche schwamm vorbei. Der Tote hielt die Arme ausgestreckt, als wollte er der Wut über sein furchtbares Schicksal Ausdruck geben. Vielleicht war das gesamte System der U-Bahntunnels zu einer großen Katakombe geworden.
    Der Lichtschein war näher gekommen, und Culver begriff, dass Fairbank ihnen entgegenging, um ihnen zu Hilfe zu kommen. Er verstärkte seine eigenen Anstrengungen, wobei er nicht nur gegen die Strömung, sondern auch gegen das Gefühl zunehmender Erschöpfung zu kämpfen hatte. Glücklicherweise hatte sich Bryce soweit erholt, dass er aus eigener Kraft zu gehen vermochte.
    Fairbank hatte es leichter als Culver und Bryce, er watete mit der Strömung. Es dauerte nur kurze Zeit, dann war er bei den beiden Männern angekommen und leuchtete ihnen mit der Stablampe ins Gesicht.
    »Gott sei Dank, dass Sie noch leben«, schrie er. »Ich dachte schon, ich würde Sie nie wiedersehen.« Er richtete den Strahl stromabwärts. »Wo ist McEwen?«
    Culver schüttelte den Kopf.
    Fairbank starrte in die Düsternis des Tunnels, in der Hoffnung, den Vermissten zu entdecken. Nach kurzer Zeit gab er die Suche auf. Er wandte sich zu Culver. »Wir müssen es noch einmal versuchen. Sind Sie bereit?«
    »Es bleibt uns keine andere Wahl, oder?«
    »So ist es.«
    »Dann bin ich bereit.«
    Der Techniker hatte sich umgedreht, um den Marsch zum Bunker zu beginnen. Culver packte ihn am Arm. »Mir ist da vorhin eine schlimme Idee gekommen.«
    »Ach ja?«
    Culver zögerte, er suchte nach den richtigen Worten. »Was ist, wenn der Bunker überflutet wird?«
    »Unmöglich. Die Tür ist wasserdicht.«
    »Aber sie können die Tür nicht für uns öffnen, ohne dass das Wasser in den Bunker fließt.«
    Fairbank dachte nach. Schließlich schrie er Culver zu: »Sie haben es vorhin selbst gesagt. Wir haben keine Wahl.«
    Culver ergriff den Verletzten und brachte ihn in eine Position, dass er ihn vor sich herschieben konnte. Es war Fairbank, der die kleine Gruppe anführte.
    Es war ein langer, langer, beschwerlicher Weg. In einem Punkt hatten sie Glück, die Flut stieg nicht weiter an. Sie sahen viele Leichen vorbeitreiben, aber der Anblick schreckte sie nicht mehr, sie hatten sich daran gewöhnt.
    Nach einer

Weitere Kostenlose Bücher