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Domain

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Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Bevölkerung gerichtet wurden, waren von bitterer Ironie. Ruhe bewahren, das war, als ob der Tod einem auf die Schulter klopfte. Bryce begann zu weinen, und das nicht nur, weil die Schmerzen schlimmer geworden waren.
    Sie fassten ihn unter und schleppten ihn zum Eingang der U-Bahn-Station, wobei sie nach dem Hund Ausschau hielten. Sie
    schlugen die Türen der Autos zu, bevor sie daran vorbeigingen. Immer noch regnete es, und obwohl der Regen warm war, spürte Culver, wie sich eisige Kälte in seinen Knochen einnistete. Bei dem Ausflug in die Oberwelt hatten sich alle Befürchtungen bewahrheitet, die er gehegt hatte. Die Stadt war durch die Katastrophe nicht nur verkrüppelt, sie war zermalmt worden.
    Culver und Fairbank erblickten McEwen zur gleichen Zeit.
    Er stand vor einem Hauseingang, den Blick zur Erde gerichtet.
    Sie konnten nicht erkennen, was ihn dort so interessierte.
    McEwen schmunzelte. Er versuchte, den Hund vom
    Hauseingang wegzulocken. »Komm jetzt. Niemand will dir etwas tun. Im Gegenteil, wir werden dich gut behandeln. Ein tapferer Hund, der es mit den bösen Ratten aufnimmt, ist genau, was wir brauchen.«
    Das Tier ließ ein warnendes Knurren hören. Es maß den Mann, der sich zu ihm beugte, mit einem misstrauischen Blick.
    Erst jetzt fiel McEwen auf, dass der Hund krank sein musste.
    Die Krankheit spiegelte sich in den großen, braunen Augen.
    »Ich weiß, du bist am Verhungern. Ich will dir dein Fressen ja auch nicht wegnehmen. Schling die Würste herunter, wenn’s dir so gut schmeckt. Braver Hund.«
    Während das Tier den Bissen zwischen seinen Kiefern zermalmte, machte der Officer eine seltsame Beobachtung. An dem Fleischfetzen, der soeben im Rachen des Tieres verschwand, hing ein Fingernagel.
    McEwen hatte den Hund streicheln wollen. Jetzt war er unsicher geworden. Diese flackernden Augen. Außerdem zitterte das Tier. Und es knurrte. Das gesamte Verhalten war nicht eben ermutigend.
    Schaumiger Speichel tropfte von den Lefzen des Tieres.
    Speichel, der vom Blut der Beute rot gefärbt wurde.
    »McEwen!«
    Er fuhr herum und erblickte Culver, der durch dichte Regenschleier auf ihn zugelaufen kam. Culver hatte den Revolver gezogen. Was dann kam, geschah aus McEwens Blickwinkel wie in Zeitlupe. Der rennende Mann, der zitternde Hund, das Anschwellen der Muskeln, als das Tier zum Sprung ansetzte, die Krümmung des Rückens, das Knistern des Fells, die weitgeöffneten Fänge und der mit blutigem Speichel benetzte Rachen…
    Culver war stehengeblieben und zielte. Der Hund war bereit zum Sprung. Jetzt!
    Culver drückte ab.
    Das Tier war in der Luft, drehte sich und landete vor McEwens Füßen.
    McEwen taumelte zurück. Er stieß mit dem Absatz an einen Ziegelstein und kam zu Fall.
    Der tödlich verwundete Hund kroch auf ihn zu.
    Culver machte sich bereit zum Fangschuss.
    Er zielte auf den Kopf des Tieres. Er drückte ab.
    Und noch einmal.
    Noch ein Schuss. Der Hund bäumte sich auf.
    Noch ein Schuss. Der Leib des Tieres erschlaffte.
    Culver schob die Waffe in den Halfter zurück.
    McEwen hatte sich aufgerappelt. Er bedachte Culver, der auf ihn zutrat, mit einem erstaunten Blick.
    »Hat der Hund Sie gebissen?« fragte Culver.
    McEwen starrte ihn ein paar Sekunden an, bevor er ihm antwortete. »Nein. Ich habe das Tier nicht einmal berührt. Ich wusste nicht…«
    »Der Hund hat Bryce angefallen und verletzt.«
    »Scheiße.«
    »Helfen Sie uns, Bryce zum Bunker zu schaffen.« Culver wandte sich ab, um zu Fairbank und Bryce zu gehen.
    McEwen betrachtete den Kadaver und nagte an der Unterlippe. Um ein Haar hätte er sich mit Tollwut infiziert. Es gab nichts mehr, worauf man sich verlassen konnte. Seit die Bombe gefallen war, hatte sich die Welt verändert. Was vorher alltäglich gewesen war, war jetzt lebensgefährlich, das war das Vermächtnis, das den Menschen im Augenblick der Explosion aufgebürdet worden war.
    McEwen spürte in seinem Innern die gleiche Kälte, die Culver gespürt hatte. Er eilte den drei Männern nach, die auf die Treppe der U-Bahnstation zugingen.
    Der süßliche Verwesungsgeruch war da, noch ehe sie den Fuß auf die letzte Stufe der Treppe, die in die Schalterhalle hinunterführte, gesetzt hatten. Es waren widerstrebende Gefühle, die in diesem Augenblick die Gedanken der Männer erfüllten. Auf der einen Seite der Drang, in die Sicherheit des Bunkers zurückzukehren, auf der anderen Seite der Ekel vor dem Bild der Verwesung, vor den Fliegenschwärmen, die auf den Leichenbergen

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