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Domain

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Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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dahinströmenden Wassers mit jedem Schritt stärker wurde. Bald war klar, dass Culver nicht zugleich die Stablampe halten und Bryce stützten konnte; die Belastung des Arms war zu hoch.
    Er gebot den Männern Halt. »Holen Sie Ihre Stablampe raus, McEwen«, schrie er nach hinten. »Richten Sie den Strahl voraus, auf die Wand.«
    McEwens Lampe flammte auf. Culver steckte seine Lampe in den Gürtel. Er schob seinen Arm unter die Schulter des Verletzten.
    Weiter. Der Schweiß rann Culver über die Stirn. Es kostete ihn ungeheure Anstrengung, sein eigenes Gewicht und Bryce gegen die Strömung zu bewegen. In seiner Erinnerung erstanden die Erlebnisse bei der Flucht, als er den gleichen Tunnel entlanggegangen war, die tiefe, trügerische Stille, die damals geherrscht hatte, die mutierten Ratten, das Mädchen, das wie versteinert auf dem schmalen Sims gestanden hatte.
    Kate! Himmel, wie er sich danach sehnte, sie wiederzusehen.
    Bryce glitt aus der Klammer, die er mit seinem Arm gebildet hatte.
    »Halten Sie ihn fest!« rief Culver zu Fairbank, als der Verletzte zu sinken begann.
    Fairbank schlang seine Arme um Bryces Brustkorb. Es gelang ihm, ihn hochzuheben. Er drückte ihn an die Tunnelwand. Bryce rang um Luft. Seine Lippen formten Worte, die tonlos blieben.
    »Er schafft es nicht!« schrie Fairbank.
    Culver beugte sich zu Bryce. Er schrie ihm ins Ohr. »Wir haben nicht mehr weit, nur noch ein paar Schritte. Wir können es schaffen, aber Sie müssen mithelfen.«
    Bryce schüttelte den Kopf. Er hatte die Augen geschlossen.
    Culver löste den Schulterhalfter und warf seine Taschenlampe ins Wasser. Er musste entweder auf die Lampe oder auf den Revolver verzichten. Die Waffe war ihm wichtiger, er steckte sie in seinen Gürtel. Dann verschränkte er seinen Arm mit Bryces unverletztem Arm und sicherte die Verbindung mit den Lederschnüren des Halfters.
    »Sie müssen mithelfen, Bryce!« schrie er. »Allein schaffe ich das nicht. Lehnen Sie sich auf meine Seite, und achten Sie darauf, dass Sie die Füße auf dem Boden behalten! Fairbank, Sie müssen ganz nah hinter mir gehen.«
    »Ich bin Ihnen so nahe, dass keine Rasierklinge mehr dazwischen passt«, antwortete Fairbank mit einem Grinsen.
    Es war wie Bergaufgehen bei einem Taifun. Schritt um Schritt schoben sie sich voran. Nach einer Weile bemerkten sie, dass Schaum auf den Fluten tanzte. Das Wasser ging ihnen bis zur Hüfte.
    »Wir müssen die Geleise überqueren«, rief Culver den Männern zu, die hinter ihm wateten. »Wir müssen auf die andere Seite.« Insgeheim verfluchte er sich, dass ihm das nicht früher eingefallen war. Als das Wasser noch niedriger war, wäre die Überquerung der Geleise leichter gewesen. Er deutete auf die andere Seite. Fairbank nickte, er hatte verstanden.
    Culver ließ das dicke Kabel los, an dem er sich festgehalten hatte, holte tief Luft und trat in das Gleisbett. Er hätte beinahe den Boden unter den Füßen verloren, so stark war die Strömung. Er taumelte zurück, helfende Hände streckten sich ihm entgegen.
    »Es ist besser, wenn ich als erster rübergehe«, schrie ihm Fairbank ins Ohr. »Wir bilden eine Kette. Zuerst ich, dann Bryce. Sie können Bryce stützen und sich mit der anderen Hand am Kabel festhalten. McEwen geht hinter Bryce und schiebt.«
    Culver umfasste das Kabel, das in Schulterhöhe verlief.
    »Vorwärts!«
    Fairbank watete in das Gleisbett hinein, er hielt Bryces Handgelenk umklammert. McEwen folgte. Sie mussten langsam gehen, um nicht über die Geleise zu stolpern. Als Fairbank ins Schwanken geriet, blieb er stehen. Ihm war, als zerrten Finger aus Eis an seinen Beinen. Es war jetzt klar, dass er Bryce loslassen musste, wenn er den Sims auf der anderen Seite erreichen wollte.
    »Haltet ihn fest!« schrie er den anderen zu, dann warf er sich ins Wasser. Die Flut ging ihm bis zur Brust. Einige Meter weit wurde er fortgetrieben, dann gelang es ihm, an einem Mauervorsprung Halt zu finden. Er zog sich an dem Vorsprung hoch und verschnaufte. Er konnte die Umrisse seiner Gefährten sehen und den Lichtkegel, den McEwen mit schwankender Hand auf die Mauer lenkte. Bryce, so befürchtete er, würde der Strömung in der Mitte des Tunnels nicht lange standhalten können, und ob McEwen den Verletzten stützen konnte, war ungewiss. Er durfte keine Zeit verlieren. Er benutzte das Kabel, um sich entgegen der Strömung an der Wand entlangzuziehen.
    Als er bei seinen drei Gefährten angekommen war, streckte er die Hand nach Bryce aus. Es

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