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Domain

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Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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herumkrochen. Das Stöhnen ihres verwundeten Gefährten trieb sie vorwärts.
    Die Rolltreppe, in der Sekunde des Atomblitzes erstarrt, war immer noch von Toten übersät, aber nach den Schrecken, die Culver und seine Begleiter in der Oberwelt erlebt hatten, war die Erinnerung an die grauenhaften Erlebnisse beim Aufstieg verblasst. Die Männer hatten das Gefühl, in die Höhle des Hades hinabzusteigen. Die Menschen, deren sterbliche Hüllen auf den metallenen Stufen lagen, waren arme Seelen, die aus der Unterwelt geflohen waren. Sie waren umgekommen, ehe sie das Sonnenlicht erreichten. Es war paradox. Die Hölle war oben.
    Abwärts. Vor einem der Hindernisse – die Hindernisse bestanden immer aus Toten – wären Fairbank und Bryce beinahe zu Fall gekommen. Wäre das geschehen, so hätten sie eine Lawine aus Leibern ausgelöst. Es war Culver, der den Sturz verhinderte, indem er sich am Handlauf festhielt und sich gegen das Gewicht der nachdrängenden Gefährten stemmte.
    Sie verharrten, um Luft zu holen. Sie alle waren erschöpft von dem Erkundungsunternehmen, das sie ins Inferno geführt hatte, geschwächt an Leib und Seele.
    Und doch wollte keiner von ihnen auch nur eine Sekunde länger als nötig auf der Rolltreppe verbringen. Die Leichen, an denen die Rattenbisse nur zu deutlich zu erkennen waren, erinnerten sie daran, dass sie noch nicht in Sicherheit waren.
    Sie gingen weiter. Culver und Fairbank stützten Bryce. Ihnen voran schritt McEwen, dessen Stablampe die düsteren Stufen erhellte.
    Sie hörten das Rauschen, noch ehe sie den unterirdischen Bahnsteig erreichten. Sie blieben stehen und sahen sich an.
    Das Geräusch kam aus dem Gang, der zu den Zügen führte, die in östlicher Richtung verkehrt hatten. Als sie dem Bahnsteig näher kamen, dämmerte ihnen, was passiert war. McEwen lief voraus, die anderen drei folgten ihm, so schnell das Bryces Zustand erlaubte.
    Das Rauschen wuchs zu einem donnernden Getöse an, als sie den gewundenen Gang durchschritten hatten. McEwen stand auf dem Bahnsteig und blickte auf das Gleisbett hinab. Die drei Männer traten hinter ihn. Sie richteten die Taschenlampen auf den reißenden Strom, der in der künstlichen Senke entlangschoss.
    »Die Abwasserkanäle sind übergelaufen!« McEwen musste schreien, um sich bei dem Getöse verständlich zu machen.
    »Der Regen…«
    »Der Regen und die Atombomben«, schrie Fairbank. »Durch die Erschütterung sind die Rohre geplatzt.«
    »Wir müssen in den Bunker!« Das war Bryce. Panische Angst sprach aus seiner Stimme.
    »Keine Sorge, das schaffen wir.« Culver richtete den Strahl seiner Lampe auf den Tunnel, aus dem die Fluten kamen. »Das Wasser geht uns höchstens bis zur Hüfte.
    Wir können uns an den seitlichen Verstrebungen und Kabeln entlangziehen.«
    »Und Bryce?« fragte Fairbank. »Er hat nur noch eine Hand, um sich festzuhalten. Ich bezweifle, dass er auch nur die Kräfte hat, um sich der Strömung entgegenzustemmen.«
    »Wir nehmen ihn in die Mitte. Einer geht vor, dann Bryce, dann der Rest der Mannschaft. Ich sehe keine Probleme.«
    Fairbank zuckte die Achseln. »Wenn Sie meinen.«
    »Fairbank, Sie machen das Schlusslicht. Vor Ihnen geht McEwen. Sie beide schieben Bryce nach vorn. Wir werden nur eine Stablampe benutzen, nämlich meine. Auf diese Weise haben Sie die Hände frei. Verstanden?«
    Fairbank und McEwen nickten. Sie verstauten die Stablampen in ihren Taschen.
    Sie gingen den Bahnsteig entlang. Vor dem Tunnelbogen angekommen, sprang Culver in den schäumenden Strom.
    Das Wasser war eiskalt, so kalt, dass es ihm den Atem verschlug. Die Strömung zerrte an seinen Beinen, sie war stärker, als er angenommen hatte. Er ergriff eine der Metallstreben, die an der Tunnelwand befestigt waren, und zog sich nach vorn. Er blieb erst stehen, als seine drei Gefährten ins Wasser gesprungen waren. Er lehnte sich an die Wand und drehte sich um. Er hatte Mühe, sich mit den Männern zu verständigen, nicht nur weil der Tunnel durch sein Echo das Geräusch der tosenden Fluten verstärkte, sondern weil er außer Atem war. Seine Füße fühlten sich wie Eisklumpen an.
    »Verschränken Sie Ihren linken Arm mit meinem rechten Arm«, rief er Bryce zu. Der tat wie geheißen. Culver ließ die Stablampe in seiner rechten Hand, er brauchte die Linke, um sich an den parallel zu den überspülten Schienen verlaufenden Streben festzuhalten.
    Es ging los. Es war eine merkwürdige Prozession. Die Männer spürten, wie der Druck des rasch

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