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wenig Überlebende gibt.
Aber unter uns sind auch Männer und Frauen, deren Wohnungen sich am Stadtrand und in der weiteren Umgebung befinden. Es dürfte kein Problem darstellen, in die Vororte zu gelangen.«
Culver lehnte sich vor. »Die Entscheidung liegt bei Ihnen«, sagte er ruhig. »Denken Sie aber daran, dass es da oben tollwütige Tiere gibt und wandelnde Tote. Es gibt soviel Strahlenkranke, dass wir ihnen unmöglich helfen können. Es gibt beschädigte Gebäude, die zusammenfallen. Nichts da oben ist mehr so, wie es war, und der wochenlange Regen macht alles nur noch schlimmer.«
Er hatte seinen Becher geleert. Kate goss ihm Kaffee nach.
»Seuchen werden sich ausbreiten«, fuhr er fort, »Typhus, Cholera und andere Krankheiten. Frau Dr. Reynolds hat Ihnen bereits bei anderer Gelegenheit gesagt, wo die Schwerpunkte der gesundheitlichen Risiken liegen. Um das Maß vollzumachen, gibt es Scharen von Ratten in den Tunnels, und vielleicht ist das Ungeziefer auch schon bis zur Oberfläche vorgedrungen. Wir sind an der U-Bahnstation auf zwei tote Nagetiere gestoßen, und wir haben Menschen gesehen, die von den Ratten zerfleischt worden sind. Wenn Sie einem Rudel dieser Tiere begegnen, haben Sie keine Chance.«
»Er hat recht«, sagte Dealey triumphierend. »Sein Bericht bestätigt Punkt für Punkt, was ich Ihnen die ganze Zeit klarzumachen versuchte!«
»Schweigen Sie, Dealey«, sagte Culver. Ihm war klar geworden, dass es Dealey war, der die ganze Konfrontation ausgelöst hatte. Der Hang dieses Mannes, die Dinge in die Hand zu nehmen und Entscheidungen über die Köpfe der anderen hinweg zu treffen, war schuld daran, dass sich alles so zugespitzt hatte. Wobei Dealey von falschen Voraussetzungen ausging. Recht und Ordnung existierten nicht mehr, und Dealey besaß nicht die Macht, um seinen Führungsanspruch durchzusetzen. Soweit Culver das beurteilen konnte, hatten sich jene,’ die am Anfang zu dem Regierungsvertreter gehalten hatten, sehr bald von ihm abgespalten, Farraday war das beste Beispiel. Er fixierte Dealey und wiederholte seine Warnung.
»Halten Sie den Mund.«
Dealey war so überrascht, dass es ihm tatsächlich die Sprache verschlug. Culver hielt seinem fragenden Blick stand. Er hoffte inständig, dass der Regierungsvertreter begriffen hatte, wie ernst die Lage war. Die bedrohliche Spannung, die in der Versammlung herrschte, war fast mit Händen zu greifen.
Durch den erzwungenen Aufenthalt im Bunker, der nun schon mehrere Wochen dauerte, waren die Leute an den Rand der Hysterie geraten. Die Tatsache, dass Strachan und seine Anhänger ihren Coup mit Waffengewalt gestartet hatten, war ein klarer Hinweis darauf, in welch hohem Maße die Handlungen dieser Gruppe von Emotionen bestimmt wurde.
Das Glitzern in Strachans Augen verhieß Gefahr.
»Ein Kaffeekränzchen, und das ohne mich.« Das war die Stimme der Ärztin. Clare Reynolds schob die Männer zur Seite, die ihr den Eintritt in die Kommandozentrale versperren wollten, und drängte sich durch die Versammlung. Eine Gasse bildete sich. Die Ärztin ging auf Culver und Fairbank zu. Sie zog eine Flasche Brandy hervor, die sie unter den Arm geklemmt hatte, und füllte die Becher der beiden bis zum Rand. Sie sprach in gemütlichem Tonfall und doch so laut, dass alle Anwesenden sie hören konnten. »Anweisung der Lazarettleitung. Sie beide werden jetzt erst einmal Ihre nassen Sachen ausziehen, ehe Sie sich eine Erkältung holen. Was Bryce angeht, so habe ich ihm ein Immunserum gegen Tollwut gespritzt. Wie auch immer, die nächsten Wochen werden für unseren Freund nicht gerade das sein, was man ein Zuckerschlecken nennt. Die Inkubationszeit liegt zwischen zehn Tagen und einem Monat.« Sie kniff die Augen zusammen. »Wenn er Pech hat, können es auch zwei Jahre werden.«
Sie wandte sich zu den Männern, die am Konferenztisch saßen. »Wie geht’s weiter mit der Revolution?«
»Ich dachte, Sie sind auf unserer Seite«, sagte Strachan. Es war Beschwichtigung und Vorwurf in einem. »Ihnen war das Regime, das Dealey geführt hat, doch genauso zuwider wie den meisten von uns.«
»Was mir nicht gepasst hat«, konterte die Ärztin, »waren seine Mittel. Die Ziele, die er verfolgt hat, fand ich ganz vernünftig. Was ich nicht gut finde, ist Gewalt. Nach der Katastrophe, die sich da ereignet hat, sollten wir im Bunker darauf verzichten.«
»Wir haben keine Gewalt angewendet«, sagte Ellison ärgerlich.
»Sie haben jene, die nicht Ihrer Meinung sind, mit der
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