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Rohren und Kabelsträngen entlangliefen. Die Schüsse peitschten in die weichen Körper der Bestien, trafen auf Metallplatten, drangen als Querschläger in die Bunkerdecke.
Die Mutanten, die er traf, fielen quiekend in das rasch dahintreibende Wasser. Er sah, wie eine der Kreaturen in der Schlinge eines elektrischen Kabels hängenblieb. Der Rumpf begann zu zittern, und die Kiefer öffneten und schlossen sich in rascher Folge, während der Strom durch den pelzigen Leib schoss.
Über Ellison verlief die Galerie, die Culver, Fairbank und Kate als Fluchtweg diente. Er sah, wie Ratten von den Kabelsträngen auf das Metallgitter sprangen, das den Boden des Stegs darstellte. Er watete näher und hielt auf die Mutanten. Das Töten konnte beginnen.
Culver zog Kate zu Boden, als die Kugeln an seinen Ohren vorbeipfiffen. Er erschrak, als das Gitter unter seinen Füßen in Schwingung geriet. Als er sich umwandte, erblickte er eine Ratte, die nur noch einen Meter von ihm entfernt war. Das Tier hatte die Zähne gefletscht, abgrundtiefe Bosheit glomm in seinen Augen. Culver duckte sich. Sobald die Ratte sprang, würde er ihr einen Stoß mit dem Stiefel versetzen. Aber die Bestie bewegte sich nicht. Sie war tot.
Einer der Mutanten hatte sich von einem Wasserrohr, das an der Bunkerdecke entlangführte, auf Kates Rücken fallen lassen. Das Tier krallte sich in die Kleidung des Mädchens und begann den Stoff mit seinen messerscharfen Zähnen aufzuschlitzen. Culver zuckte zusammen, als er sah, wie sich Kates zerrissene Bluse blutig färbte. Als die Ratte wie der Klöppel einer Glocke zur Seite schwang, bemerkte er die kreisrunden Einschüsse im Fell. Das Blut, das über den Rücken des Mädchens floss, war Rattenblut. Culver warf sich nach vorn. Er bekam den Mutanten zu fassen und warf ihn über das Geländer.
Ellison hatte zu schießen aufgehört. Er starrte zu den drei Menschen hinauf, die auf der Galerie standen. Culver kniete vor dem Mädchen, er untersuchte sie auf Wunden. Fairbank war an das Geländer getreten, um Ellison in schreiender Lautstärke darüber zu informieren, was er von seinen Schießkünsten hielt.
Zitternd schmiegte sich Kate an den Mann, der sie von der Ratte befreit hatte. Als er sie am Kinn fasste und ihr in die Augen sah, entdeckte er keine Hysterie, nur Angst, vielleicht Verzweiflung. Es gab keine Zeit, um das Mädchen zu trösten, um ihr Mut zuzusprechen. Die Flut war weiter angestiegen, und Culver rechnete damit, dass die Stromversorgung des Bunkers binnen weniger Minuten ausfallen würde. Er zog Kate an sich und schrie ihr ins Ohr: »Wir müssen zurück ins Wasser!«
»Warum?« Jetzt war Panik in ihrem Blick.
»Wir brauchen Waffen, und die sind in der
Kommandozentrale. Der Raum ist nur zu ebener Erde zu erreichen.«
Sie kletterten die Leiter hinunter, Fairbank folgte ihnen.
Culver war ins Wasser gesprungen, als er Ellison bemerkte.
Der Ingenieur hielt die Mündung der Maschinenpistole auf die Köpfe heranschwimmender Ratten gerichtet. Er gab einen Feuerstoß ab. Culver war überrascht, als der Ingenieur sich umwandte. Der Mann lächelte.
»Wo sind Dealey und die anderen?« schrie Culver. Ellison deutete mit der Mündung der Waffe in die Richtung, wo die Kommandozentrale lag, dann hob er den Blick, um die Versorgungsleitungen nach Ratten abzusuchen. Ein merkwürdiger Ausdruck lag auf seinen Zügen. Wie ein Hecht, der Stichlinge jagt, dachte Culver. Es war offensichtlich, dass das Töten Ellison Genuss bereitete. Die wochenlange Unsicherheit und das Gefühl, für immer im Bunker eingesperrt zu sein, waren schuld daran.
Der Weg zur Kommandozentrale begann. Culver, Fairbank und Kate wateten durch den Korridor. Die Tür kam in Sicht, sie war offen. Fünf oder sechs Gestalten kamen in den Flur gestolpert. Entsetzt blickten sie auf das Chaos. Auch Dealey war da. Auf seinen Zügen zeichnete sich namenlose Angst ab, genau wie damals, als Culver ihm zum ersten Mal begegnete.
Wieviel Zeit war seitdem vergangen? Jahrhunderte? Culver ging gegen die Strömung. Bücher und Stühle trieben vorbei. Er erschrak, als der Kadaver einer Ratte an seine Hüfte stieß. Mit einer raschen Bewegung schob er den schwammigen, schweren Körper von sich.
Schließlich war er vor Dealey angekommen. Hinter dem Rücken des Regierungsbeamten war Farraday zu erkennen.
»Hat es noch Sinn, im Bunker zu bleiben?« schrie Culver.
»Werden wir hier nicht elend ertrinken?«
»Ich weiß es nicht. Wir haben eine Chance, wenn niemand
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