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die Öffnung heran. Ein Blitz erhellte den Schacht. Der Mann verdeckte den größten Teil des Gitters, trotzdem fiel soviel Licht in die horizontal verlaufende Röhre, dass er die gelben Augen der Ratten erkennen konnte.
Es waren Hunderte von Mutanten, die ihn durch die engen Maschen anstarrten. Sie setzten zum Sprung an. Das Gitter erzitterte.
Der Techniker taumelte zurück, verlor den Halt und stürzte in die Tiefe. Sein gellender Schrei endete erst, als er auf dem Wasserspiegel aufschlug.
Strachan spürte den sich drehenden Körper näher kommen, mehr als dass er ihn sah. Er drückte sich an die Leiter und zog den Kopf ein.
Glatte, weiche Körper berührten seine Beine. Es war, als seien Tausende von Ratten in Sekundenschnelle in den Schacht geschleudert worden. Die Schmerzensschreie des Technikers, der verletzt zwischen den wild um sich beißenden Tieren herumkroch, vermischten sich mit dem Quieken der Mutanten.
Strachan versuchte, die nächste Sprosse zu erklimmen, aber sein Bein wurde von einem Gewicht behindert. Scharfe Zähne hatten ihm den Schenkel aufgeschlitzt.
Er zog an seinem Bein, um es nach oben zu bringen.
Vergeblich. Er riss den Mund auf, um zu schreien, aber nur ein kaum hörbares Ächzen entrang sich seiner Kehle. Endlich, das Bein bewegte sich. Aber schon eine Sekunde später spürte Strachan ein neues Gewicht. Eine Ratte hatte sich in seine Geschlechtsteile gekrallt. Er konnte spüren, wie ihre Zähne in die Haut eindrangen. Sein Hilfeschrei schwebte zu den Gefährten empor, die sich mehrere Sprossen von ihm entfernt hatten.
Fairbank hatte versucht, den Mann aufzufangen, der die Balance verloren hatte. Es war ihm nicht gelungen, statt dessen hatte er bei der plötzlichen Bewegung das kostbare Messer verloren. Bestürzt betrachtete er das schäumende Chaos in den Tiefen des Schachtes.
Culver hatte Strachans Schrei nicht gehört, aber er sah seine flehenden Augen. Er begann den Abstieg, ungeachtet der Warnung, die Fairbank ihm zurief.
Strachan sank tiefer. Culver war nur noch eine Armeslänge von ihm entfernt gewesen, jetzt musste er eine weitere Sprosse hinabsteigen, um den Unglücklichen zu erreichen.
Ihre Fingerspitzen berührten sich. Die Finger verschränkten sich. Culver hatte Strachans Handgelenk ergriffen.
Eine Ratte erschien hinter der Schulter des Technikers. Sie schien zu grinsen. Sie lief über Strachans Arm, überquerte die Finger der beiden Männer und erkletterte Culvers Ellenbogen.
Sie war auf seiner Schulter angekommen, ehe er reagierte.
Er vollzog eine rasche Drehung des Kopfes. Die Schnauze des Tieres, die auf seine Lippen gerichtet gewesen war, glitt über seine Schläfen. Die Ratte schlitzte ihm das Ohr auf. Er stieß einen lauten Schrei aus und ließ Strachan los. Er hieb auf die schwarze Bestie ein, die sich an seinen Wangen festgekrallt hatte. Das Tier ließ von ihm ab. Er versetzte ihm einen Stoß.
Die Ratte drehte sich in der Luft, sie schrie wie ein menschlicher Säugling, fiel der Tiefe entgegen.
Strachans Schultern waren unter Wasser geraten. Mit übermenschlicher Anstrengung erhob er sich aus den schaumigen Fluten.
Culver wurde übel, als er den Pulk von über einem Dutzend Ratten sah, die auf Strachans Rücken gesprungen waren und ihre Schnauzen in die klaffenden Wunden bohrten. Das Wasser im Schacht war zu einem blutigen See verwandelt worden.
Ihm schien es, als hätte Strachan zu lächeln begonnen, aber dann gefror das Lächeln zu einer schmerzlichen Grimasse, die Augen füllten sich mit unendlicher Angst, Strachan wusste jetzt, dass es keine Hoffnung mehr für ihn gab, er sank ins Wasser zurück, besiegt vom Gewicht der schmatzenden Mutanten.
Seine Augen blieben offen, bis die Fluten sie bedeckten. Sein Mund schloss sich nicht, als der Wasserspiegel die Lippen erreichte. Sein Gesicht wurde zu einem weißen Fleck, der nur eine Handbreit vom nassen Element bedeckt war. Strachan war ein schreiendes Gespenst, dessen Hilferufe unter der Wasserlinie blieben. Wenig später verschwand das Gespenst in einer zinnoberroten Wolke.
Eine Hand hatte Culvers Schulter ergriffen. Hastig wandte er den Kopf.
»Sie haben alles für ihn getan, was überhaupt möglich war«, sagte Fairbank. »Verlassen wir den Schacht, ehe die Ratten sich auf uns stürzen!«
Culver nickte, und die beiden Männer setzten den Aufstieg fort. Als sie an der Öffnung eines horizontal verlaufenden Schachtes vorbeikamen, hörten sie scharrende Geräusche.
Fairbank spuckte auf das Gitter,
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