Domain
aber er konnte die Augen nicht von den Ratten wenden, die ihre Schnauzen gegen das Gitter pressten.
Dann waren sie oben. Culver half Fairbank hinaus, dann schwang er sich durch die Luke. Er schloss das Gitter und schob den Riegel vor. Er hatte das Gefühl, als müsste er das Tor zur Hölle für alle Zeiten versperren, und wusste doch, dass die Ratten nicht auf diesen Ausgang angewiesen waren. Die schwarzen Kreaturen würden die Leiter erklettern, sobald sie ihre grausige Mahlzeit auf dem Grund des Schachtes beendet hatten.
Blitz, Donner, Regen. Die beiden Männer starrten ins Dunkel hinaus.
Wieder blitzte es. Culver sah nun, warum der
Ventilationsschacht, der vier oder fünf Meter aus der Erde ragte, von der Druckwelle verschont geblieben war. Die umstehenden Häuser waren eingestürzt, die Trümmer hatten einen Schutzwall gebildet. Früher einmal war der Schacht von einer Mauer umgeben gewesen. Auch diese war zerstört. Der Schutt bildete eine Rampe, deren höchste Stelle nur drei Meter von den beiden Männern entfernt war.
Culver bedeutete Fairbank, hinabzuspringen. Dieser schwang sich über den Rand der Balustrade. Er blieb ein paar Sekunden am Sims hängen, ehe er sich fallen ließ.
Culver starrte auf die Blitze, die den Himmel an fünf verschiedenen Stellen erhellten, ein Naturereignis, das er noch nie gesehen hatte. Die Luft schien von Elektrizität zu bersten, und doch verhieß sie auch Leben.
Den Wind zu atmen, das schien dem Mann, der als letzter aus dem Schacht geklettert war, einmillionmal besser, als die Grabesluft des Bunkers einzusaugen.
Er trat über den Rand und ließ sich in die dunkle, regengefüllte Nacht fallen.
DOMÄNE
DRITTER TEIL
Die schwarzen Kreaturen huschten leichtfüßig durch die Ruinen, auf der Suche nach Beute. Seit sie begriffen hatten, dass es für sie mehr Nahrung gab, als sie je fressen konnten, hatte sich ihrer eine ungeheure Erregung bemächtigt. Sie ahnten, dass ihre Opfer wehrlos waren, und kannten keine Gnade; sie zerfleischten Männer, Frauen und Kinder ohne Unterschied, immer in dem glückhaften Bewusstsein, dass die geschwächten Körper der Menschen gegen die Bosheit und die Kraft von Mutanten nichts auszurichten vermochten. Es half den Überlebenden der atomaren Katastrophe nichts, dass sie sich zu Gruppen, zu neuen Gemeinschaften zusammengeschlossen hatten. Die Ratten wussten, dass die Gewichte sich zu ihren Gunsten verschoben hatten. Die Menschen, die einst die Herren gewesen waren, sie waren jetzt das Wild, das man jagen konnte.
Ganz in der Nähe des Mutternestes hatten sie lebende Beute gefunden, einen Vorrat an Menschen, von dem sie sich viele Tage und Nächte nährten; aber als das Fleisch ihrer Opfer in Verwesung überging, waren die Mutanten aufgebrochen, um frische Nahrung zu suchen, atmendes, rosiges Fleisch, Körper, in denen noch das warme Blut pulste, Köpfe, deren Gehirnmasse noch saftig und schmackhaft war. Die Kreaturen hatten die Angst vor dem Tag verloren. Immer noch bevorzugten sie die Dunkelheit, aber mit jedem neuen Opfer, das sie verschlangen, wuchs ihre Entschlossenheit, die Beute auch bei Licht zu jagen. Sie waren jetzt Herrscher nicht nur über die Menschen, auch über die kleineren Nagetiere; sie selbst wurden von merkwürdigen, grotesk hässlichen Wesen beherrscht, die sich in der Finsternis des Erdreichs verbargen, von unförmig dicken, missgestalteten Kreaturen, die zwischen abgenagten Knochen und verwesten Menschenleibern herumkrochen. Die Wesen verständigten sich mit hohen Quieklauten. Ernährt wurden sie von den gigantischen Schwarzen Ratten, auch sie Mutanten. Sie waren schwächer als die schwarze, flinkfüßige Armee, die ihnen diente, und doch wagte keines der dienenden Tiere, sich gegen die Herrschaft aufzulehnen. Es schien, als wäre in den plumpen Körpern ein ererbtes Geheimnis verborgen, das für die Schwarzen Ratten heilig war. Seit sie Menschenfleisch zu fressen bekamen, hatte sich das Verhalten der schwergewichtigen Monstren verändert. Ruhelos streiften sie durch die Gänge, die ihre Diener gegraben hatten, wetzten ihre bizarr geformten Klauen an den Gebeinen, die nach den Mahlzeiten zurückblieben, ließen ihre misstönenden Stimmen zu einem schrillen haut anschwellen, um dann still in den schwärenden Unrat ihrer Behausungen zurückzusinken.
Wenn sie wach waren, blickten sie wieder und wieder nach der Inneren Kammer, die das Allerheiligste innerhalb ihres sorgsam gehüteten Verstecks darstellte, und jene
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