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von ihnen, die nicht sehen konnten, weil sie ohne Augen oder blind geboren waren, verneigten sich in die Richtung, wo die Kammer lag. Immer, wenn sie das taten, stieg ihre Erregung auf einen genussvollen Höhepunkt, dem Entspannung und satte Schlaffheit folgten.
Sie warteten und empfingen die Gedanken von der Mutter-Kreatur, sie nahmen teil an ihrem Schmerz. Auf ihre Weise waren sie glücklich.
20
Der tröpfelnde Strom des kalten Wassers war versiegt, und die Frau schnalzte mit der Zunge. Sie stellte den Kessel auf die elektrische Kochplatte. Obwohl sie die Kochstelle eingeschaltet hatte, blieb die Platte kalt.
Als sie durch den Flur ging, blieb die Frau vor dem Telefon stehen. Sie hob den Hörer ab und schlug das Adressbuch auf, das auf dem Tischchen lag. Sie fand die Nummer, die sie gesucht hatte, und wählte.
»Es ist jetzt das zweite Mal, dass ich mich beschwere«, sagte sie in die Muschel. »Erst der Strom, jetzt das Wasser. Kaum noch Druck. Wozu bezahle ich Wassergeld, wenn Sie kein Wasser liefern?«
Die Röte des Zorns überzog ihre Wangen. Sie starrte auf den Hörer, der keinerlei Geräusche abzugeben schien.
»Entschuldigen Sie, aber Sie haben es sich selbst zuzuschreiben, dass ich aus der Fassung geraten bin. Es ärgert mich eben, dass trotz meiner Beschwerden nichts geschieht. Ich will jetzt von Ihnen keine Entschuldigungen mehr hören. Statt dessen wünsche ich, dass jemand von Ihrem Kundendienst vorbeikommt, und zwar heute noch. Geschieht das nicht, werde ich mich bei Ihrem Vorgesetzten beschweren.«
Schweigen.
»Was sagen Sie da? Sie müssen lauter sprechen.«
Das Telefon blieb tot.
»Sehen Sie, mit etwas Anstrengung ist vieles möglich.
Denken Sie künftig daran, dass Höflichkeit nichts kostet, aber viel einbringt. Ich erwarte Ihren Monteur heute Vormittag.
Kann ich mich darauf verlassen?«
Die Muschel schwieg.
»Einverstanden, danke. Ich hoffe, ich muss nicht noch einmal anrufen.«
Mit einem Schmunzeln der Befriedigung legte die Frau auf.
»Ich weiß wirklich nicht, was aus diesem Land noch werden soll«, sagte sie und zog den Gürtel des Morgenrocks enger, weil sie Zug verspürte. Warme Luft, die von der Treppe kam.
Die Frau ging in die Küche zurück.
Während sie das kalte Wasser aus dem Wasserkessel in den kleinen Teekessel goss, der auf dem Frühstückstisch stand, unterrichtete die Frau ihren Mann von dem Ergebnis des Telefongesprächs, das sie geführt hatte. Er saß hinter seiner Zeitung, die an einer Milchflasche lehnte. Eine Fliege, groß wie eine Wespe, war gerade auf der Backe des Mannes gelandet und krabbelte über die weiße Fläche. Der Mann ignorierte das Tier.
»Nicht dass Strom und Wasser umsonst wären heutzutage«, sagte die Frau. »Ganz im Gegenteil. Beides ist teuer, und wir müssen es auch dann bezahlen, wenn die Versorgung unterbrochen ist. Ich erinnere mich noch an den Tag, als sie den gleitenden Tarif eingerichtet haben. Wir hätten damals protestieren sollen. Das ist ihre Methode, die Preise raufzutreiben, aber man braucht es sich ja nicht gefallen zu lassen. Nicht dass es mich wundert. Überhaupt nicht. Alles ist teurer geworden. Ich hasse den monatlichen Einkauf, weil ich mich jedes Mal über die gestiegenen Preise ärgere. Für dich, Barry, läuft es darauf hinaus, dass du mir mehr Haushaltsgeld geben musst. Ja, ich weiß, aber es tut mir leid, wenn du so essen willst, wie wir es gewöhnt sind, musst du mir mehr Geld rausrücken.«
Sie rührte den Tee um und zuckte zusammen, als sie sich an einem Tropfen kalten Wassers verbrannte. Sie legte den Deckel auf die Teekanne und nahm auf dem Stuhl gegenüber ihrem Mann Platz.
»Tina, wirst du jetzt endlich deine Maisflocken essen, oder willst du bis heute Abend dasitzen und auf den Teller starren?«
Die Tochter schwieg.
»Wenn du dich nicht beeilst, kommst du zu spät in den Kindergarten. Und wie oft habe ich dir schon gesagt, dass Cindy nicht mit am Tisch sitzen darf. Wenn die Puppe dabei ist, vergisst du das Essen.«
Mit einer raschen Bewegung nahm sie ihrer kleinen Tochter die Puppe fort, die sie ihr erst wenige Minuten vorher in den Schoß gelegt hatte. Tina sank zur Seite.
Die Mutter stürzte auf und setzte das Kind wieder gerade.
Das Kinn des Mädchens lag auf der Brust. Vergeblich versuchte die Frau, ihrer Tochter den Kopf anzuheben.
»Wenn es dir Spaß macht, zu schmollen, bitteschön. Aber du wirst sehen, dass du damit bei mir nicht durchkommst.«
Ein Tausendfüßler kam aus dem Ohr des
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