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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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stecken. Der Oberländer, der Schrein. Die Heiligen Drei Könige!«
    »Gemach, gemach«, beruhigte ihn Barthel. »Die Gebeine sind bereits in Sicherheit. Konstantin hatte so eine Ahnung, dass die Mailänder nach ihrem Überraschungsangriff die Heimreise würden antreten wollen – und dass sie den Schrein daher zuvor irgendwo versteckt hatten. Sein Reitertrupp hat den Oberländer gefunden und darauf den Goldschrein. Und den Löwen. Ihn hat man am Morgen bereits in das Tiergehege des Erzbischofs gebracht, drüben hinter dem Palast.«
    Paulus nickte. »Sehr gut. Wenigstens haben sie ihre Pläne nicht vollends in die Tat umsetzen können.«
    Musik und Gesang drangen lauter in die Kammer. Paulus trat ans offene Fenster. Ein riesiger Tross aus tausenden Menschen zog auf den Domhof. In der Menge tauchten immer wieder Baldachine auf, unter denen Reliquien und Monstranzen geschützt wurden, und auch immer wieder Gruppen von Priestern, Kanonikern, Mönchen und Nonnen.
    »Was ist das? Warum singen die Menschen so fröhlich, obwohl unser Dom abgebrannt ist?«
    Barthel stellte sich neben ihn. »Weil es schlimmer hätte kommen können. Dank unserer Hilfe konnte der Dreikönigenschrein gerettet werden. Konrad von Hochstaden hat früh am Morgen alle Bürger Kölns zu einer Gottestracht aufgerufen – zum Dank für den Schutz des Herrn vor größerem Unheil. Die Menschen sammeln sich hier und ziehen in den nächsten Stunden um den inneren Mauerring. Dein Name ist in aller Munde.«
    »Mein Name?« Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Vor ein paar Stunden noch hätte ihn wohl jeder Kölner wegen der Belohnung an die Büttel verraten.
    Barthel nickte, und auch Bärbel sah ihn stolz an. »Paulus der Apostel, sagen sie, hat die Heiligen Drei Könige und den Schrein gerettet.«
    »Ich?«
    Als sich der Hof schon fast ganz gefüllt hatte, rollte ein geschmückter Leiterwagen auf den Platz, um den sich besonders viele Menschen scharten. Auf seiner Ladefläche war der Dreikönigenschrein aufgestellt, für jedermann sichtbar. Vermutlich war es dem Erzbischof genau darum gegangen – ganz Köln sollte sehen, dass der Schrein Feuer und Entführung unbeschadet überstanden hatte. Dass die Stadt, allem Unheil zum Trotz, noch immer unter dem Schutz der Heiligen Drei Könige stand. Dass es inmitten der Trümmer Trost gab. Das Gold des Reliquiars warf die Strahlen der Sonne mit vieltausendfachem Glanz zurück. Sein Leuchten überstrahlte Ruinen, Asche und Ruß im Domhof.
    »Ja, du. Ob das nun von Vorteil ist, vermag ich nicht zu beurteilen«, sagte Barthel mit einem Grinsen. »Wenn du an der Spitze der Prozession noch der Held gewesen sein magst, könnte es sein, dass du dich bis zu ihrem Ende schon zu einem widerlichen Scheusal durchgesprochen hast.«
    Paulus brachte nicht einmal ein Schmunzeln zustande. Ihm war nicht zum Lachen zumute. Er dachte wieder an Jenne, die genauso viel Anteil an der Rettung der Reliquien hatte wie er. Hoffentlich lebte sie noch.
    »Ich habe etwas für dich, Paulus.« Barthel ließ etwas in Paulus’ offene Hand fallen. »Vielleicht ist es ein kleiner Trost. Als die Summus und die Kogge in die Luft flogen, ist das in unsere Esche gefallen. Es steht dir zu.«
    Paulus betrachtete das Ding in seiner Hand. Es war ein Silbergroschen. Er sah genauso aus wie die Münze, die Nox ihm am Hafen auf der Trankgasse als Lohn für seine Dienste gegeben hatte. Im Licht der Fackeln hatte der Mörder ihm einen zweiten Groschen versprochen. Den hielt er nun in der Hand.
    Zu seiner Verwunderung brachten die Männer ihn nicht in die Hacht. Sie führten ihn am Gefängnis vorbei und auch vorbei an den Teilnehmern der Prozession, die ihn mit ihren Blicken zu verurteilen schienen. So empfand Gerhard es wenigstens. Ein Spießrutenlauf der stummen Vorwürfe. Eine alte Frau spie vor ihm aus. Er konnte es ihr nicht verdenken.
    Die Bewaffneten geleiteten ihn in den Palast des Erzbischofs. Ohne weitere Erläuterungen ließen sie ihn allein in den großen Saal eintreten. Gerhard stand an der Tür und fühlte sich abermals bloßgestellt. Er sah viele Männer des Domkapitels, viele Äbte und Pröpste. Nach ihm betraten weitere hochgestellte Geistliche den mit schweren Wandteppichen geschmückten Raum. Gerhard fühlte sich bedrängt und ging weiter in den Saal hinein. Der gesamte hohe Klerus Kölns versammelte sich hier vor der Prozession, und der Erzbischof ließ ihn im Angesicht der Würdenträger warten. Konrad von Hochstaden tat dies

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