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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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entzündete den Staub sofort. Selbst unter Wasser schüttelten die Druckwellen der Explosionen Paulus und Jenne kräftig durch. Ein Schlag folgte auf den anderen, jeder stärker als der vorige.
    Paulus tauchte tief unter, doch trieb ihn Atemnot bald wieder an die Wasseroberfläche. Er schnappte nach Luft und sah sich ängstlich um. Von der Summus war kaum noch etwas zu erkennen. Die Sprengkraft des Mehls hatte sie auseinandergerissen. Die Reste der Mühle steckten in der brennenden Kogge wie ein abgebrochener Pfeil in einer Wunde. Die Flammen spiegelten sich auf dem Rhein und warfen ihr Licht auch auf die Stadt. Die Hafenmauer leuchtete in einem hellen Rot. Paulus entdeckte weder Jenne noch Barthel, Bärbel oder den Büttel im Wasser. Ein weiteres Mal entzündete sich Mehlstaub. Der Stoß warf den Mast der Kogge mehrere Meter in die Luft und zerfetzte die letzten Reste des Segels. Die Funken sprühten als heißer und glühender Regen vom Nachthimmel herab. Dann brach das Wrack in zwei Teile auseinander.
    Das Feuer loderte noch einmal auf. Durch die Spiegelung auf dem Wasser sah der Rhein aus, als stünde er in Flammen. Paulus hörte ein Sirren in der Luft, das lauter wurde. Er riss den Kopf hoch. Etwas Dunkles flog genau auf ihn zu. Es war ein Stück Holz.
     

KÖLN, 1. MAI 1248, EIN FREITAG,
DER WALPURGISTAG
    Seine feinen, mit einem Kreuz bestickten Lederschuhe versanken im Schlamm des Rheinufers. Mit schmatzenden Schritten ging Konrad von Hochstaden näher an das Wrack heran. Es stank nach Rauch und verkohltem Fleisch. Der Brandgeruch nahm der Morgenluft alle Frische.
    »Verfluchte Scheiße.« Konrad schüttelte sich den Matsch von den Schuhen. Die Reste des Schiffes waren nördlich von Deutz angespült worden. Viel war nicht übrig von der prächtigen Kogge, die nun im seichten Wasser lag. Vorder- und Achterkastell waren weggerissen, der verkohlte Rumpf nur noch ein Skelett, aus dem die Planken ragten wie gebrochene Knochen. »Überlebende?«
    Der junge Büttel, der Konrad als Konstantin vorgestellt worden war, hob den Kopf aus dem Wrack und winkte ab. Er stand in den Resten des Mitteldecks. »In der Hölle dürft Ihr keine Engel erwarten, Eminenz, und an Bord dieses Seelenverkäufers gewiss keinen Überlebenden.«
    »Leichen?«
    Der junge Büttel nickte. »Gleich hier drüben.«
    »Verfluchte Scheiße«, wiederholte der Erzbischof, weil er noch tiefer durch den Schlamm waten musste. Seinen Männern am Ufer gebot er zu warten. Der Büttel reichte ihm die Hand und half ihm auf das, was einmal das mittlere Deck zwischen den Kastellen gewesen war. Auf dem Holz lagen, seltsam zusammengekrümmt, drei Leiber, deren Haut schwarz verbrannt war. Konrad beugte sich über sie. »Sie sehen aus wie die Mohren.«
    »Aber es sind zweifelsohne die Mailänder. Von der Statur her ist keiner der Mohren dabei, auch dieser Nox nicht.«
    »Nox?«
    »Der Mann, der Mummersloch, Gir und Quatermart auf dem Gewissen hat.«
    »Sie werden wohl versoffen sein.«
    »Hoffen wir es«, sagte Konstantin. »Was machen wir jetzt mit ihnen? Auf den Schindanger?«
    »Nein. Sie kommen mir nicht in Kölner Erde, selbst wenn es ungeweihte ist.« Konrad hatte sich etwas Teuflisches ausgedacht, wollte dem Büttel aber noch nichts Genaues verraten. »Wir haben sie wie Fische aus dem Wasser gezogen, also werden wir sie auch wie Fische behandeln.«
    »Eminenz?«
    »Bringt sie in die Salzgasse. Pökelt sie.«
    Konrad ließ den sprachlosen Büttel zurück, watete durch den Schlamm zum Ufer und ließ sich von einer Fähre wieder nach Köln bringen.
    Das heftige Hämmern an der Tür bedeutete dem Hausherrn, dass die Wartenden keine Geduld hatten. Gerhard öffnete. Vor seinem Haus standen zwei Bewaffnete, deren Kleidung die Farben des Erzbischofs trug. Einer der Männer schaute ihn missmutig an. Gerhard spürte, wie ihn der Blick durchdrang. Dieser Mensch sah einen Versager vor sich. So wie ihn alle Kölner von nun an sehen würden. Den Mann, der den Dom mit seiner Unfähigkeit zerstört hatte.
    »Der Erzbischof bestellt Euch zu sich, Gerhard.«
    Die Anrede schmerzte.  Meister  Gerhard, so hatte man ihn bis gestern noch ehrfürchtig genannt. Nie hätte er geahnt, wie flüchtig Ehrfurcht sein konnte. Guda trat neben ihn, nahm seine Hand und drückte sie so fest, dass er sie ihr am liebsten entzogen hätte.
    »Ist schon gut, Liebste. Wir wussten doch, dass sie kommen würden.«
    »Ich gehe mit dir.«
    »Nein. Du bleibst im Haus. Es ist in diesen Tagen besser,

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