Dominic Flandry - Spion im All
Er hob sein Handgelenk vor den Mund, drückte den Sendeknopf und meldete sich.
»Admiral Enriques«, sagte es aus dem winzigen Lautsprecher. »Ich komme mit zwei Begleitern in einer Boudreau X-7. Wo soll ich landen?«
Enriques persönlich? Mein Gott, habe ich mich in die Nesseln gesetzt! Er stammelte die Richtungsangaben. Eine leichte Maschine, so hatte er in seinem Brief vorgeschlagen, könne auf dem Turm von Dragoikas Haus niedergehen. »Wissen Sie, Herr Admiral, die Leute hier, sie sind – äh – aufgeregt und haben sich bewaffnet. Wenn Sie auf dem Turm landen, können Sie möglichen Schwierigkeiten aus dem Weg gehen.«
»Haben Sie das veranlaßt?«
»Nein, Herr Admiral. Ich meine, nicht direkt. Aber alle sind in voller Kriegsausrüstung und bewachen das Haus. Sie wollen mich niemandem ausliefern, der mir, wie sie glauben, feindlich gesonnen ist. Sie drohen mit einem Angriff auf unseren Stützpunkt, wenn ... Ganz aufrichtig gesprochen, Herr Admiral, ich habe nicht versucht, unsere Verbündeten gegen Sie aufzuwiegeln. Ich kann alles erklären.«
»Das möchte ich Ihnen raten«, sagte Enriques. »Sie sind unter Arrest, aber wir verzichten einstweilen darauf, Sie in Gewahrsam zu nehmen. In drei Minuten landen wir. Ende.«
»Was hat er gesagt?« zischte Dragoika. Ihr Fell war gesträubt.
Flandry sagte es ihr. Sie glitt von der Couch und nahm ein Schwert von der Wand. »Ich rufe ein paar Krieger herbei, um sicherzugehen, daß er sein Versprechen hält.«
»Das wird er, davon bin ich überzeugt. Aber der Anblick seiner Maschine könnte Unruhe hervorrufen. Können wir den Leuten in den Straßen sagen, daß es ein Unterhändler ist?«
Dragoika lief hinaus, und Flandry hörte, wie sie die wartende Menge beruhigte. Flandry saß auf der Couch, den Kopf in die Hände gestützt, und sprang erst auf, als zwei bewaffnete Krieger Enriques hereingeleiteten. Der Admiral war allein. Zögernd legte Dragoika ihr Schwert auf den Tisch.
»Stehen Sie bequem«, schnarrte Enriques. Er war klein, ausgezehrt und grauhaarig, mit einer scharfen Hakennase. »Wollen Sie mich nicht der Hausherrin vorstellen?«
»Äh ... Vizeadmiral Juan Enriques ... Kapitän Dragoika von den Janjevar va-Radovik.«
Der Offizier klappte die Hacken zusammen und verneigte sich. Dragoika betrachtete ihn einen Moment, dann hob sie in Erwiderung seines Grußes die rechte Hand an die Stirn.
»Möchten Sie nicht Platz nehmen, Herr Admiral?«
Enriques wartete, bis Dragoika es sich auf ihrer Couch bequem gemacht hatte, dann setzte er sich steif. Flandry blieb stehen. Schweiß prickelte auf seiner Haut.
»Bitte, Herr Admiral«, platzte er heraus. »Ist Donna d'Io gesund und wohlauf?«
»Ja, wenn man von einer gewissen nervösen Erschöpfung absieht. Sie landete kurz nach dem Eintreffen Ihrer Botschaft. Der Kapitän der ›Rieskessel‹ hat sein Schiff unter allen möglichen Vorwänden in einer Umlaufbahn gehalten. Als wir durch Sie erfuhren, daß Donna d'Io an Bord war, boten wir ihm an, eine Maschine aufsteigen zu lassen, um sie zu holen. Darauf landete er. Was ist dort vorgegangen?«
»Nun – das kann ich leider nicht sagen. Hat sie Ihnen von unserer Flucht berichtet?«
»Wir hatten auf Donna d'Ios Ersuchen eine kurze private Unterhaltung miteinander.«
»Herr Admiral, ich habe eine Information mitgebracht, und es ist mir inzwischen auch gelungen, sie zu dechiffrieren. Ich weiß, was die Merseier planen. Es ist monströs. Ich kann beweisen ...«
»Sie werden gute Beweise brauchen, Flandry«, unterbrach ihn Enriques. »Graf Hauksberg hat Sie sehr schwer belastet. Ich brauche Ihnen wohl kaum eigens zu sagen, daß Sie vom Dienst suspendiert sind.«
Flandry ballte die Fäuste. Tränen der Wut brannten in seinen Augen. »Herr Admiral«, schrillte er, »ich habe ein Recht darauf, vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden. Von meinen eigenen Leuten. Und Sie hätten mich den Merseiern ausgeliefert.«
»Graf Hauksberg ist als Bevollmächtigter und Vertreter seiner Majestät nach Merseia gegangen. Oberst Abrams und auch Sie waren seinem Befehl unterstellt. Er hat mir mitgeteilt – und ich habe keinen Grund, an der Richtigkeit seiner Angaben zu zweifeln –, daß Sie versucht haben, sich in den Besitz fremder Staatsgeheimnisse zu setzen und die Friedensmission seiner Majestät vorsätzlich zu sabotieren. Die Merseier werden Sie wieder an Graf Hauksberg überstellen. Es ist wahr, daß ein Kriegsgerichtsverfahren auf einem Planeten oder einem Schiff des
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