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Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Bürgermeister, hatten wir doch einen schönen Abend», sagte Don Camillo.
    Peppone antwortete ihm mit einem gebrüllten Fluch, der weithin durch die samtene Nacht hallte.

Wissenschaft und Leben

    Der Notar kam von weit her und war ein Mann von wenigen Worten. Als er sah, daß Peppone zögerte und um den Brei herumzureden versuchte, schnitt er ihm das Wort ab:
    «Herr Bürgermeister», sagte er, «hier geht es nur um ja oder nein. Ich bin kein Makler, sondern ein Testamentsvollstrecker. »
    «Was das Anwesen betrifft, so kann ich Ihnen sofort antworten, daß wir annehmen», beteuerte Peppone. «Doch wegen des Denkmals muß ich zuerst den Gemeinderat und die Bürgerschaft hören.»
    Der Notar steckte seinen Akt wieder in die Tasche.
    «Sie haben vierzehn Tage Zeit für die Entscheidung», sagte er abschließend. «Bitte halten Sie sich vor Augen, daß es keine Möglichkeit für einen Kompromiß gibt: Entweder alles oder nichts. Das ist der ausdrückliche Wunsch des Verstorbenen.»
    «Wir lassen uns nichts vorschreiben, weder von Lebenden noch von Verstorbenen!» erklärte Peppone stolz.
    Da die Angelegenheit jedoch ziemlich wichtig war, mußte Peppone sie, nachdem er privatim mit seinem Stab darüber diskutiert hatte, vor den Gemeinderat bringen.
    «Unser Mitbürger Luigi Lollini ist in Turin, wo er seit dreißig Jahren lebte, gestorben. Er hat in seinem Testament festgelegt, daß er bereit sei, dem Altersheim das Anwesen Pioppazza zu vermachen, wenn wir dafür der Statue seines Vaters die Mitte unserer Piazza zum ewigen Gebrauch überließen. Mir scheint, man kann ihm antworten, daß das Altersheim zwar Unterstützung bräuchte, die Piazza aber deswegen noch lange kein Friedhof sei.»
    Piletti, der einzige Vertreter der Opposition, sprang entrüstet auf: «Herr Bürgermeister, der Mann, den Sie als bezeichnen, heißt Anselmo Lollini und ist in der ganzen Welt als Gelehrter von höchstem Rang bekannt. Wenn Sie das nicht wissen, dann informieren Sie sich gefälligst!»
    «Ich brauche mich nicht zu informieren», erwiderte Peppone. «Ich weiß, wer Anselmo Lollini war und daß er nichts geleistet hat, was ihm das Recht gäbe, ein Denkmal auf dem Hauptplatz des Dorfes zu bekommen. Die Piazza ist der Tempel des arbeitenden Volkes, und wir wollen dort keine Statuen falscher Götter.
    «Bravo!» rief die Mehrheit begeistert.
    Aber die Opposition ließ sich nicht einschüchtern.
    «Anselmo Lollini war kein politischer Hanswurst, sondern ein Wissenschaftler!» schrie Piletti. «Sein Name und seine Forschungen werden in allen bedeutenden entomologischen Abhandlungen erwähnt.»
    Peppone schüttelte lächelnd den Kopf: «Die Entomologie ist keine Wissenschaft, sondern ein Zeitvertreib für feine Herren.»
    «Reden Sie kein dummes Zeug, Herr Bürgermeister!» brüllte die Opposition. «Die Tatsache, daß Sie nicht wissen, was Entomologie ist, gibt Ihnen noch lang kein Recht, sie zu verachten.»
    Aber Peppone hatte sich vorbereitet, und seine Antwort kam prompt:
    «Die Reaktion sollte sich keine Witze über unsere drei Klassen Volksschule erlauben. Denn wenn wir uns in diesen drei Klassen auch nicht mit Entomologie beschäftigt haben, so können wir der Reaktion doch antworten, daß das arbeitende Volk auf alle die pfeift, die hinter den Schmetterlingen her jagen. Die Vertreter der wahren Wissenschaft und der wahren Bildung jagen heute den sozialen Problemen nach!»
    Die Opposition konnte darauf nichts mehr sagen und mußte mit eingezogenem Schwanz nach Hause gehen. Aber Peppone machte sich keine Illusionen.

    Die Entomologie oder Insektenkunde erfreut sich keiner besonderen Popularität, und es läßt sich immer über den effektiven Wert eines Entomologen diskutieren wie auch darüber, ob es mehr oder weniger opportun ist, einem Entomologen auf einem öffentlichen Platz ein Denkmal zu errichten.
    Doch über den effektiven Wert von Grund und Boden gibt es wenig zu diskutieren, ebensowenig darüber, ob es mehr oder weniger opportun ist, auf ein Anwesen von vierzig tadellos in Schuß gehaltenen Hektar, wie das für Pioppazza zutraf, zu verzichten. Ein Anwesen dieser Art stellte ein Kapital von mindestens siebzig Millionen dar, und was der Verlust einer sicheren Rendite von vierzig Hektar erstklassigen Bodens für das Altersheim bedeuten würde, war etwas, das alle verstehen konnten.
    Um so mehr, als die Gemeinde keine Lira für das Denkmal hätte ausgeben müssen, denn das Monument, bestehend

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