Don Camillo gibt nicht auf
warten: Das Karussell hielt, die allerletzte Gruppe sprang aus den Flugzeugen, schwang sich auf die Motorroller und verlor sich lärmend in der Nacht.
Nun sprang Don Camillo über den Graben und schritt entschlossen auf sein Ziel zu.
Der Karussellbesitzer war in seine Bude gegangen und zählte die Einnahmen. Als er plötzlich eine große schwarze Masse vor sich sah, fuhr er erschrocken zusammen.
«Haben Sie noch nie einen Pfarrer gesehen?» fragte ihn Don Camillo.
«Doch, Hochwürden, aber nie nach Mitternacht. Kann ich etwas für Sie tun?»
Don Camillo zeigte aufs Pfarrhaus: «Ich schlafe da drüben, und Sie können sich gar nicht vorstellen, wie mir Ihre verdammte Musik auf die Nerven geht.»
«Das tut mir leid, Hochwürden», erwiderte der Karussellbesitzer. «Auf der anderen Seite wird jedes Karussell sterbenslangweilig, wenn es ohne Musik fährt. Ich versuche sowieso schon, am späteren Abend die Lautstärke zu drosseln, aber von einer gewissen Zeit an wird auch die leiseste Musik zum Lärm.»
«In Ordnung», erwiderte Don Camillo. «Doch wenn Sie mir jeden Abend soviel Ärger machen, dann sollten Sie sich verpflichtet fühlen, mir auch einmal einen Gefallen zu erweisen.»
«Gern, Hochwürden. Ich stehe zu Ihrer Verfügung.»
«Gut, dann lassen Sie mich doch mal eine Runde in Ihrem Karussell drehen. Schnell, beeilen Sie sich!»
Der Karussellbesitzer machte ein ehrlich betrübtes Gesicht: «Hochwürden, Sie müssen leider noch ein paar Minuten Geduld haben. Gleich kommt eine Gruppe, die ein paar Runden vorbestellt hat. Da ist sie schon!»
Don Camillo machte kehrt, um die Flucht zu ergreifen, aber da war es schon zu spät. Die Gruppe stand bereits hinter ihm, an ihrer Spitze Peppone.
«Oh, unser über alles geliebter Herr Pfarrer!» rief Peppone.
«Erklärt Ihr vielleicht dem Karussellbesitzer, daß auch das Fahren mit dem Flugkarussell eine Todsünde ist?»
«Ich habe ihm lediglich erklärt, daß die Musik seines Karussells anständige Menschen am Schlafen hindert.»
«Dann ist es ja nicht so schlimm», sagte Peppone grinsend.
«Ich dachte schon, die Musik ließe auch Euch nicht schlafen.»
Smilzo, Bigio, Brusco, Lungo und Fulmine, die ganze Horde also, hatten Don Camillo gar nicht beachtet, sondern jeder flegelte sich bereits vergnügt in seinem Flugzeug.
«Und Sie, Herr Bürgermeister, was machen Sie Schönes hier?» erkundigte sich Don Camillo. «Lassen Sie Ihre süßen Kleinen karussellfahren?»
«Chef, beeil dich!» rief der Smilzo.
«Gehen Sie, gehen Sie, Herr Bürgermeister», mahnte ihn lächelnd Don Camillo. «Die Kinder rufen Sie. Wie hübsch es doch sein muß, einen so dicken Bürgermeister in einem so kleinen Flugzeug fliegen zu sehen!»
Peppone sah ihn erbittert an: «Jedenfalls lang nicht so hübsch wie einen so dicken Pfarrer!»
«Die Sache ist nur, daß ich zwar den Bürgermeister fliegen sehen werde, Sie aber nicht den Pfarrer.»
«Dann viel Vergnügen, Hochwürden!» brüllte Peppone und ging zum Karussell. «Und morgen schreiben Sie dann einen schönen Hetzartikel für Ihre Wandzeitung.»
Peppone zwängte sich ebenfalls in ein kleines Flugzeug, und der Karussellbesitzer trat zu dem Schalthebel, der sich in der Kassenbude befand.
«Viel Vergnügen, Hochwürden!» wiederholte Peppone. «Erzählen Sie Ihren Marienkindern, daß die kommunistische Verwaltung in nächtlichen Ausschweifungen die Gelder der Steuerzahler verpraßt!»
Das Karussell setzte sich in Bewegung, und aus dem Lautsprecher ertönte in gemäßigter Lautstärke eine fröhliche Marschmusik. «Volles Rohr!» brüllte Peppone, als er an der Kassenbude vorbeiflog, «damit der Herr Pfarrer sein Schlaflied bekommt!»
«Halt den Mund, du Halunke!» schrie jemand in seinem Rücken. Peppone wandte sich um und sah, daß im Flugzeug hinter ihm Don Camillo saß.
Inzwischen drehte sich das Karussell auf vollen Touren, und ein paar Minuten lang machte die Sache allen richtig Spaß.
Dann empfand Don Camillo, vor allem aufgrund der kühlen und feuchten Abendluft, ein leichtes Unbehagen.
«Sag dem Mann, er soll einen Moment langsamer machen», schrie Don Camillo Peppone zu.
Peppone drückte auf seinen Hebel, und sein Flugzeug senkte sich. Als es an der Kassenbude vorbeiflog, wollte er etwas rufen, aber es gelang ihm nicht.
«Und? Was ist?» brüllte Don Camillo.
Peppone drehte sich um und rief irgend etwas Unverständliches, wobei er auf die Bude deutete.
Daraufhin reduzierte auch Don Camillo seine Flughöhe, und
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