Don Camillo gibt nicht auf
Jungen und redete lebhaft auf sie ein.
«Jetzt will er mir auch noch die Fußballmannschaft kaputtmachen», knurrte Don Camillo. «Wenn er da nicht sofort verschwindet, geh’ ich runter und mach’ Kleinholz aus ihm!»
Aber der Kaplan zeigte nicht die leiseste Absicht zu verschwinden. Im Gegenteil, er übernahm die Rolle des Mittelstürmers, und als er erst einmal den Ball zwischen den Füßen hatte, legte er ein Spiel hin, daß es einem den Atem verschlug.
Daraufhin verlor Don Camillo die Beherrschung. Er ging nicht hinunter, er flog.
Am Sportplatz angekommen, packte er Don Gildo im Fluge und schleifte ihn ins Pfarrhaus.
«Jetzt», gebot er ihm, «legen Sie die Soutane ab, ziehen sich Trikot und Schuhe an und machen sofort mit dem Training weiter!»
«Aber», stammelte der Kaplan, «wie soll ich denn ...»
«Spielen Sie mit langen Hosen, mit falschem Bart, mit einer Maske - aber spielen Sie! Sie müssen mir die Mannschaft auf Trab bringen!»
«Aber meine Mission hier ...»
«Das ist Ihre Mission! Sie machen, daß meine Mannschaft gewinnt, und wir haben den Roten einen tödlichen Schlag versetzt!*
Die «Gagliarda» überrollte die «Dynamos». Sie spielte sie in Grund und Boden. Und während Peppone und Genossen völlig gebrochen erschienen, platzten die anderen vor Zufriedenheit aus allen Nähten.
Am Abend spendierte Don Camillo dem Kaplan ein Festmahl.
«Sie», sagte er zum Schluß, «vergessen jetzt die sozialen Erfordernisse und kümmern sich ausschließlich um die Fußballmannschaft. Alles andere geht Sie nichts an. Die kommunistische Gefahr übernehme ich!»
Bauchlandung
Auch in diesem Jahr kamen die Schausteller Mitte Mai zur Kirmes, aber diesmal durften sie nicht auf die Piazza, denn die wurde für die lokale Politik benötigt. Es brodelte in der ganzen Gegend, und das Programm der Agitatoren umfaßte eine lange Reihe wichtiger Versammlungen.
Die Schausteller mußten sich also mit der Wiese begnügen, auf der sonst der Viehmarkt abgehalten wurde. Ein wenig günstiger Ort, abgelegen, neben der Straße, die nach Molinetto führt.
Zum Ausgleich dafür hatten sie zwei absolute Neuheiten mitgebracht: eine riesige Skooterbahn und das Flugkarussell.
Das Flugkarussell war eine große Maschine aus Stahlrohren, die wie ein Schirmgestell angeordnet waren. Am Ende jeder Stange war ein Flugzeug angebracht, und wenn sich das Karussell drehte, konnte jeder sein Flugzeug mit Hilfe eines Hebels nach Belieben auf- und niedersteigen lassen.
Die Wiese, auf der die Schausteller ihre Buden aufgeschlagen hatten, lag hinter dem Pfarrhaus, etwa drei- bis vierhundert Meter entfernt, und jeden Abend, wenn Don Camillo in seinem Schlafzimmer im ersten Stock ans Fenster ging, um die Läden zu schließen, konnte er das Flugkarussell in Aktion sehen. Und er blieb ganze halbe Stunden stehen, um das Schauspiel zu bewundern.
Es ist ja wirklich nichts Ehrenrühriges oder Sündhaftes dabei, in ein Karussell zu steigen. Trotzdem darf sich ein Pfarrer ein solch legitimes Vergnügen nicht gönnen: Die Leute sehen es, und da sie zwar Augen, aber kein Hirn im Kopf haben, lachen sie, wenn sie entdecken, daß sich ein Pfarrer beim Karussellfahren amüsiert.
Don Camillo wußte das alles, und er bedauerte es sehr.
Natürlich machten die Riesenskooterbahn und das Flugkarussell am meisten Geschäfte. Das ging so weit, daß sie jeden Abend noch lang weiterfuhren, wenn die anderen Schausteller ihren Laden aus Mangel an Kundschaft bereits dichtgemacht hatten. Und selbst wenn die Skooterbahn ihre Lichter löschte, drehte sich das Flugkarussell immer noch eine ganze Weile.
Don Camillo war ein aufmerksamer Beobachter, und diese Tatsache entging ihm nicht. Und so ging er eines Tages hinunter, als er sah, daß die Skooterbahn zumachte, überquerte mit ruhigem und gleichgültigem Schritt das Luzernefeld, das sich hinter dem Pfarrhaus ausdehnte, und erreichte die Hecke entlang der Straße nach Molinetto. Hinter ihr bezog er Posten.
Auf der anderen Straßenseite lag der Platz mit dem Jahrmarkt. Die Schaubuden hatten ihre Lichter gelöscht und schliefen bereits in der Dunkelheit, während sich der Schirm des Flugkarussells immer noch im Mittelpunkt einer kleinen Lichtinsel drehte.
Don Camillos Plan war ganz einfach: Sobald die letzte Gruppe von Flugbegeisterten gelandet und heimgegangen wäre, würde er hinter der Hecke hervortreten, zum Karussellbesitzer gehen und ihn bitten, ihn eine Runde drehen zu lassen.
Don Camillo mußte nicht lange
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