Don Camillo gibt nicht auf
aus einer soliden Bronzestatue und einem soliden Marmorsockel, war bereits fix und fertig - das Werk eines bekannten Bildhauers. Und wenn die Gemeinde den Vorschlag annahm, würden sich die Testamentsvollstrecker des verstorbenen Luigi Lollini auch noch um die Aufstellung auf der Piazza kümmern.
Der erste Schlag der Reaktion war kühn. In aller Eile wurde ein «Komitee für die Ehrung Anselmo Lollinis» gegründet, unter der Präsidentschaft einer gewichtigen Persönlichkeit des Ortes.
Bevor die Liste abgeschlossen und der Plakatentwurf in die Druckerei gegeben wurde, hielten es die Mitglieder des Komitees natürlich für ihre Pflicht, einen angesehenen Vertreter zum Bürgermeister zu schicken.
Der angesehene Vertreter ließ sich vom Bürgermeister empfangen und sagte:
«Auf Initiative von Bürgern guten Willens wurde ein Komitee für die Ehrung unseres Mitbürgers, des großen Entomologen Anselmo Lollini, 1830-1918, gegründet. Diesem Komitee sind bedeutende Persönlichkeiten beigetreten. Wir sind sicher, daß der Herr Bürgermeister als aufmerksamer Wächter unseres heimatlichen Ruhms einer der unseren sein wird.»
«Niemals!» erwiderte Peppone angewidert.
Der angesehene Vertreter des Komitees schien von der unerwarteten Antwort des Bürgermeisters im tiefsten getroffen.
«Ich vermag den genauen Sinn Ihrer Antwort nicht zu erfassen», stammelte der angesehene Vertreter. «Entweder haben Sie sich nicht deutlich ausgedrückt, oder ich habe nicht recht verstanden.»
«Ich habe mich sehr deutlich ausgedrückt, und Sie haben mich tadellos verstanden, Hochwürden», erwiderte Peppone. «Ich schließe mich keinen klerikalen Machenschaften an!»
Don Camillo lächelte: «Einen hervorragenden Mitbürger zu ehren, ist keine Machenschaft, Herr Bürgermeister. Und wenn meine Person das Komitee der wertvollen Mitgliedschaft des ersten Bürgers berauben sollte, bin ich bereit, mich zurückzuziehen.»
«Seien Sie ohne Sorge, Hochwürden», rief Peppone drohend, «wir werden Sie schon im richtigen Moment von uns aus zurückziehen!»
«Die Zukunft liegt in Gottes Händen, nicht in denen des Bürgermeisters», antwortete Don Camillo. «In den Händen des Bürgermeisters liegt dagegen der Erfolg der edlen Initiative des Komitees, das ich hier vertrete.»
Peppone konnte sich nicht mehr beherrschen und öffnete die Sicherheitsventile: «Merkt Euch das ein für allemal: Wenn Ihr den Mut habt, die Statue dieses Käferjägers auf die Piazza zu stellen, dann laß ich sie nicht nur entfernen und in den Fluß schmeißen, sondern ich zeige Euch auch noch wegen widerrechtlicher Besetzung öffentlichen Grund und Bodens an! Die Piazza gehört dem Volk und darf nicht der klerikalen Reaktion für ihre politischen Interessen dienen!»
Jetzt hatte auch Don Camillo keine Lust mehr zu scherzen. Im Regal neben Peppones Schreibtisch waren zwei ganze Fächer von einer Reihe dicker Bände ausgefüllt. Don Camillo zog den heraus, auf dessen Rücken in Gold der Buchstabe prangte, blätterte rasch darin, und als er gefunden hatte, was er suchte, legte er den aufgeschlagenen Band vor Peppone hin und sagte:
«Da, lies: LolliniAnselmo ...».
Peppone schlug das große Buch heftig zu.
«Schon gelesen», rief er. «Ich kenn’ den ganzen Käse schon auswendig, der da über Euren verdammten Lollini steht.»
«Der Ruhm der Heimat ist der Stolz aller Bürger und ihr gemeinsames geistiges Gut. Wenn du diese elementaren Dinge nicht begreifst, dann reich deinen Rücktritt ein - als Bürgermeister wie als Bürger.»
«Ich reiche meinen Rücktritt als Bürgermeister ein, sobald Ihr als Pfarrer zurücktretet! Wenn Anselmo Lollini das Gut aller ist, dann überlassen wir Euch gern unseren Teil. Wenn Ihr ihn als Denkmal verewigen wollt, dann verewigt ihn doch auf dem Kirchplatz!»
Don Camillo sah Peppone mit ehrlichem Erstaunen an.
«Das sind die Argumente eines Verrückten», sagte er schließlich. «Ob dir die Entomologen mehr oder weniger sympathisch sind, ist deine Sache. Aber daß du aus reinem Eigensinn das Altersheim um eine Hinterlassenschaft von siebzig Millionen Lire bringen willst, das geht mir nicht in den Kopf.»
Peppone schlug wütend mit der Faust auf die Schreibtischplatte: «Hochwürden», brüllte er, «wir kennen uns seit geraumer Zeit, und wir verstehen uns ganz genau!»
Don Camillo zuckte die Achseln: «Herr Bürgermeister, wir sind vom Thema abgekommen. Ich kam hierher, um Sie zu fragen, ob Sie die Absicht haben, dem Komitee
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