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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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gerade im Begriffe, den Rückzug anzutreten, als er plötzlich jemanden vor sich erblickte und dann –
    nachdem er den Hut tief in die Stirne gezogen hatte – dem Unbekannten einen solchen Fußtritt in die Magengegend versetzte, daß dieser auf den Rücken fallen mußte. Es wäre nämlich nicht schön gewesen, wenn man im Dorfe erfahren hätte, daß der Pfarrer beim Wildern im verbotenen Jagdgebiet überrascht worden sei. Das Pech war, daß der andere denselben Gedanken vom Fußtritt hatte, und so begegneten sich die beiden Fußtritte mittenwegs und es gab einen solchen Zusammenprall, daß auf einmal die beiden am Boden saßen, mit einem Erdbeben im Kopf.
    «Ein solcher Fußtritt kann nur von unserem geliebten Herrn Bürgermeister stammen», murmelte Don Camillo, als sich sein Blick wieder ein bißchen klärte.
    «Ein solcher Fußtritt kann nur von unserem geliebten Erzpriester stammen», antwortete Peppone, indem er sich am Kopf kratzte. Auch Peppone war zur Jagd in dieses verbotene Gebiet ausgerückt, auch er hatte in seiner Jagdtasche ein schönes Hasenexemplar und blickte jetzt höhnisch zu Don Camillo. «Nie hätte ich gedacht, daß gerade jener, der uns die Achtung für das Eigentum des Nächsten predigt, den Stacheldraht durchschneidet und sich zum Wilderer macht.»
    «Und ich hätte wieder nicht gedacht, daß gerade der erste Bürger, der Genosse Bürgermeister ...»
    «Bürgermeister, aber Genosse», unterbrach ihn Peppone, «das heißt, daß ich von jenen teuflischen Theorien angesteckt bin, die für eine gerechte Verteilung der Güter eintreten, und daß infolgedessen meine Handlungsweise viel besser mit meinen Ideen in Einklang zu bringen ist, als jene unseres Erzpriesters, der dementgegen ...»
    Jemand dritter näherte sich und war nur noch einige Schritte entfernt. Es war unmöglich, die Flucht zu ergreifen, weil man ansonsten einige Bleikugeln nachgeschickt bekommen hätte, da es sich diesmal gerade um einen Jagdaufseher handelte.
    «Man muß etwas machen!» flüsterte Don Camillo. «Wenn man uns hier findet, kommt es zu einem Skandal!»
    «Das geht mich nichts an», antwortete ruhig Peppone. «Ich stehe immer für meine Handlungen ein.»
    Die Schritte kamen noch näher und Don Camillo versteckte sich hinter einem Baum. Peppone rührte sich nicht, und als der Jagdaufseher mit einem schußbereiten Gewehr vor ihm erschien, begrüßte er ihn sogar.
    «Guten Abend.»
    «Was machen Sie hier?» fragte der Aufseher.
    «Sammle Schwämme.»
    «Mit dem Gewehr?»
    «Es ist eine Methode wie jede andere.»

    Die Methode, mit der man Jagdaufseher ungefährlich machen kann, ist nicht sehr kompliziert. Wenn man sich hinter dem Rücken eines Jagdaufsehers befindet, muß man ihm einen Mantel über den Kopf werfen und dann einen möglichst festen Schlag darauf versetzen. Es genügt nachher, sich die vorläufige Bewußtlosigkeit des Subjekts zunutze zu machen, um den Zaun zu erreichen und zu passieren. Dann ist alles in Ordnung. Don Camillo und Peppone fanden sich draußen wieder und saßen hinter einem Busch, eine Meile vom Jagdgebiet entfernt.
    «Don Camillo», seufzte Peppone, «eine sehr schlimme Sache haben wir da gemacht. Unsere Hände haben wir gegen einen Beschützer der Ordnung erhoben. Es ist ein Verbrechen!»
    Don Camillo, der die Hände erhoben hatte, schwitzte kalt. «Mein Gewissen plagt mich», fuhr Peppone infam fort. «Wenn ich an diese furchtbare Angelegenheit denke, finde ich keine Ruhe. Wie werde ich nur den Mut aufbringen, einen Diener Gottes aufzusuchen, um ihn um Vergebung für mein Verbrechen zu ersuchen? Verflucht sei der Tag, an dem ich der Versuchung des moskowitischen Wortes verfiel, die heiligen Gebote der christlichen Barmherzigkeit vergessend!»
    Don Camillo war so gedemütigt, daß er am liebsten geweint hätte.
    Andererseits hatte er ein tolles Verlangen, seinem üblen Genossen einen Faustschlag auf den Kopf zu versetzen. Da Peppone dies begriff, hörte er auf zu höhnen.
    «Verfluchte Versuchung», rief Peppone aus, zog den Hasen aus der Tasche und warf ihn weit weg.
    «Jawohl, verflucht», rief auch Don Camillo aus und zog seinen Hasen heraus, warf ihn weit in den Schnee und entfernte sich tief gesenkten Hauptes.
    Peppone folgte ihm bis Gaggie und bog dann nach rechts ein.
    «Entschuldigen Sie», sagte Peppone noch vorher, «könnten Sie mir in der Umgebung einen guten Pfarrer empfehlen, bei dem ich meine Sünde beichten könnte?»
    Don Camillo ballte die Fäuste und ging geradeaus

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