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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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weiter. Als er genug Mut gesammelt hatte, erschien er vor dem Christus vom Hauptaltar und breitete die Arme auseinander. «Ich habe es nicht meinetwegen getan ... Ich habe es nur deswegen gemacht, weil es der Kirche geschadet hätte, wenn man es erfahren hätte, daß ich beim Wildern ergriffen wurde ...» Christus blieb aber stumm, und in solchen Fällen pflegten Don Camillo Fieberschauer zu befallen, worauf er sich meistens jegliche Nahrung, außer Wasser und Brot, für viele Tage verbot, bis ihm zum Schluß Christus gerührt zu sagen pflegte: «Genug.»
    Bevor diesmal Christus «genug» sagte, nährte sich Don Camillo ganze sieben Tage von Brot und Wasser und gerade am Abend des siebenten, als er sich bereits an die Wände anlehnen mußte, um auf den Beinen zu bleiben, und der Hunger ihm im Magen heulte, kam Peppone zur Beichte.
    «Ich habe das Gesetz und die Gebote des christlichen Glaubens übertreten», sagte Peppone. «Außerdem: kaum hatten Sie sich entfernt, kam ich zurück, nahm beide Hasen und bereitete mir einen, gedünstet in Saft, während ich den anderen in die Beize legte.»
    «Das habe ich mir gedacht», antwortete Don Camillo wie mit letztem Hauch. Und als er später am Hauptaltar vorbeiging, lächelte ihm Christus zu, nicht so sehr in Anbetracht der sieben Fasttage, als in Anbetracht des Umstandes, daß Don Camillo im Moment, als er mit «Das habe ich mir gedacht» antwortete, keinen Wunsch verspürte, Peppone einen Faustschlag zu versetzen, sondern ganz im Gegenteil sich tief bei der Erinnerung schämte, daß auch er an jenem Abend einen Augenblick der Versuchung ausgesetzt war, zurückzukehren und dasselbe zu tun, was Peppone tatsächlich tat.
    «Armer Don Camillo!» flüsterte Christus gerührt.
    Und Don Camillo breitete die Arme aus, als ob er sagen wollte, daß er alles mache, was möglich ist, und daß es nicht aus Bosheit geschah, wenn er sich manchmal verirrt habe.
    «Ich weiß, ich weiß, Don Camillo», antwortete Christus. «Und jetzt geh und iß von deinem Hasen, den dir Peppone schön eingebeizt in der Pfarrküche hinterlegt hat.»

DIE BRANDSTIFTUNG
    Es war eine finstere Regennacht, als das alte Haus plötzlich zu brennen anfing.
    Das alte Haus war ein verfallener und verlassener Bau, der auf einem Hügel stand, und die Leute fürchteten sich, an ihn heranzukommen – auch tagsüber – da sie erzählten, er sei voller Schlangen und Gespenster. Das Merkwürdige war, daß das alte Haus nur aus einem großen Haufen Steine bestand, weil das Holz, auch das kleinste Stückchen, das vielleicht einmal übriggeblieben war, nachdem die letzten Bewohner das Haus verlassen und alles Brauchbare mitgenommen hatten, vom Wind und vom Regen zerfressen worden war. Trotzdem brannte der Steinhaufen jetzt wie ein Freudenfeuer.
    Viele Leute verließen das Dorf und machten sich auf den Weg, um sich den Brand anzuschauen, und alle wunderten sich sehr darüber. Auch Don Camillo kam heranspaziert und gesellte sich zu einem Häuflein Menschen, das im Begriffe war, den holprigen Steinweg zu betreten der zum alten Haus führte.
    «Es wird einer von unseren Revolutionären gewesen sein, der die Ruine mit Stroh gefüllt und sie dann angezündet hat, um irgendein bedeutendes Datum zu feiern», sagte Don Camillo laut und ging mit großen Schritten der Gruppe voran. «Was sagt denn unser Herr Bügermeister dazu?»
    Peppone drehte sich nicht einmal um.
    «Wie soll ich das wissen?» murmelte er.
    «Nun, als Bürgermeister müßtest du alles wissen», erwiderte Don Camillo, der offensichtlich außerordentlich vergnügt war. «Ist vielleicht heute ein geschichtlicher Gedenktag?»
    «Sagen Sie so etwas nicht einmal im Spaß, oder es wird morgen das ganze Land davon reden, daß wir diese verfluchte Geschichte veranstaltet haben», unterbrach ihn Brusco, der zusammen mit den kommunistischen Häuptlingen neben Peppone ging. Am Ende zweier Hecken, die ihn einsäumten, öffnete sich der Weg zu einer steinigen, armseligen Wiese, in deren Mitte der kleine Hügel stand, auf dem das alte Haus errichtet war. Es war ungefähr dreihundert Meter entfernt, und man sah die Steine wie eine Fackel brennen.
    Peppone blieb stehen, und die Leute breiteten sich nach links und rechts aus.
    Ein Windstoß brachte eine Rauchwolke heran.
    «Das ist kein Stroh, es muß Benzin sein!»
    Die Leute begannen, diesen merkwürdigen Umstand zu kommentieren, und jemand machte Anstalten, weiterzugehen, wurde aber durch laute Zurufe aufgehalten. «Keine

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