Don Camillo und Peppone
Dir sehr für Deinen Rat.
ich habe einen herrlichen Tag verbracht, leichten Herzens und leichter Seele, wie ein Schmetterling. Wenn man so allein mit der Natur ist, fühlt man sich gleich als ein besserer Mensch. Wie einem dann unser Haß, unser Groll, unsere kleinen Eifersüchteleien verwerflich vorkommen!»
«Genau so, Don Camillo», stimmte Christus ernst zu. «Genau so.»
«Wenn es Dir recht ist», sagte Don Camillo, «könnte ich einen Sprung zur Trafik machen wegen einer Zigarre? Verzeih meine Schwäche, ich fühle aber, sie verdient zu haben.»
«Natürlich verdienst du sie, Don Camillo. Geh nur. Immerhin wäre ich dir dankbar, wenn du mir vorher diese Kerze dort links anzündetest. Es stimmt mich traurig, sie verlöscht zu sehen.»
«Wenn es nichts anderes ist!» rief Don Camillo aus und durchstöberte seine Tasche nach Zündhölzern.
«Spare mit Zündhölzern!» ermahnte ihn Christus. «Nimm lieber ein Stück Papier und zünde es an der Flamme dieser Kerze hinter deinem Rücken an.»
«Es wird ein bißchen schwer sein, jetzt ein Stück Papier zu finden ...»
«Aber, Don Camillo», rief Christus lächelnd aus, «dein Gedächtnis wird schwach. Erinnerst du dich denn nicht, daß du in der Tasche einen Brief hast, den du eigentlich zerreißen wolltest? Verbrenne ihn lieber! Auf einen Schlag zwei Fliegen ...»
«Es ist schon wahr», gab Don Camillo zwischen den Zähnen zu. Und er nahm aus der Tasche einen Brief und brachte ihn an die Kerzenflamme heran.
Der Brief flammte sofort auf. Und dieser Brief war an Peppone gerichtet und es stand darin geschrieben, ob Genosse Peppone nunmehr, da die Roten von der äußersten Linken einstimmig den Artikel sieben angenommen haben, nicht wünsche, einen Verwaltungsrat für die Kirche zu ernennen, mit der besondern Aufgabe, die Sünden der Pfarre zu verwalten und im Einvernehmen mit dem Titular Don Camillo die Buße festzulegen, mit der gegebenenfalls die Sünder zu belegen wären. Daß er, Don Camillo, bereit sei, jedes an ihn gerichtete Ersuchen zu prüfen und daß er sehr froh wäre, sollten Genosse Peppone oder Genosse Brusco seinem Vorschlag zustimmen, anläßlich des heiligen Osterfestes einige Predigten an die Gläubigen zu halten. Er, Don Camillo, würde, um ihre Höflichkeit zu erwidern, den Genossen den geheimen und tiefen religiösen und christlichen Sinn der marxistischen Theorien erklären.
«Jetzt kannst du gehen, Don Camillo», sagte Christus, als von dem Brief nur noch die Asche übrig war. «So bist du nicht mehr in Gefahr, daß dich in der Trafik ein Augenblick der Unaufmerksamkeit überrascht und daß du dann zufällig eine Marke auf den Brief klebst und ihn in den Postkasten wirfst.»
Don Camillo ging jedoch zu Bett und murmelte, daß die Zeiten nunmehr schlechter seien als früher, als es noch ein Ministerium für Volkskultur gab.
Es war knapp vor Ostern. Im Parteilokal waren alle Großköpfigen des Hauptortes und der anderen Dörfer versammelt. Peppone schwitzte wie ein Verdammter, um seinen Leuten zu erklären, daß die Genossen Abgeordneten sehr gut getan hätten, indem sie ihre Stimmen für den Artikel sieben gaben.
«Erstens und vor allem wollen wir nicht den religiösen Frieden des Volkes stören, wie der große Chef sagte, der sehr gut weiß, was er sagt, und es nicht nötig hat, sich von uns belehren zu lassen. Zweitens wollten wir vermeiden, daß die Reaktion die ganze Sache ausnützt und über das traurige Schicksal unseres alten, armen Papstes weint, den wir Schlimmen bettelnd in die weite, breite Welt schicken wollen, wie der Generalsekretär der Partei sagte, der einen Kopf auf den Schultern hat und in diesem Kopf ein so großes Gehirn.
Drittens heiligt der Zweck die Mittel und das sage ich euch persönlich, der ich kein Dummkopf bin, und ich behaupte, daß alles dienlich sein kann, um an die Macht zu kommen. Und wenn wir an die Macht kommen, dann wird die klerikale Reaktion des Artikels sieben zu spüren bekommen, was der Artikel acht ist.»
So sprach Peppone und nahm vom Tisch einen Eisenring, der ihm als Aktenbeschwerer diente, und drehte ihn in seinen Pfoten zu einer Acht, und alle verstanden, was Peppone sagen wollte, und heulten vor Begeisterung.
Peppone wischte sich den Schweiß ab; der Gedanke, den Eisenring auf den Tisch zu stellen und ihn zum Zwecke der Propaganda für den ihm völlig unbekannten Artikel acht zu verwenden, war ausgezeichnet.
Er war zufrieden und schloß mit folgenden Worten:
«Vorläufig
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