Don Camillo und Peppone
vollkommene Ruhe. Es sei aber eindeutig erklärt, daß – mit oder ohne Artikel sieben – wir auf unserem Wege fortfahren werden, ohne ihn nur um ein Tausendstel eines Millimeters zu verlassen, und daß wir keine, aber schon gar keine, nicht einmal die geringste fremde Einmischung in unsere Angelegenheiten erlauben werden! Gar keine!»
In diesem selben Moment ging die Türe auf und Don Camillo betrat den Saal mit dem Wedel in der Hand, gefolgt von zwei Ministranten, die das Weihwassergefäß und den Sammelkorb für die Ostereier trugen. Eisiges Schweigen trat ein. Ohne ein Wort zu sagen, machte Don Camillo einige Schritte nach vorne und besprengte mit geweihtem Wasser alle Anwesenden.
Dann übergab er den Wedel einem Ministranten und ging nun in dem Saal herum, indem er jedem Anwesenden ein Heiligenbild in die Hand drückte.
«Nein, dir eine heilige Luzia», sagte Don Camillo, als er zu Peppone kam, «sie wird dir den Blick heilen, Genosse.»
Dann bespritzte er ausgiebig mit geweihtem Wasser das Porträt des großen Chefs, vor dem er sich höflich ein wenig verbeugte, und verließ den Saal. Und es war, als ob ein Zauberwind den Saal durchweht und die Menschen versteinert hätte.
Mit offenem Mund und völlig verwirrt schaute Peppone auf das Heiligenbild in seinen Händen, dann schaute er zur Türe, und schließlich schaffte er sich mit einem fast unmenschlichen Schrei ein wenig Luft.
«Haltet mich, oder ich erschlage ihn!»
Man hielt ihn, und so konnte Don Camillo ohne weiteres nach Hause gehen. Seine Brust war aufgebläht wie ein Ballon, und er tänzelte vor Freude.
«Don Camillo!» sagte eine strenge Stimme.
«Jesu», antwortete ruhig Don Camillo, «wenn ich Hühner und Kälber segne, warum sollte ich nicht Peppone und seine Leute segnen? Oder habe ich vielleicht geirrt?»
«Nein, Don Camillo, du hast recht. Aber ein Schelm bist du trotzdem!»
Am Ostersonntag ging Don Camillo zu früher Stunde vor das Haus hinaus und fand vor dem Pfarrhof ein enormes Schokoladenei mit einer schönen Masche aus roter Seide. Oder richtiger: es war ein enormes Ei, das einem Schokoladenei sehr ähnlich war, aber in Wirklichkeit ganz einfach eine Bombe von hundert Kilo war, die man braun angestrichen hatte, nachdem die Steuervorrichtung entfernt worden war.
Der Krieg hatte auch die Heimat Don Camillos heimgesucht, und die Flugzeuge hatten öfters das Land überflogen und Bomben abgeworfen. Einige von diesen verfluchten Werkzeugen waren nicht explodiert und blieben liegen, kaum von der Erde verschüttet oder geradezu freiliegend, weil die Flugzeuge aus sehr geringer Höhe die Bomben abgeworfen hatten. Als alles vorbei war, kamen von irgendwoher zwei Pioniere, die die weit von den Häusern entfernt liegenden Bomben in die Luft sprengten und die anderen, die man nicht sprengen konnte, weil sie den Häusern zu nahe lagen, entschärften. Sie hatten sie auf einen Haufen gelegt und gesagt, sie würden wiederkommen, sie zu holen. Eine dieser Bomben war auf die alte Mühle gefallen, hatte das Dach durchschlagen und war zwischen der Wand und einem Balken liegengeblieben. Man ließ sie dort, weil das Haus unbewohnt war und weil nach der Entfernung des Zünders keine Gefahr mehr bestand. Das war die Bombe, die man nach der Entfernung der Steuervorrichtung zum Osterei gemacht hatte. Die unbekannten Spender waren gar nicht so unbekannt, da auf der Bombe, außer «Fröhliche Osstern», mit zwei «s», noch geschrieben stand:
«Als höflicher Dank für den lieben Besuch.» Und dann war auch die rote Masche da.
Die Sache mußte sorgfältig vorbereitet gewesen sein, weil Don Camillo – als er die Augen von dem merkwürdigen Ei erhob – den Platz voll Menschen erblickte. Diese Verdammten hatten sich alle dort ein Stelldichein gegeben, um sich über das Gesicht Don Camillos zu ergötzen. Don Camillo ärgerte sich und versetzte dem Zeug einen Fußtritt, der es natürlich nicht im geringsten bewegte. «Ein schweres Ding!» schrie jemand.
«Man müßte ein Speditionsunternehmen herbeirufen!» heulte ein anderer.
Man hörte das Gelächter.
«Versuche, sie zu segnen, vielleicht geht sie dann von selbst weg!» schrie ein dritter.
Don Camillo drehte sich um und begegnete Peppones Augen. Peppone war in der ersten Reihe, mit seinem ganzen Stab, und beobachtete ihn mit verschränkten Armen und kicherte.
Da wurde Don Camillo blaß, und die Beine begannen unter ihm zu zittern.
Langsam beugte sich Don Camillo und faßte mit seinen Riesenhänden
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