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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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die Bombe an den beiden Enden.
    Es entstand ein eisiges Schweigen. Die Leute schauten Don Camillo zu, hielten den Atem an, rissen die Augen weit auf, wie vor Angst. «Jesu!»
    flüsterte Don Camillo in seiner Bedrängnis.
    «Nur fest, Don Camillo!» antwortete ihm leise eine Stimme, die vom Hauptaltar kam.
    Es knirschten die Knochen dieser großen Muskelmaschine. Langsam und unerbittlich hob Don Camillo den enormen Eisenblock. Einen Augenblick hielt er inne und schaute zur Menge hin. Dann setzte er sich in Bewegung. Jeder Schritt kam ihm so schwer vor, als ob eine Tonne auf ihm lastete: er trat aus dem Pfarrhof hinaus und, Schritt für Schritt, langsam und unaufhaltsam, wie das Schicksal, ging Don Camillo über den ganzen Platz. Und die Menge folgte ihm, stumm, entsetzt. So kam er zur entgegengesetzten Seite des Platzes, wo das Parteilokal war, und blieb dort stehen. Auch die Menge hielt inne. «Jesu», flüsterte Don Camillo in seiner Bedrängnis.
    «Nur fest, Don Camillo!» antwortete ihm eine besorgte Stimme, die vom Hauptaltar der Kirche, weit hinten, kam. «Nur fest, Don Camillo!» Don Camillo spannte seine Muskeln an und hob mit einem Ruck die Bombe bis zur Brust. Ein anderer Ruck, und die Bombe fing langsam weiterzusteigen an, und die Leute waren außer sich.
    Schon streckten sich die Arme aus; die Bombe ist hoch über Don Camillos Kopf.
    Die Bombe stürzt und bohrt sich in die Erde, gerade vor dem Tor des Parteilokals.
    Don Camillo wendet sich zur Menge.
    «An den Absender zurück», sagte er mit fester Stimme. «Ostern schreibt man mit einem ‹s›. Ausbessern und zurückschicken.»
    Die Menge teilte sich, und Don Camillo ging triumphierend ins Pfarrhaus zurück. Peppone schickte die Bombe nicht zurück. Zu dritt luden sie sie auf einen Karren auf und warfen sie in eine alte Grube außerhalb des Ortes. Die Bombe rollte den Abhang hinunter und kam nicht einmal bis zum Grund, weil sie von einem Baum aufgehalten und an ihm aufgerichtet hängenblieb. Und von oben konnte man lesen: «Fröhliche Osstern.»
    Es geschah drei Tage später, daß eine Ziege zur Grube kam und das Gras um den Baum herum abzuzupfen begann. Dabei berührte sie die Bombe, die wieder zu rollen begann, nach einigen Metern gegen einen Stein schlug und mit fürchterlichem Krach losging. Und im Ort, der immerhin ziemlich weit war, gingen dadurch die Fensterscheiben von dreißig Häusern in Scherben.
    Ein wenig später kam Peppone außer Atem ins Pfarrhaus und fand Don Camillo auf der Treppe vor.
    «Und ich», gurgelte Peppone, «und ich habe einen ganzen Abend gehämmert, um die Steuervorrichtung zu entfernen ...»
    «Und ich, ich habe ...», antwortete Don Camillo, um Atem ringend, und konnte nichts weiter sagen, weil er sich an die Szene auf dem Hauptplatz erinnerte.
    «Ich gehe zu Bett ...», stöhnte Peppone.
    «Ich war gerade im Begriff, dasselbe zu tun», stöhnte Don Camillo.
    Er ließ sich dann in die Schlafkammer das Kruzifix vom Hauptaltar bringen.
    «Verzeih, daß ich Dich störe», flüsterte Don Camillo, den ein Roßfieber schüttelte. «Ich wollte Dir im Namen des ganzen Ortes danken.»
    «Nichts zu danken, Don Camillo», antwortete lächelnd Christus. «Nichts zu danken.»

DAS EI UND DIE HENNE
    Unter Peppones Leuten war einer, den sie Fulmine, das heißt «Blitz», nannten. Er war ein riesiger, langsamer und einfältiger Kerl, ein Elefant mit einem ganz kleinen Gehirn. Fulmine gehörte dem «politischen Trupp» unter dem Befehl Biggios an und hatte die Aufgabe eines Panzerwagens. Wenn eine gegnerische Kundgebung zu sprengen war, dann mußte er antreten. Fulmine stellte sich dann vor den Trupp und niemand konnte ihn mehr aufhalten, so daß Biggio und die anderen, die hinter ihm waren, bald bis zum Rednerpult vordringen konnten, um dort den Redner mit Pfiffen und Geschrei in einigen Minuten zum Schweigen zu bringen.
    An einem Nachmittag war also Peppone im Parteigebäude mit allen Sektionshäuptlingen versammelt, als plötzlich Fulmine das Zimmer betrat.
    Wenn er einmal in Bewegung gesetzt war, konnte ihn nur eine Panzerfaust aufhalten und darum ließen ihn alle durchgehen, bis er von selbst vor Peppones Schreibtisch stehenblieb.
    «Was willst du?» fragte Peppone unwillig.
    «Gestern habe ich meine Frau durchgeprügelt», erklärte Fulmine und senkte den Kopf. «Es war aber ihre Schuld.»
    «Was geht mich das an?» brüllte Peppone. «Geh und erzähle es dem Pfarrer!»
    «Ich war schon bei ihm», antwortete Fulmine. «Don Camillo

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