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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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hat mir aber gesagt, daß jetzt auf Grund des Artikels sieben der Verfassung die Sache anders geworden ist und daß er mir die Absolution nicht erteilen kann, sondern daß mich der Sektionsführer lossprechen muß.»
    Mit einem Faustschlag auf den Tisch brachte Peppone die anderen, die zu grinsen angefangen hatten, zum Schweigen.
    «Kehre zu Don Camillo zurück und sage ihm, er soll sich zum Teufel scheren», brüllte er.
    «Jawohl, Chef, ich gehe», sagte Fulmine. «Aber zuerst mußt du mir die Absolution erteilen.»
    Peppone fing an zu zetern, Fulmine schüttelte aber nur den Kopf.
    «Ich rühre mich nicht vom Fleck, bevor du mich lossprichst», meckerte er.
    «Wenn du mich binnen zwei Stunden nicht losgesprochen hast, hau ich alles hier krumm und klein, weil das heißen soll, daß du gegen mich bist.»
    Es gab nur zwei Möglichkeiten: entweder Fulmine niederzuschlagen oder nachzugeben.
    «Ich spreche dich frei!» schrie Peppone.
    «Nein», murmelte Fulmine, «du mußt mich lateinisch lossprechen, so wie der Priester, weil es sonst nicht gilt.»
    «Ego ti absolvio!» sagte Peppone, rot vor Wut.
    «Gibt es auch eine Buße?» erkundigte sich Fulmine.
    «Nein, keine.»
    «Gut so», freute sich Fulmine und setzte sich in Bewegung. «Jetzt renn ich zu Don Camillo und sage ihm, er soll sich zur Hölle scheren. Wenn er Geschichten macht, schmeiß ich ihn hinunter.»
    «Wenn er Geschichten macht, sei still, weil er sonst zuschlägt», brüllte Peppone.
    «Schon gut», stimmte Fulmine zu. «Wenn du mir aber befiehlst, es auszuführen, mache ich es doch, wenn ich auch den kürzeren ziehe.»
    Don Camillo erwartete, daß er am Abend Peppone außer sich kommen sehen werde. Peppone ließ sich jedoch nicht blicken. Er erschien erst am nächsten Abend, zusammen mit seinem Stab, und alle fingen an zu plaudern, auf der Bank vor der Pfarre sitzend und eine Zeitung erörternd. Don Camillo war in gewisser Hinsicht nicht weniger einfältig als Fulmine und schluckte den Köder sofort hinunter. Er erschien im Tor des Pfarrhauses, mit den Händen hinter dem Rücken und mit einer Zigarre im Mund.
    «Guten Abend, Hochwürden!» grüßten ihn alle sehr herzlich und berührten mit den Händen die Ränder ihrer Hüte. «Haben Sie schon gesehen, Hochwürden?» sagte Brusco, indem er auf die Zeitung zeigte.
    «Außerordentliche Dinge!»
    Es war die Geschichte von der berühmten Henne von Ancona, die von einem Pfarrer gesegnet worden war und dann ein sehr merkwürdiges Ei gelegt hatte, auf dem die Umrisse eines heiligen Emblems im Relief zu sehen waren.
    «Da ist geradezu Gottes Hand im Spiel!» rief Peppone ernst aus. «Das ist wirklich ein Wunder!»
    «Langsam, langsam mit Wundern, meine Jünglinge. Bevor man feststellt, daß ein Wunder geschehen ist, muß man prüfen und sehen, ob es sich nicht um eine einfache, natürliche Erscheinung handelt.»
    Peppone stimmte ernst zu und nickte mit dem Kopf. «Natürlich, natürlich.
    Und doch, meiner Meinung nach, wäre es bestimmt besser, ein solches Ei mehr um die Zeit der Wahlen herum zu machen. Jetzt sind die Wahlen noch weit.»
    Brusco fing zu lachen an.
    «Du bist mir ja naiv! Alles Frage der Organisation. Wenn man eine gut organisierte Presse hat, kann man Wundereier nur so ausschütten!»
    «Guten Abend», schnitt Don Camillo kurz das Gespräch ab.
    Als Don Camillo am nächsten Tag am Parteisitz vorbeiging, sah er auf der Wandzeitung den Ausschnitt mit dem Bericht aus Ancona und mit einer Aufnahme des Eies. Darunter war zu lesen: «Auf Befehl der Pressestelle der Christlichen Demokraten arbeiten die katholischen Hennen für die Wahlpropaganda. Welch ein wunderbares Beispiel der Disziplin!»
    Am Abend war er am Fenster, als wieder vor dem Pfarrhof Peppone und sein Stab erschien. «Es ist wirklich eine wunderbare Sache!» rief Peppone und breitete die Zeitung aus. «Jetzt hat wieder in Mailand eine andere Henne genauso ein Ei wie jene von Ancona gelegt. – Schauen Sie nur her, Hochwürden!»
    Don Camillo stieg hinunter und schaute die Aufnahme der Henne und des Eies an und las den Bericht.
    «Und wir haben uns eine solche Idee nehmen lassen!» seufzte Peppone.
    «Denken Sie nur, wir hätten als erste diese Idee gehabt: eine Henne läßt sich in der Partei einschreiben und am nächsten Tag legt sie ein Ei mit Hammer und Sichel im Relief!» Alle seufzten. Peppone aber dachte nach und schüttelte den Kopf. «Nein», sagte er, «wir hätten es nicht machen können. Die anderen haben immer die Religion

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