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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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stecken.
    «Haben es denn die anderen wirklich auf Leben und Tod mit mir, wenn sie imstande sind, so etwas zu tun? Genügt es ihnen nicht, daß ich weg muß?»
    Nach einer Viertelstunde hielt der Zug in Boscoplancha an, der letzten Station auf Gemeindegebiet. Don Camillo hörte, wie ihn jemand rief; er ging zum Fenster und erblickte vor sich den Bürgermeister Peppone und den vollzähligen Gemeinderat. Der Bürgermeister Peppone hielt dann folgende Rede:
    «Bevor Sie, sehr geehrter Herr Pfarrer, das unserer Verwaltung unterstellte Gemeindegebiet verlassen, möchten wir Ihnen die Grüße der Bevölkerung überbringen und daran unseren Wunsch knüpfen, daß Ihre Genesung schnell vor sich gehe, was ... wodurch ... um daß Sie schnell zur Erfüllung Ihrer geistlichen Aufgaben in unsere Gemeinde zurückkommen mögen.»
    Und dann, während sich der Zug in Bewegung setzte, nahm Peppone mit breiter Geste den Hut ab, und auch Don Camillo nahm den seinen ab und blieb so mit dem hocherhobenen Hut am Fenster stehen, wie ein Standbild der nationalen Wiedergeburt.
    Die Kirche von Puntarossa stand auf einem Berg und schaute wie eine auf einer Ansichtskarte aus. Als Don Camillo ankam, atmete er die Lunge voll Luft, von der er wußte, daß sie nach Nadelbäumen duftete, und rief zufrieden:
    «Ein wenig Ruhe hier oben wird mir nur guttun, um daß ich schnell zur Erfüllung meiner geistlichen Aufgaben in unsere Gemeinde zurückkommen möge.»
    Und dies sagte er in vollem Ernst, und dieses «um daß» schien ihm an Wert die gesamten Reden Ciceros zu übertreffen.

HEIMKEHR INS NEST
    Für die Zeit der politischen Erholung Don Camillos wurde ein anderer Priester zu seinem Stellvertreter ernannt. Es war ein junges und zartes Priesterlein, das seiner Sache vollkommen sicher war und tadellos sprach, in schönen, sauberen und gut abgerundeten Ausdrücken, die ganz frisch aus dem Weingarten des Wörterbuches geerntet zu sein schienen. Obwohl er wußte, daß es sich nur um eine vorläufige Verwaltung handelte, führte natürlich das Priesterlein in der Kirche einige Neuerungen durch, die einem Menschen notwendig erscheinen, wenn er sich in fremdem Hause wohlfühlen soll.
    Der Vergleich ist vielleicht unglücklich, aber es ist ungefähr so, wie wenn man in einem Hotel für eine Nacht absteigt und trotzdem unbedingt das Tischlein, das links war, rechts stellen und den Stuhl, der rechts war, links stellen muß, weil jeder Mensch einen absolut eigenen Begriff von der Ästhetik und vom Gleichgewicht der Massen und der Farben hat und daher jedesmal leidet, wenn er sich – obwohl er es tun könnte – nicht damit zu schaffen macht, dieses Gleichgewicht, das ihm gestört zu sein scheint, wieder herzustellen.
    Tatsache ist, daß die Leute am ersten Sonntag, an dem das Priesterlein die Messe las, zwei wichtige Neuerungen bemerkten: die dicke, mit Blümlein geschmückte Kerze, die links vom Altar auf der zweiten Stufe der Balustrade gestanden hatte, war rechts vor einem kleinen Bild, das eine Heilige darstellte, aufgestellt. Und das Bild hatte es früher auch nicht gegeben.
    Aus Neugierde, den neuen Pfarrer zu sehen, war die ganze Gegend da, in der ersten Reihe saßen Peppone und die anderen roten Häuptlinge.
    «Hast du gesehen?» sagte grinsend Brusco zu Peppone und zeigte auf den verstellten Leuchter. «Neuerungen!»
    «Hmmm!» brummte Peppone, der entsetzlich nervös war. Und er blieb entsetzlich nervös, bis sich das Priesterlein der Balustrade näherte, um die obligate kleine Predigt abzuhalten. Da konnte es Peppone nicht mehr aushalten, und bevor noch das Priesterlein das Wort ergreifen konnte, verließ er die Reihe, schritt entschieden nach rechts, ergriff den großen Leuchter, trug ihn nach links und stellte ihn auf der zweiten Stufe vor der Balustrade auf.
    Dann kehrte er in die Mitte der ersten Reihe zurück, richtete sich auf gespreizten Beinen in seiner ganzen Größe auf, verschränkte die Arme und schaute stolz dem Priesterlein in die Augen.
    «Gut!» murmelte die gesamte Menge der Gläubigen, die Reaktionären mit einbegriffen.
    Das Priesterlein, das mit offenem Munde Peppone beobachtete, erblaßte, stotterte seine Rede, so gut es konnte, herunter und kehrte zum Altar zurück, um die Messe weiterzulesen.
    Als er die Kirche verließ, fand er Peppone und seinen ganzen Stab vor, wie sie auf ihn warteten. Der Kirchhof war voll schweigender und erboster Leute.
    «Sagen Sie einmal, Don ... Don ... was weiß ich wie», fragte Peppone sehr von

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