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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Strecke untersuchen und in der festgesetzten Nacht als Führer vorangehen.
    «Und wenn Sie mir einen Priesterstreich spielen, schieße ich mit der Kanone nach Ihnen», warnte ihn Peppone.
    Don Camillo studierte mit größter Sorgfalt die Strecke, und es kam die bewußte Nacht. Die Dorini lagen mit Herzklopfen in den Betten und steckten den Kopf unter das Kissen. Peppone entfernte nicht mehr Schindeln, als notwendig war, um den Panzer zu besteigen, ließ den Motor an und schaltete entschlossen den Gang ein, während Don Camillo sich in aller Eile bekreuzigte und seine Seele Gott empfahl.
    Der Schindelhaufen wankte. Die Panzerketten gruben sich zuerst ein wenig in den weichen Boden, dann setzte sich der ganze Stapel in Bewegung, um nach und nach auseinanderzufallen, während das Ungeheuer aus Stahl davonfuhr.
    Schließlich war der Panzer frei. Er war nicht einer von den allergrößten Ungeheuern, aber immerhin ein ganz anständiger Kerl. Don Camillo rannte mit geraffter Soutane, wie von einem Monstrum verfolgt.
    Es gab ein Kettengerassel, daß man davon eine Gänsehaut bekam; die Motoren der Pflüge ratterten aber in der Nacht, und die Geräusche gingen ineinander über. Der Tanz hatte begonnen, und man mußte tanzen.
    Peppone verstand sein Geschäft. Im Krieg hatte er viele Panzer repariert, und nun fuhr er ruhig und sicher. Es machte ihm Spaß.
    Es war keine abenteuerliche Reise. Beim Kanal angelangt, der fast ausgetrocknet war, fuhr der Panzer in das Kanalbett und setzte die Fahrt mitten im Schotter fort. Das war vorgesehen, um keine Spuren zu hinterlassen. Da hielt aber Don Camillo die Maschine an und bestieg ebenfalls den Panzer. Er war müde und wollte sich an dem Spaß beteiligen.
    Sie fuhren bis Pioppe, dort erklommen sie das andere Ufer, und da war schon der Waldrand. Unter Gestrüpp und Astwerk stellten sie den Motor ab und warteten eine Weile, um zu horchen. Ihr Herz schien sechs Zylinder zu haben, die auf vollen Touren liefen.
    Sie hörten die Motoren der Traktoren rattern. Alles schlief, mit Ausnahme der Traktorenfahrer. Und diese konnten wegen des Lärms ihrer eigenen Motoren nichts gehört haben.
    «Mit Gottes Hilfe scheint alles in Ordnung zu sein», flüsterte Don Camillo.
    «Mit der Hilfe Gottes und der des verfluchten Peppone», ergänzte Peppone.
    Sie warteten noch eine Weile schweigend und blieben im Panzerturm sitzen.
    «Eigentlich ist es schade, eine so schöne Maschine wegzuschmeißen», seufzte Peppone.
    «Sie ist nicht weggeschmissen», antwortete Don Camillo. «Sie wird noch ihren Dienst leisten.»
    «Ja, vielleicht für euren Saukrieg?» brüllte Peppone.
    «Besser für unsern Krieg als für euren Frieden!» erwiderte Don Camillo. «Eigentlich müßtest du stolz sein, zum Wiederaufbau der Armee deines Vaterlandes ein wenig beigetragen zu haben.»
    Peppone verlor seine Ruhe und bewegte sich hin und her. Er wetzte unruhig auf dem Sitz herum und berührte dabei mit seinen Pranken einen Haufen Dinge, die er besser nicht hätte berühren sollen.
    Die Kanone des Panzers war geladen, und dank der Vorzüglichkeit der deutschen Munition ging ein Schuß los.
    Es war furchtbar; ein Kanonenschuß um diese Stunde und in dieser Situation machte tausendmal mehr Eindruck als die Explosion einer Atombombe.
    Don Camillo und Peppone verließen nicht den Panzer, sie stürzten aus dem Turm hinaus und liefen, was die Beine hergeben wollten, und blieben erst dann stehen, als ihnen der Atem ausging.
    Sie waren an den Fuß des Dammes am großen Fluß gelangt und blieben dort sitzen und konnten an nichts denken. Schließlich stotterte Peppone:
    «Wenn ich nur wüßte, wo es hingegangen ist?»
    «Was?»
    «Das Geschoß, zum Teufel!»
    «Das Geschoß?»
    «Sicher! Sie glauben doch nicht, daß die Deutschen mit Kanonen losgezogen sind, die mit Wurst geladen waren.»
    Sie dachten eine Weile nach, wohin dieser Schuß, zum Teufel, gegangen sein könnte, kamen aber zu keinem Ergebnis.
    Sie gingen über die Felder heim und fanden im Dorf auf dem Platz einen heillosen Wirbel vor.
    Sie wuschen sich im Pfarrhof Gesicht und Hände und mischten sich dann unter die Menge.
    «Was ist los?» fragte Peppone gebieterisch.
    «Jemand hat mit einer Bombe die Friedenstaube in die Luft gesprengt!» erklärte Smilzo außer sich.
    Und in der Tat, die riesige Friedenstaube aus lackiertem Holz, die Peppone auf dem Dach des Hauses des Volkes hatte errichten lassen, war in Stücke geflogen.
    «Wir lassen uns diese Herausforderung nicht gefallen,

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