Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
derentwegen ich gar nicht zufrieden sein sollte.»
    Don Camillo seufzte; dann hob er die Augen und fragte: «Jesus, wäre es nicht besser, wenn ich anstatt eines Priesters ein Hufschmied geworden wäre?»
    «Nein», antwortete lächelnd Christus. «Die Pferde brauchen keine geistige Betreuung. Die Menschen hingegen brauchen sie immer.»
    «Jesus, wenn ich Dir sagen würde, was ich getan habe, würdest Du anderer Meinung sein.»
    «Nein, Don Camillo. Ich würde nur dann anderer Meinung sein, wenn Peppone kein Mensch mehr, sondern ein Pferd geworden wäre.»

Der Panzer

    «Da hab ich eine Sache...!» rief nochmals der alte Dorini und schlug sich mit der Faust auf die Brust.
    Don Camillo verlor die Geduld. «Hören Sie einmal, seit einer halben Stunde wiederholen Sie diese idiotischen Worte wie eine Maschine. Entweder leeren Sie den Sack aus und sagen, was Ihnen im Magen liegt, oder ich schmeiße Sie hinaus und gehe schlafen.»
    «Hochwürdcn, es handelt sich um eine große Sache», sagte jammernd der alte Dorini.
    «Sie werden doch keinen Ochsen in der Brust haben!» ärgerte sich Don Camillo.
    «Schlimmer», stöhnte Dorini. «Wenn es nur ein Ochse wäre, dann wäre es nur ein Spaß.»
    Don Camillo erhob sich hinter dem Tisch und stemmte die Fäuste in die Hüften und stellte sich vor den Alten.
    «Darf man also wissen, was es ist?» schrie er.
    «Ich weiß es nicht genau, weil ich von solchem Zeug nichts verstehe», stotterte der Mann. «Es ist eines jener Dinger aus Eisen mit Raupenketten.»
    «Ein Traktor?»
    «Ja, eine Art, er hat aber eine Kanone drauf.»
    Don Camillo schaute ihn fassungslos an und dachte, daß es nur zwei Möglichkeiten gäbe: entweder war der alte Dorini betrunken, oder er war verrückt geworden.
    «Ein Panzer?» fragte er.
    «Ein Panzer oder so etwas. Ich habe ihn schon seit fünf Jahren und kann seither nicht mehr schlafen.»
    Wenn der alte Dorini einen Panzer im Magen hatte, war es natürlich, daß er nicht schlafen konnte. Aber nicht ebenso natür-lieh schien es Don Camillo, daß der alte Dorini in eine Sache mit Panzern verwickelt sein könnte, nachdem er doch seit Jahrzehnten seinen Hof nicht verlassen hatte.
    «Eine alte Sache, aus dem April 1945, als sich die Deutschen zurückzogen», setzte der Alte auseinander. «So ein Ding fuhr über meine Felder zur Straße. Nicht weit von meinem Hof blieb er stehen, weil darin etwas kaputt war. Dann öffnete sich der Deckel, drei Deutsche sprangen heraus und begannen in ihrer Sprache zu fluchen. Sie gingen immer wieder um diesen Koloß herum, dann ging einer weg, vielleicht weil er Hilfe holen wollte. Die beiden anderen warteten. Nach einer Weile kam einer auf meinen Hof und bedeutete mir, daß er Durst habe. Wir hätten ihm den ganzen Keller gegeben, wenn er wieder gegangen wäre. Dann kam auch der andere, und sie gurgelten ganze Flaschen hinunter. Ich habe nie in meinem Leben Leute mit so einem Magen gesehen. Der dritte aber, der losgezogen war, um Hilfe zu holen, kam nicht, und die beiden Kerle fuhren fort, den Wein zu saufen, als ob es Zuckerwasser gewesen wäre. Wir haben alte Weine, die in den Kopf steigen; nach einer halben Stunde oder etwas mehr hätte man die beiden wie Säcke herumtragen können... Dann haben wir eine Gemeinheit begangen!»
    Der alte Dorini stockte und ließ einen Seufzer los.
    «Was habt ihr, zum Teufel, gemacht?» rief Don Camillo entsetzt. «Umgebracht?»
    Jetzt war der Alte entsetzt.
    «Um Gottes willen, Hochwürden! Sehen wir so aus, als ob wir fähig wären, Christenmenschen umzubringen, die uns nichts getan haben? Nein. Auf der Straße waren andere Deutsche. Wir hielten einen Lastwagen an und brachten ihnen bei, daß bei uns zwei Besoffene liegen. Da sprang ein Feldwebel ab, groß wie ein Elefant, packte die beiden Unglücklichen am Kragen und warf sie auf den Lastwagen, als ob sie zwei Säcke voll Lumpen wären. Und weg waren sie!»
    Don Camillo war immer noch fassungslos.
    «Und das ist die ganze Gemeinheit?»
    «Nein, nur der erste Teil», erklärte der Alte. «Das war nämlich so: Als meine Söhne sahen, daß sich nichts mehr rührte, warfen sie Stroh über den Panzer. Als in der Nacht der dritte Kerl, der losgezogen war, um Hilfe zu holen, mit einem Reparaturwagen zurückkehrte, erzählten wir ihm und den andern, daß die beiden den Panzer in Ordnung gebracht hätten und vor einer halben Stunde davongefahren seien.»
    Don Camillo schaute noch immer fassungslos den alten Dorini an. Eine so unglaubliche Sache

Weitere Kostenlose Bücher