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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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auch wenn Blut fließen sollte!» schrie Peppone. «Die spontane Empörung des Volkes wird ausreichen, um diese verbrecherische Tat der Feinde des Volkes zu brandmarken. Es lebe der Friede!»
    «Er lebe!» schrien die anderen und gingen nach Hause schlafen. Sie waren alle schläfrig. Wenn nämlich die Reaktion die Anwendung von Bomben zur Sprache bringt, fühlen sich die revolutionären Elemente mehr denn je von der gutbürgerlichen Behaglichkeit angezogen.
    Niemand hatte an jener Stelle des Waldrandes, wo der Panzer stand, etwas zu suchen, und so konnte auch der Panzer ruhig schlafen. Die Dorini hatten also genügend Zeit, um alle Felder zu pflügen, über die der Panzer gefahren war, und um den Panzer selbst unter einem dichten Gestrüpphaufen zu verstecken.
    Als alles in Ordnung war, unterhielt sich Don Camillo eines Tages mit dem Wachtmeister und sagte ihm so nebenbei, daß es nicht schlecht wäre, ein gewisses Loch am Waldrand einmal zu untersuchen.
    «Ich glaube, Sie werden dort einen vollständigen und fahrbereiten deutschen Panzer finden», sagte er ihm im Vertrauen.
    Der Wachtmeister begab sich an den Waldrand und kam zurück.
    «Alles in Ordnung?» fragte Don Camillo.
    «Alles in Ordnung», antwortete der Wachtmeister. «Ich habe einen vollständigen und fahrbereiten Panzer vorgefunden. Es ist aber kein deutscher, sondern ein amerikanischer Panzer.»
    Don Camillo breitete die Arme aus.
    «Die Einzelheiten sind von zweitrangiger Bedeutung, nur die Hauptsache zählt.»
    Als er dann einige Zeit später dem alten Dorini begegnete, sagte er:
    «Du Unglückseliger! Das waren nicht Deutsche auf der Flucht, sondern Amerikaner im Anmarsch gewesen.»
    Der Alte zuckte mit den Achseln.
    «Hochwürden, Italien ist wie ein Seehafen, Leute kommen und gehen. Wie soll man wissen , wer geht und wer kommt? Man versteht ja keinen!»
    Der arme Teufel hatte nicht ganz unrecht.

Sieg der Volksfront

    Smilzo drehte das Radio ab, und das Schweigen lastete auf dem großen, halbdunklen und kalten Zimmer.
    Seit vielen Stunden hatten die Männer des Parteistabes unruhig auf die Verlautbarung gewartet, und als sie nun durchgegeben wurde, fand keiner die Kraft, etwas £u sagen.
    «Na und, was machen wir jetzt?» fragte schließlich Bigio.
    «Das ist heikel», antwortete Peppone. «Darum dürfen wir die Ruhe nicht verlieren. Das erste, was wir tun müssen, ist, die "Wachsamkeit zu erhöhen. Wir kennen nicht die Absichten unserer Gegner, und darum müssen wir vor allem die Listen und Dokumente in Sicherheit bringen.»
    In Wirklichkeit rührten die Gegner keinen Finger; sie beschränkten sich darauf, den Tod des Vaters aller Völker nüchtern zu kommentieren: «Wieder einer weniger!»
    Als ein Lockspitzel Don Camillo geschickt aushorchen wollte, zuckte dieser mit den Achseln.
    «Diese Angelegenheit geht nur ihn selbst an; er soll schauen, wie er sich nun mit dem lieben Gott stellt.»
    «Nach meiner Ansicht war er ein Mensch, der so viel für die Armen getan hat, daß er direkt in den Himmel kommen wird», erwiderte der Lockspitzel.
    «Wenn der liebe Gott die Verwaltung des Himmels dem Herrn Roosevelt anvertraut, kann es sein, daß Stalin in den Himmel kommt», murmelte Don Camillo.
    Peppone begriff, daß die Wachsamkeit weniger nach außen als innerhalb der Partei verstärkt werden müsse.
    «Unsere Leute hat der Schmerz über den Verlust unseres großen Führers umgeworfen», sagte Peppone. «Wir müssen sie aufrichten, elektrisieren!»
    Er beschloß, sofort eine Art Gedenkaltar errichten zu lassen; und dieser Gedenkaltar wurde vor dem Haus des Volkes aufgebaut. Ein großes Bildnis des großen Führers umgab eine reiche Draperie von roten Fahnen, und es wurde von einem riesigen Stern aus elektrischen Birnen beleuchtet.
    Als der Altar fertig war, sagte Peppone zu den Männern seines Stabes:
    «Es muß euch klar sein, wir dulden keine Herausforderungen, von welcher Seite sie auch kommen mögen. Der Augenblick ist heikel, die Gegner glauben, den Kopf hoch tragen zu können. Wir müssen ohne Zaudern handeln. Bringt den Leuten bei, daß sich nichts geändert hat. Geht überall herum mit offenen Augen - und Ohren auf! In den einfachen Fällen greift ein! In den verwickelten Fällen erstattet sofort Bericht!»
    Und der verwickelte Fall trat sofort ein. Smilzo erstattete darüber Bericht.

    «Capo», sagte Smilzo, «darf die Partei die alte Desolina verprügeln?»
    Die alte Desolina war dreiundachtzig Jahre alt und schaute wie eine Reklame für

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