Don Camillo und seine Herde
inzwischen liebgewonnen. Jetzt hegt er ihm aber im Magen. Jetzt ist er zu mir gekommen, nicht um seine Sünde vor Gott zu beichten, sondern meine tatkräftige Hilfe zu erbitten. Ich kann aber nicht mit Panzern umgehen - und wenn du mir nicht hilfst, gibt es einen Krach.»
Peppone war nicht überzeugt, daß Don Camillo im Ernst redete.
«Solche Geschichten interessieren mich nicht», erwiderte er. «Das können Sie im Vatikan erzählen. Dort gibt es Leute, die sich auf Panzer verstehen.»
Don Camillo ließ sich nicht aus der Fassung bringen.
«Nehmen wir aber jetzt an, daß der wackere Mann, dem der Panzer im Magen liegt, auch Söhne hat, die bei einer Partei eingeschrieben sind, sagen wir - von der äußersten Linken. Soviel ich weiß, wurde der Panzer nicht in der Erwartung der Revolution des Proletariats versteckt. Wenn aber die Polizei den Panzer jetzt dort entdeckt, wer würde verhindern können, daß die üblichen böswilligen Leute den versteckten Panzer mit der Revolution des Proletariats in Verbindung bringen?»
Peppone zuckte mit den Achseln.
«Machen Sie, was Sie wollen, Hochwürden; meine Papiere sind vollkommen in Ordnung, und ich weiß nichts von Panzern.»
«Jetzt weißt du davon, weil ich es dir gesagt habe», erwiderte ruhig Don Camillo. «Hätte ich die Sache politisch ausnützen wollen, dann wäre ich anstatt zu dir direkt zu den Carabinieri gegangen. Ich will zwar, daß der Panzer der Behörde angezeigt wird, möchte aber niemandem Unannehmlichkeiten bereiten. Darum schau dir den Panzer an, vielleicht kannst du ihn zum
Fahren bringen. Man wartet am besten einen günstigen Augenblick ab, bringt ihn bis zum Kanal am Waldrand und läßt ihn dort liegen. Dann verständigt man die zuständige Stelle, so daß ihn die Behörde finden kann.»
Peppone schlug mit dem Hammer auf den Amboß. «Phantastisch! Unwahrscheinlich sogar! Die Sache wird noch vollendeter, wenn man Peppone hinschickt und die zuständige Stelle im richtigen Augenblick verständigt, so daß Peppone erwischt wird, wenn er mit dem Panzer spazierenfährt. So bekommt man den Panzer und wird Peppone los, der ins Zuchthaus wandert.»
Don Camillo schüttelte den Kopf.
«Ausgezeichnete Idee, aber sie paßt mir nicht. Wenn nämlich Peppone tut, wie ich ihm sage, werde ich im Panzer zusammen mit Peppone sein.»
Peppone betrachtete ihn lange, ohne ein Wort zu sagen. Dieses Schweigen bedeutete so viel wie eine lange Rede.
In derselben Nacht standen sie beim Schindelhaufen. Der alte Dorini hatte den Befehl erhalten, nicht einmal seine Nase aus dem Fenster zu stecken. Sie trugen einige Lagen Schindeln ab und legten den Turmdeckel frei. Peppone hatte die Taschenlampe mitgenommen und verschwand im Rumpf aus Stahl. Er war eine Weile unten, und als er wieder erschien, war er naß vor Schweiß.
«Man muß die Batterie wieder aufladen», erläuterte er. «Dann werden wir sehen. Der Motor scheint in Ordnung zu sein.»
Sie bauten den Schindelhaufen wieder auf und entfernten sich.
Zwei Nächte später kamen sie mit der aufgeladenen Batterie wieder. Es war eine stürmische Nacht, mit Wind und Donner, wie geschaffen für ein solches Abenteuer. Peppone arbeitete einige Stunden im Rumpf, dann erschien er einen Augenblick und sagte:
«Ich versuche, den Motor anzulassen; wenn Sie glauben, daß Gefahr besteht, geben Sie mir ein Zeichen, und ich hör dann sofort auf.»
Es war aber nichts zu befürchten. Peppone versuchte immer wieder anzulassen und gab erst auf, als die Batterie wieder entladen war.
Peppone kam aus diesem Sarg heraus und fluchte auf die Deutschen und alle ihre Fahrzeuge. Zwei Nächte später kam er aber wieder, und nach zwei Stunden Arbeit gelang es ihm, den mächtigen Motor anzulassen.
Die Schindeln wurden wieder über dem Panzer aufgeschichtet.
«In der ersten Gewitternacht führen wir den Streich aus», erklärte Peppone.
Dann dachten sie nach und beschlossen schließlich, daß es besser sein würde, eine ganz gewöhnliche Nacht zu wählen; es war nämlich die Zeit des Pflügens, und ab zwei Uhr nachts ratterten so gut wie überall auf den Feldern die Motoren, und die Dunkelheit war hier wie dort von den Scheinwerfern der Traktoren durchbrochen. Wenn man zum Waldrand am Kanal kommen wollte, mußte man die Straße nicht überqueren. Es genügte, die Karrenwege zu kennen. Die Gefahr war nicht allzu groß.
Im letzten Augenblick beschloß Peppone, daß Don Camillo den Panzer nicht besteigen sollte. Don Camillo mochte bei Tag die
Weitere Kostenlose Bücher