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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Kleie. Sie hatten aber keine. Und das war auch natürlich, was hätte man denn in einer Stadt wie Mailand mit Kleie anfangen sollen?
    Er versuchte es bei noch einem Bäcker, dann bei einem dritten, und zum Schluß gab er die Hoffnung auf.
    Zu Hause fand er den Schlüssel noch immer bei der Hausmeisterin; sein Vater war noch nicht zurückgekommen, und Cesarino aß allein in der kalten und unaufgeräumten Küche. Der Vater kam am Abend, stieg aber nicht hinauf, sondern rief ihn vom Hof, und sie gingen gemeinsam in das Gasthaus an der Ecke.
    Die warme Suppe bereitete Cesarino so viel Freude, daß er alle seine anderen Sorgen vergaß; als er aber mit der Suppe fertig war, tauchten die Sorgen wieder auf.
    Cesarino hatte einen fürchterlichen Respekt vor seinem Vater, der ein wortkarger und finsterer Mann war, und er druckste deshalb lange herum, ehe er auf diese Angelegenheit zu sprechen kam. Schließlich sagte er zu ihm:
    «Man würde ein wenig Kleie brauchen.»
    Cesarinos Vater sprach mit einem Mann, der in einem blauen Arbeitsanzug steckte, und trank mit ihm ein Glas Wein; er wandte sich verwundert zum Buben und fragte:
    «Kleie? Wozu brauchst du die Kleie?»
    «Für den Esel», murmelte der Bub.
    Der Mann mit dem blauen Arbeitsanzug lachte hellauf und fragte, um welchen Esel es sich da handle?
    «Um den Esel der heiligen Luzia», erklärte Cesarino schüchtern.
    Der Mann lachte noch mehr, Cesarinos Vater zwinkerte ihm aber zu und sagte dann barsch zum Buben: «Laß den Esel in Ruh. Hier feiert man nicht die heilige Luzia.»
    Der Bub schaute ihn fassungslos an:
    «Die heilige Luzia ist aber im Kalender!»
    «Das schon, man feiert sie aber nicht!» sagte trocken der Vater. «Auch der heilige Hilarius ist im Kalender, hier feiert man aber den heiligen Ambrosius. Jede Stadt hat ihren Heiligen. Hier bringt das Christkind die Geschenke. Hier kommt das Christkind.»
    Der Bub schaute den Mann im blauen Anzug an, und dieser bestätigte die Worte des Vaters.
    «Donnerwetter, so ist es! Die Heiligen sind wie Provinzbehörden, jeder hat seinen Bereich. Diese Angelegenheit fällt hier in die Zuständigkeit des Christkinds!»
    Cesarino senkte den Kopf und wandte dann in größter Sorge ein: «Das Christkind kennt mich aber nicht, ich bin erst seit sechs Monaten in Mailand.»
    Der Mann im Arbeitsanzug beruhigte ihn.
    «Du kannst sicher sein, daß dein Dorfpfarrer das Christkind schon verständigt hat, daß du und dein Vater nun hier seid. Wenn du ganz sicher sein willst, kannst du auch de Gasperi schreiben, daß er es ihm mitteile.»
    Noch zwei oder drei Männer hatten sich zu ihnen gesellt und lachten. Da mengte sich der Vater ein und sagte zu Cesarino:
    «Geh jetzt nach Hause und leg dich ins Bett.»
    Der Bub ging, und der Vater erklärte den anderen die Sache. «Das sind alles Dummheiten, ich kann es ihm aber nicht so mir nichts, dir nichts sagen. Seine Mutter hatte ihm alle diese Dummheiten beigebracht, und am Tag vor ihrem Tod hat sie mir noch nahegelegt: »
    Der Mann breitete die Arme aus.
    «Kinder, wenn es sich darum handelt, einen Lebenden zu ärgern, bin ich immer dafür, auch wenn es bis aufs Messer geht; ich habe es aber nicht gerne, Tote zu ärgern. Erst vor sechs Monaten ist sie gestorben!»
    Der im Arbeitsanzug schüttelte den Kopf.
    «Idiotische Sentimentalitäten, wie im Mittelalter! Um eine Tote nicht zu ärgern, schadest du deinem lebenden Kind, weil du ihm den Kopf voll Dummheiten läßt.»
    «Mache dir keine Sorgen», erwiderte finster Cesarinos Vater. «Wenn er sieht, daß ihm weder die Heiligen noch die Madonna etwas bringen, wird er von selbst draufkommen.»

    Cesarino stand an jenem Morgen sehr früh auf. Mit dem Blaustift strich er den Tag im Kalender aus, durch den Kopf gingen ihm aber die Dinge, die er am Vorabend gehört hatte, und anstatt ihm Freude zu bereiten, ärgerte ihn die Sache. Jetzt schien ihm die Zeit zu schnell zu vergehen. Es gelang ihm, den Vater vor dem Ausgehen anzuhalten.
    «Wer ist de Gasperi?» fragte er.
    «Einer, der in Rom lebt», murmelte der Vater. «Denke lieber an deine Aufgaben, das ist besser!»
    Rom war wahrscheinlich am Ende der Welt, ein Brief mußte lange brauchen, um dort anzukommen. Es war zu spät.
    Außerdem dachte Cesarino vor allem an die heilige Luzia. Es war unbedingt notwendig, es die Heilige wissen zu

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