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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Fuß und zog ihn vom Wagen herab.
    «Giaròn», brüllte Don Camillo und schlug den Fuhrmann gegen die Kante seines Wagens. «Diesmal mußt du für alle deine Sünden bezahlen.»
    «Sie sind ein Gauner, wie mein Sohn, der die Gelegenheit benützt hat, mich zu schlagen, als ich ein wenig getrunken hatte», antwortete Giaròn, der sich in den Händen Don Camillos wie ein leerer Sack ausnahm. «Schlagen Sie mich, wenn ich einmal nüchtern bin! Dann werden Sie etwas erleben!»
    Don Camillo ließ den Fuhrmann in Ruhe und bestieg wieder das Fahrrad.
    «Giaròn», sagte Don Camillo, «wer Wind sät, erntet Sturm. Alle werden dich verlassen, wenn du weiter dieses Schweineleben führst. Eines Tages wirst du allein sein wie ein Hund.»
    «Das kümmert mich einen Dreck», erwiderte Giaròn, «mir genügt es, wenn mich mein Pferd nicht verläßt.»
    «Auch das wird dich verlassen!»
    «Die Pferde haben mehr Ehrgefühl als die Christen!» schrie Giaròn. «Die Pferde sind keine Verräter.»
    Als er am selben Abend heimkam, war Giaròns Frau nicht mehr da. Auf dem gedeckten Tisch lag ein Zettel:
    «Ich gehöre zu meinen Söhnen, ich habe hier mehr als genug gelitten!»
    Giaròn zerschlug alles, was ihm unter die Hände kam, aber dieser Zornausbruch genügte ihm nicht, und so ging er in den Stall, wo er wie ein Wahnsinniger brüllte und sich auf Menelik stürzte.
    «Du nicht, du verfluchtes Schwein!» brüllte er und schlug dabei wütend dem Pferd mit den Fäusten auf den Kopf. «Du wirst mich nicht sitzenlassen! Du wirst mich nicht verraten! Du wirst dich nicht auflehnen!»
    Giaròn war voll Wein, und seine Fäuste konnten das Tier nicht treffen; dann ergriff er eine kurze Peitsche am dünnen Ende und begann, Menelik Hiebe zu versetzen. Auf den Kopf, auf den Rücken, auf den Bauch. Wütende Hiebe, als wenn er anstatt auf ein Pferd auf einen Menschen schlüge.
    Menelik wieherte und sprang erschreckt hin und her. Giaròn fuhr aber fort, ihn immer grausamer zu schlagen. Plötzlich riß der Halfter, und das Pferd war mit einem Satz bei der Stalltür.
    Giaròn wankte und fiel zu Boden. Als er sich wieder aufrichtete, war das Pferd bereits mitten auf den Feldern verschwunden.
    «Auch das Pferd wird dich verlassen!» Giaròn erinnerte sich an die Worte Don Camillos und stieß noch einen fürchterlichen Fluch aus. Dann fühlte er sich schwach, sein Kopf war leer, und er warf sich aufs Bett.
    Als er aufwachte, stand die Sonne schon hoch; er bemerkte, daß er in seinen Kleidern geschlafen hatte, und die Knochen schmerzten ihn. Menelik hatte ihm bei seiner Flucht mit einem Hufeisen das Schienbein verletzt.
    Hinkend ging er hinunter, das Haus war still und leer; in der Küche lagen auf dem Boden die Scherben der Gefäße, die Giaròn in seiner Wut zerschlagen hatte.
    Auf dem zertrümmerten Tisch lag noch der Zettel seiner Frau: «Ich gehe zu meinen Söhnen!»
    Das hätte ihm nichts ausgemacht, wenn nur Menelik hier gewesen wäre, aber auch das Pferd war weg. Giaròn trat in den leeren Stall. Er betrachtete den gerissenen Halfter.
    Wieder überkam ihn die Wut, und er wollte irgend etwas brüllen; zum erstenmal in seinem Leben hatte er jedoch keine Kraft zu fluchen.
    Er verließ mit gesenktem Kopf den Stall und ging hinter das Haus, um einen Blick auf den Karren zu werfen, der im Hof stand.
    Der Karren war da, und zwischen den Deichselstangen stand geduldig wartend Menelik.
    Giaròn war einen Augenblick verblüfft. Dann trat er langsam an das Pferd heran, legte ihm das Geschirr um, das an der Wand hing, und befestigte es. Als er ihm den Bauchgurt anlegte, bemerkte er, daß Menelik eine Schramme hatte. Und weiß Gott, wieviel er am Rücken und an der Schnauze hatte.
    «Hü!» schrie Giaròn und setzte den Fuß auf eine Radspeiche und hielt sich am Wagen fest. «Hü!»
    Der Karren setzte sich in Bewegung, das Rad drehte sich und hob ihn in die Höhe, den Fuhrmann, der im richtigen Augenblick in den Wagenkasten sprang.

    Ein Jahr später sah Giaròn zwei seiner Söhne wieder.
    Es war ein sonniger Nachmittag, und Giaròns Karren rollte auf den Steinen der Straße dahin, während er selbst auf dem Bauch schlief, hoch oben auf der frischen Sandladung.
    Eine anmaßende Hupe weckte ihn; er drehte sich um und sah einen großen Lastwagen, der Vorfahren wollte, hinter seinem Karren.
    Er erkannte die beiden Männer, die in dem Fahrerhäuschen saßen; es waren seine beiden ältesten Söhne.
    Er sagte kein Wort, schlief weiter und ließ Menelik unbeirrt

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