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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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lassen.
    Bis zur Schule hatte er noch mehr als eine Stunde Zeit; es gelang ihm, in vier Kirchen nachzusehen, in keiner sah er aber eine heilige Luzia. Er kannte sie gut und hätte sie sofort erkannt, auch wenn sie ganz klein gewesen wäre.
    Nach der Schule gab Cesarino seine Suche auf. Er hatte einen Haufen Zeit verloren und noch immer leere Hände, er war noch immer ohne Kleie für den Esel.
    Nun dachte er, daß es wohl wenig ausmachen würde, wenn er das Säckchen anstatt mit Kleie, mit Brotkrumen füllen würde.
    Mit dem alten Brot, das er zu Hause fand, konnte er nicht viel anfangen; es war zuwenig. Er fügte die Hälfte von seinem Mittagessen hinzu, da aber das Brot frisch und weich war, schnitt er es in kleine Stückchen und röstete diese über der Gasflamme.
    Am Abend kam der Vater spät nach Hause; er hatte ein Päckchen mitgebracht, und sie aßen schweigend in der Küche.
    Cesarino brauchte lange, ehe er einschlief. Das Säckchen voll Brotkrumen beruhigte ihn aber einigermaßen.
    Um sechs sprang Cesarino aus dem Bett; sein Vater war schon weg. Es gab nichts mehr im Kalender durchzustreichen, und er meinte, daß die Nacht in einigen Minuten kommen werde, obwohl bis dahin noch viele Stunden vergehen sollten.
    Um halb acht verließ er das Haus und machte sich eiligen Schrittes auf den Weg. Er folgte so lange einer großen Straße, bis er aus der Stadt draußen war. Auf der Landstraße fuhren viele Lastautos.
    Er verspürte einen fürchterlichen Hunger und konnte nicht widerstehen, zwei oder drei Brotkrumen zu essen, die dem Esel zugedacht waren.
    «Er wird es schon verstehen...» dachte er.
    Er ging weiter, über zwei Stunden lang. Das Herz blieb ihm fast stehen, als er bei einer Tankstelle ein Lastauto sah, auf dessen Kennzeichentafel zwei Buchstaben waren, die Cesarino gut kannte. Der Kühler des Lastautos zeigte in die Richtung, die der Junge einschlagen wollte. Als der Fahrer den Wagen bestiegen hatte und die Türe schließen wollte, trat Cesarino hervor.
    Der Fahrer ließ ihn einsteigen und lud ihn zweieinhalb Stunden später bei Crocile ab. Von dort führte die Straße nach der Bassa, weitere dreißig Kilometer. Cesarino mußte aber unbedingt dorthin. Er schickte sich zu gehen an, und nach einem Kilometer mußte er wieder ein paar Brotkrumen zu sich nehmen. Als ob es Gottes Wille wäre, fuhr ein Traktor vorbei, der einen Karren hinter sich herzog, und Cesarino sprang auf.
    Das gleichförmige Rattern der Räder machte ihn verflucht schläfrig; Cesarino aber ließ nicht nach und unterdrückte den Schlaf; er kanntejetzt die Straße und sprang an der Kreuzung bei Pontaggio ab, weil der Traktor nach rechts abbog, während er die Straße nach links einschlagen mußte.
    An einem bestimmten Punkt verließ der Bub die Straße und schlug einen Feldweg ein. Die Dunkelheit wurde immer undurchdringlicher, jetzt hätte aber Cesarino den Ort, wohin er wollte, auch mit geschlossenen Augen gefunden.
    Und so stand er plötzlich vor einem finsteren und stillen Haus, das er mehr erahnte als erblickte.
    Es war das alte Haus, in dem Cesarino noch vor sechs Monaten mit den Seinen gewohnt hatte. Sein Vater hatte immer davon geträumt, das Dorf zu verlassen. Als seine Frau gestorben war, lud er einen Teil seiner Habe und den Buben auf den Lastwagen und fuhr nach Mailand, wo er Verwandte hatte, die in einem Transportunternehmen arbeiteten.
    Das Haus war leer und verlassen geblieben.
    Cesarino nahm aus der Tasche den großen Schlüssel, plagte sich eine Weile, weil das Schloß ganz verrostet war, und betrat endlich den niedrigen und dunklen Hausflur.
    Er ging durch die Küchentür. Es roch nach dem Herd. Er fuhr mit der Hand über die Steinplatte oberhalb des Herdes und fand dort ein Kerzenstümpfchen und eine Schachtel Zündhölzer.
    Das spärliche Licht ließ das alte Haus noch leerer und noch verlassener erscheinen. - Und er bekam Angst. Dann dachte er an die heilige Luzia, und es kam ihm der Gedanke, daß bestimmt irgendwo im Haus Kleie zu finden sein müßte. Wenn er ein wenig Kleie fände, dann könnte er die Brotkrumen aus dem Säckchen aufessen. Die Kredenz war leer, und auch sonst gab es überall nur Staub und Spinnweben. Vor Hunger aß er noch ein paar Brotkrumen. Da hörte er eine Menge Glockenschläge vom Kirchturm und geriet ganz außer sich.
    Um Gottes willen, die heilige Luzia durfte ihn nicht wach finden!
    Er zog den rechten Schuh aus, reinigte ihn sorgfältig, machte die Läden des Küchenfensters auf und legte

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