Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
in einer Sammlung alter Zeitungen, als jemand mit der Nachricht kam, daß etwas Schlimmes im Gange sei.
    Da ließ Don Camillo das gedruckte Zeug liegen, warf seinen großen schwarzen Mantel um und eilte in die Kirche.
    «Jesus», sagte er, «schon wieder ist etwas los mit dem Sohn dieses Unglückseligen!»
    «Von welchem Unglückseligen sprichst du?»
    «Es geht um Peppones Sohn. Sein Vater muß Gott wenig sympathisch sein...»
    «Don Camillo, wie wagst du zu sagen, daß es menschliche Wesen gibt, die Gott mehr oder weniger genehm sind? Gott ist für alle gleich.»
    Don Camillo suchte etwas in einem Schränkchen und sprach, hinter dem Altar stehend, mit dem Gekreuzigten.
    «Jesus», antwortete er, «diesmal hat man Peppones Sohn aufgegeben und mich rufen lassen, um ihm die Letzte Ölung zu erteilen. Ein verrosteter Nagel, nicht der Rede wert... und jetzt soll er sterben.»
    Nun hatte er alles beisammen, was er brauchte. Schwer atmend ging er am Altar vorbei, kniete eilig nieder und machte sich davon. Er kam aber nicht weit. Mitten in der Kirche blieb er stehen und wandte sich um.
    «Jesus», sagte er, als er wieder vor dem Altar stand, «ich sollte Dir eine lange Rede halten, aber dazu ist nicht Zeit. Ich werde sie Dir unterwegs halten. Das Krankenöl stelle ich hier auf die Brüstung. Ich nehme es nicht mit.»
    Er eilte durch den Regen, und erst als er vor Peppones Tür stand, merkte er, daß er seinen Hut in der Hand hielt. Mit einem Mantelzipfel wischte er sich den Kopf ab und klopfte an.
    Eine kleine Frau machte ihm auf. Sie ging voran und flüsterte etwas durch die Zimmertür.
    Hierauf hörte man einen gewaltigen Schrei, die Tür öffnete sich weit, und Peppone erschien.
    Er hob die Fäuste. Seine Augen waren blutunterlaufen.
    «Hinaus!» brüllte er. «Weg von hier!»
    Don Camillo rührte sich nicht.
    Peppones Frau und seine Mutter klammerten sich verzweifelt an ihn.
    Peppone aber schien verrückt geworden zu sein. Er warf sich auf Don Camillo, packte ihn an der Brust und rüttelte ihn.
    «Hinaus!» brüllte er. «Was wollen Sie hier. Sind Sie gekommen, um mit ihm Schluß zu machen? Hinaus, oder ich erwürge Sie!»
    Er fluchte, und es war ein gräßlicher Fluch, ein Fluch, daß der Himmel hätte erbleichen können. Don Camillo ließ sich aber nicht aus der Fassung bringen. Mit einem kräftigen Stoß schob er Peppone zur Seite und betrat das Zimmer, in dem das Kind lag.
    «Nein», brüllte Peppone. «Nein, keine Letzte Ölung! Wenn Sie ihm die Letzte Ölung geben, so bedeutet das, daß es zu Ende geht.»
    «Wer spricht von der Letzten Ölung? Ich habe kein Krankenöl bei mir.»
    «Schwören Sie!»
    «Ich schwöre.»
    Da beruhigte sich Peppone mit einem Schlag.
    «Sie haben das Krankenöl nicht mitgebracht?»
    «Nein, warum hätte ich es mitbringen sollen?»
    Peppone schaute zuerst den Arzt und dann Don Camillo an. Dann blickte er auf das Kind.
    «Wie steht es mit ihm?» fragte Don Camillo den Arzt.
    Der Arzt schüttelte den Kopf.
    «Hochwürden, nur Streptomycin könnte es noch retten.»
    Don Camillo ballte die Fäuste.
    «Nur Streptomycin kann es retten? Und GOTT nicht?» brüllte er. «Gott ist also für nichts?»
    «Ich bin Arzt, nicht Priester.»
    «Sie sind ein Ekel», schrie Don Camillo.
    «Jawohl!» stimmte Peppone bei.
    Don Camillo war nunmehr in Fahrt.
    «Wo gibt es dieses Streptomycin?»
    «In der Stadt», erwiderte der Arzt.
    «Dann holen wir es eben.»
    «Wir würden zu spät kommen, Hochwürden. Es geht um Minuten. Es gibt jetzt keine Möglichkeit, in die Stadt zu kommen. Telefon und Telegraf sind durch das Gewitter unterbrochen. Nichts zu machen.»
    Da nahm Don Camillo den Buben auf den Arm, wickelte ihn in die Decke und die Steppdecke ein.
    «Schau, daß du weiterkommst!» schrie er Peppone an. «Ruf die Leute von der «Fliegenden Brigade» herbei!»
    Die «Fliegende Brigade» wartete schon in der Werkstatt, Smilzo und die übrigen jungen Kerle.
    «Es gibt im Dorf sechs Motorräder. Ich selbst gehe zu Breschi und werde die Rennmaschine, die Guzzi, nehmen, und ihr schaut, daß ihr die anderen bekommt. Wenn man sie euch nicht gibt, dann schießt!»
    Wie die Teufel waren sie davon. Don Camillo lief zu Breschi.
    «Wenn du mir dein Motorrad nicht gibst, stirbt dieses Kind. Und wenn es stirbt, dreh ich dir den Hals um!» sagte Don Camillo.
    Man wagte nicht einmal, den Mund aufzumachen, obwohl ihnen das Herz bei dem Gedanken blutete, daß die funkelnagel' neue Guzzi-Rennmaschine mitten in Dreck und Nacht

Weitere Kostenlose Bücher