Don Camillo und seine Herde
Don Camillo sah, warf er den Universalschraubenschlüssel auf den Boden und stemmte die Fäuste in die Hüften.
«Hier wird nicht über Politik geredet», sagte Peppone finster, «hier wird gearbeitet.»
«Gut», erwiderte Don Camillo und zündete sich eine Zigarre an. Dann schob er Gigino vor.
«Wer ist das?» fragte Peppone.
«Das ist ein Bourgeois, der seinen Eltern davongelaufen ist, weil sie ihn studieren lassen wollen, während er Mechaniker werden möchte. Was sagst du dazu?»
Peppone musterte den zarten und vornehmen Buben und grinste.
«Du willst Mechaniker werden?»
«Ja, mein Herr», antwortete Gigino.
«Hier gibt es keine Herren!» brüllte Peppone. Und Giginos Augen füllten sich mit Tränen.
«Ja, Chef», flüsterte Gigino.
Peppone röchelte, wandte sich ab, hob den Universalschraubenschlüssel auf und begann wieder am Motor herumzuarbeiten.
Gigino schaute zu Don Camillo auf, und Don Camillo nickte ihm zustimmend zu. Da nahm Gigino das Mäntelchen ab, und darunter hatte er einen richtigen blauen Arbeitsanzug an.
Peppone warf den Universalschraubenschlüssel weg und begann mit genormten Schlüsseln zu arbeiten. Er schraubte vier Sechzehn-Millimeter-Muttern ab und schaute sich dann nach einem Vierzehnerschlüssel um. Ein solcher lag vor seiner Nase.
Der Vierzehnerschlüssel zitterte ein wenig, weil Gigino verfluchte Angst hatte. Es war tatsächlich ein Vierzehnerschlüssel, und Peppone nahm ihn mit finsterer Miene entgegen.
Nun ging Don Camillo. Als er bei der Tür war, wandte er sich an Gigino: «Junger Mann», sagte er, «hier wird gearbeitet, hier gibt es keine Politik. Wenn du hier über Politik reden hörst, dann läßt du alles stehen und gehst heim.»
Peppone hob den Kopf und schaute Don Camillo finster an.
Nach vierzehn Tagen kam der Vater, und Don Camillo empfing ihn mit gebührender Achtung.
«Haben Sie ihm den Kopf zurechtgesetzt?» erkundigte sich der Vater.
«Er ist ein tüchtiger Junge», antwortete Don Camillo.
«Wo ist er jetzt?»
«Er lernt», antwortete Don Camillo, «suchen wir ihn auf.»
Als sie vor Peppones Werkstatt waren, blieb Don Camillo stehen und machte die Tür auf.
Gigino arbeitete mit einer Feile am Schraubstock.
Peppone kam hervor, und Giginos Vater schaute ihn mit offenem Mund an.
«Das ist der Vater des Buben», erklärte Don Camillo.
«Aha!» sagte Peppone ungnädig und maß den würdevollen Herrn mißtrauisch von Kopf bis Fuß.
«Wie macht er sich?» stotterte der Herr.
«Er ist zum Mechaniker geboren», antwortete Peppone. «In einem Jahr werde ich ihm nichts mehr beibringen können. Man wird ihn dann in eine Spezialwerkstätte in die Stadt schicken müssen.»
Don Camillo und Giginos Vater kehrten schweigend in den Pfarrhof zurück.
«Was sage ich nur meiner Frau?» fragte bestürzt Giginos Vater.
Don Camillo schaute ihn an.
«Hand aufs Herz. Sind Sie zufrieden, daß Sie einen akademischen Grad besitzen und jetzt Abteilungsleiter bei einer staatlichen Behörde sind?»
«Mein Traum war, Spezialist für Explosionsmotoren zu werden», seufzte der Vater.
Don Camillo breitete die Arme aus.
«Sagen Sie das Ihrer Frau!»
Giginos Vater lächelte traurig.
«Beten Sie für mich, Hochwürden. Jede Woche werde ich Gigino besuchen kommen. Wenn er etwas braucht, schreiben Sie mir bitte! Aber nicht nach Hause, schreiben Sie lieber ins Büro.»
Dann ließ er sich erzählen, wie sich die Vorstellung Giginos bei Peppone zugetragen hatte, und als er von dem Vierzehnerschlüssel hörte, der ausgerechnet ein Vierzehner hätte sein sollen und tatsächlich ein Vierzehner gewesen war, leuchteten seine Augen.
«Mein Vater», rief er, «war der beste Dreher der ganzen Stadt. Das Blut läßt sich eben nicht verleugnen!»
Elend
Don Camillo betrat die Werkstatt Peppones und fand diesen in einer Ecke sitzend und ruhig die Zeitung lesend.
«Die Arbeit adelt», sagte Don Camillo. «Versuche, dich nicht zu sehr anzustrengen.»
Peppone hob einen Augenblick den Kopf, wandte ein wenig das Gesicht, um seitwärts zu spucken, und fuhr dann mit dem Lesen fort.
Don Camillo setzte sich auf eine Kiste, nahm den Hut ab, trocknete die Stirn und bemerkte ruhig:
«Was im Leben am meisten zählt, ist die Liebenswürdigkeit.» In diesem Augenblick kam Smilzo herein, noch außer Atem vom schnellen Radfahren. Als er Don Camillo vor sich sah, tippte er mit einem Finger an den Mützenschirm.
«Guten Tag, Eminenz», sagte er. «Der Einfluß des Klerus auf die einfachen, noch
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