Don Camillo und seine Herde
weiter landein. Nach einigen Kilometern fanden sie einen kleinen Lastwagen, der auf den abgeernteten Feldern auf sie wartete, bestiegen ihn und fuhren zu einem großen Gut, wo sie von Leuten erwartet wurden.
Kurz darauf waren die fünf Männer damit beschäftigt, riesige Karren Dünger aus den Ställen zu schaffen. Dann begannen sie mit Feuereifer zu melken und arbeiteten, obwohl sie nur zu fünft waren, wie ein ganzes Bataillon. Als sie gegen Abend daran waren, die letzten Kühe zu melken, kam jemand außer Atem gelaufen: «Der Streikposten!» Die fünf konnten kaum aufstehen und den Stall verlassen, da war der Streikposten schon unter der Tür, wo die vollen Milchkannen in einer Reihe standen.
«Ich werde euch zeigen, wie man Butter macht!» grinste der Postenführer und versetzte der Kanne einen Fußtritt, daß sie umfiel und die Milch auf den Boden floß.
«Ihr erledigt inzwischen die anderen Kannen, und wir sorgen für diese Schweine von Streikbrechern!» brüllte der Anführer der Streikenden und machte sich drohend an die fünf heran.
Der Streikposten bestand aus zwölf Kerlen wie Stiere, aber die drei Eisenstangen, bedient von den drei Riesen, verrichteten Arbeit wenigstens für acht, und die zwei Mageren waren wendig wie Aale und machten sich ihre Behendigkeit zunutze. Nach einiger Zeit mußte der Streikposten das Schlachtfeld mit angeschlagenen Knochen räumen.
Drei Stunden später erschien auf dem Karrenweg, der zum Gut führt, eine halbe Armee.
Die fünf griffen zu den Heugabeln und erwarteten den Angriff.
Der Haufen blieb etwa zwanzig Meter vor dem Hofeingang stehen.
«Wir wollen euch nichts tun», schrie der Anführer der Bande. «Es ist nicht eure Schuld, schuldig ist derjenige, der euch aus der Stadt geholt hat. Der hat die Rechnung zu bezahlen. Ihr schaut, daß ihr weiterkommt, und wir rechnen mit dem Alten ab.»
Die Frauen vom Gutshof fingen zu weinen an, und der alte Gutsbesitzer und seine zwei Söhne waren weiß vor Angst.
«Das geht nicht», murmelte einer von den fünf.
Und sie blieben. Die anderen kamen näher und fuchtelten mit Stöcken.
«Achtung!» brüllte einer von den drei Großen, schwang eine Heugabel und schleuderte sie der kleinen Schar entgegen, die stehenblieb und dann einen Schritt zurückwich. Die Gabel blieb mitten auf der Straße in der Erde stecken, der Stiel zitterte noch von der Wucht des Wurfes. Der Mann, der die Gabel geworfen hatte, war mit einem Sprung im Stall, kam aber rechtzeitig zurück, um auf die Bande, die sich wieder in Bewegung gesetzt hatte, die drohende Mündung einer Maschinenpistole zu richten.
Eine Maschinenpistole ist eine ernste Sache, die Angst verursacht. Was aber noch mehr Angst macht, wenn man sich vor einer Maschinenpistole befindet, ist manchmal das Gesicht dessen, der sie hält. Denn man begreift dann sogleich, daß es einer ist, der auch zu schießen entschlossen ist. Und das Gesicht des Riesen mit der Maschinenpistole machte den unbedingten Eindruck, daß der Tanz unverzüglich beginnen würde, wenn es die anderen nicht vorzögen, sich aus dem Staube zu machen.
In der Nacht kam es zu einem weiteren Versuch, es genügte aber eine Garbe von fünf Schüssen, die Bande zu überzeugen, daß es besser sei, aufzugeben.
Sie blieben zwölf Tage, bis zur Beendigung des Streikes, und als sie den Gutshof verließen, wurden sie mit Geld und Eßwaren beladen.
Niemand erfuhr jemals, wer die verfluchten Streikbrecher waren.
Tatsache aber ist, daß Peppone, Smilzo, Straziami und Lungo längere Zeit nicht mehr von Krisen sprachen und zwischen Don Camillo und dem Christus am Hochaltar eine längere Unterhaltung stattfand, weil Christus behauptete, Don Camillo habe die Maschinenpistole getragen, während Don Camillo entgegnete, Peppone sei es gewesen. Schließlich breitete Don Camillo die Arme aus.
«Was willst Du, mein Jesus?» sagte er. «Wie soll ich Dir das sagen? Wir waren so gut getarnt mit den verschmierten Gesichtern und dem lang gewachsenen Bart, daß man nicht mehr unterscheiden konnte, wer ich und wer Peppone war. In der Nacht sind alle Streikbrecher schwarz.»
Da aber Christus darauf bestand, daß sich die Sache am hellen Tag zugetragen habe, breitete Don Camillo noch einmal die Arme aus.
«Was willst Du nun! Unter gewissen Umständen verliert man auch den Zeitbegriff...»
Die «Fliegende Brigade»
Es war an einem Abend im Februar. Es regnete, und die Straßen der Bassa waren voll von Dreck und Traurigkeit.
Don Camillo blätterte
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