Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
Sie sie nach Ihrem Gutdünken heiraten.»
    «Das Mädchen sagt aber, daß es entweder kirchlich oder überhaupt nicht getraut werden will.»
    Don Camillo lächelte.
    «Ihr solltet froh sein, eine Tochter mit so gesunden Prinzipien zu haben. Man behebt ein Übel nicht durch ein anderes. Sie ist ein Mädchen, das Grütze im Kopf hat. Ihr solltet stolz auf sie sein.»
    «Ich werde sie am Ende noch umbringen!» brüllte Rocchi, während er den Pfarrhof verließ.
    «Bäh, Ihr werdet doch nicht verlangen, daß ich Eure Tochter überrede, nicht kirchlich zu heiraten!» schrie ihm Don Camillo nach.

    In der Nacht hörte das Mädchen Steinchen gegen sein Fenster fallen, und das ging so lange, daß es schließlich hinunterschlich.
    Falchetto wartete unten, und als das Mädchen sein Gesicht sah, begann es zu schluchzen.
    «Ich bin frei», erklärte der Jüngling. «Morgen wird die Verlautbarung über den Ausschluß aus der Partei veröffentlicht werden. Peppone hat mich erst gehen lassen, nachdem ich sie selbst verfaßt hatte.»
    Das Mädchen trat an ihn heran.
    «Hat er dich sehr verprügelt?»
    «Er wollte damit nicht aufhören», erklärte Falchetto. «Wann heiraten wir?»
    «Sofort», antwortete das Mädchen. Auch sie sagte eine große Dummheit, weil es bereits ein Uhr nachts war und der arme Falchetto überdies ein dunkelblaues Auge hatte.
    «Morgen abend gehe ich und rede mit dem Erzpriester», sagte Falchetto. «In das Gemeindeamt will ich nicht gehen. Nur kein Bürgermeister, Peppone will ich nicht mehr sehen.»
    Er berührte das angeschlagene Auge, und das Mädchen legte eine Hand auf seine Schulter.
    «Wir werden auch zum Bürgermeister gehen. Keine Angst, ich werde dich schon zu verteidigen wissen.»

    Am Morgen suchte Paolina sogleich Don Camillo auf.
    «Sie können mir die Absolution erteilen», sagte sie. «Sehen Sie, ich habe nichts Derartiges getan, was ich Ihnen gebeichtet habe. Sie müssen mir lediglich die Lüge anrechnen, die ich Ihnen gesagt habe.»
    Don Camillo verlor ein wenig die Fassung.
    «Wenn ich diese Geschichte nicht erfunden hätte, glauben Sie, daß Sie meinen Vater hätten bewegen können, meine Heirat mit Falchetto zu erlauben?»
    Don Camillo schüttelte verneinend den Kopf.
    «Sage aber nichts deinem Vater», riet ihr Don Camillo. «Nicht einmal nach der Hochzeit.»
    Es war eine Bosheit; aber die Frechheit Rocchis verdiente eine Strafe.
    «Nein, ich werde ihm nichts sagen», antwortete das Mädchen. «Die Prügel, die ich bekommen habe, waren so, als ob alles wahr gewesen wäre, was ich gesagt habe.»
    «Gewiß», bestätigte Don Camillo. «Warum so viele heilige Prügel verschwenden?»
    Als er am Hochaltar vorbeiging, schaute ihn Christus ein wenig verärgert an.
    «Jesus», erklärte Don Camillo, «wer sich erniedrigt, wird erhöht werden; wer sich erhöht, wird erniedrigt werden.»
    «Don Camillo, seit einiger Zeit gehst du gefährliche Wege.»
    «Mit Gottes Hilfe», antwortete Don Camillo, «kann man alle Wege gehen. Das wird eine Ehe geben wie keine fünfzehn der üblichen.»
    Und es war wirklich so.

Die Kolchose

    Man kam, ihm auszurichten, daß das Volk den «Schotterhaufen» besetzt hatte. Boschini war gerade dabei, die Milch abzurechnen, eine ernste Angelegenheit. Er ließ alles liegen und stehen und das Pferd vor den zweirädrigen Wagen spannen und fuhr hin, um nachzuschauen.
    Unterwegs traf er den Carabinieri-Wachtmeister, der wie ein Besessener mit dem Fahrrad dem Dorf zustrebte.
    «Ich muß hinein, um zu telefonieren, daß man mir Verstärkung schickt», erklärte der Wachtmeister. «Wir sind nur unser vier und können diese entfesselte Bande nicht davonjagen.»
    Boschini brach in Lachen aus.
    «Warum wollen Sie sie davonjagen? Endlich finde ich ein paar Unglückliche, die sich mit dem abgeben, und die wollen Sie verjagen? Lassen Sie das, Wachtmeister.»
    Ein Gut von hundert Morgen Land ist eine große Sache, und der «Schotterhaufen» war gerade ein Grundstück von etwa hundert Morgen; wer aber dort Weizen säte, konnte nur Steine ernten, und so blieb das Gut verlassen, nachdem sich dort weiß Gott wie viele Pächter und Halbpächter abgelöst hatten. Es war wenigstens seit zehn Jahren aufgegeben, das Volk hatte dies aber erst jetzt bemerkt und das Gut besetzt: mit Fahnen an der Spitze der Reihen und großen Tafeln, auf denen furchterregende Parolen zu lesen waren.
    Sobald Boschini auf der Straße, die zum Haus führte, erschienen war, liefen ihm schon alle

Weitere Kostenlose Bücher