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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Fahrzeug zu werfen.
    Smilzo, der am Lenkrad saß, sprang ab und machte sich unter der Motorhaube zu schaffen. Dann wandte er sich der Tribüne zu und breitete verzweifelt die Arme aus. Er konnte sich den Zwischenfall nicht erklären. Nun verließ Peppone die Tribüne, und mit vor Wut blutunterlaufenen Augen steuerte er auf den Traktor zu.
    «Verfluchter Saboteur», sagte er mit verhaltener Stimme zu Smilzo. «Wir rechnen noch ab, du und ich!»
    Für Peppone gibt es keinen Motor, dessen geheimste Schwächen er nicht aufdecken konnte. Er legte den Rock ab und begann mit einem Schraubenschlüssel zu arbeiten. Nach zwei Minuten zerbrach ihm aber ein Schraubenkopf unter den Händen. Da war vorläufig nichts zu machen.
    «Die Maschine ist wunderbar», sagte er laut. «Die Maschine ist vollkommen, aber es gibt zu viel Saboteure auf dieser schmutzigen Welt.»
    Man konnte jedenfalls den Traktor nicht mitten auf dem Platz stehenlassen, man mußte ihn auf jeden Fall an der Tribüne vorbeiziehen lassen, weil sich auf der Tribüne überdies ein Vertreter der Provinzsektion der Partei befand.
    Der Gutsbesitzer Bclletti borgte seinen amerikanischen Fordson, und so fuhr, gezogen von dem kriegshetzerischen Westen, der Osten an der Tribüne vorbei und wurde programmgemäß mit Blumen überschüttet.
    Ungeachtet dieses kleinen Zwischenfalls war aber der Traktor da, und man hörte ihn, weil er einen höllischen Lärm machte. Und es gab auch einen mächtigen Pflug, was bedeutete, daß Peppone recht hatte, wenn er sagte, daß der Fünfjahresplan in vollem Gang sei.
    Peppone dürstete nach Rache und schuftete die ganze Nacht am Traktor. Er schuftete auch den ganzen nächsten Tag, denn er fand eine Menge Kleinigkeiten, die nicht in Ordnung waren.
    Am Ende aber konnte er eine denkwürdige Mitteilung anschlagen lassen:

    Landwirtschaftliche Genossenschaft des Volkes,
    Kolchose «Schotterhaufen».

    Mitteilung Nr. i

    Samstag früh beginnen mit Unterstützung aller Gemeindebehörden und einer kurzen, aber ergreifenden Feierstunde die Ro-dungsarbeiten auf dem vom Volk besetzten Boden. Das Land den Bauern!
    Es lebe der Friede! Es lebe die Arbeit!

    So kam der Samstagmorgen, und der «Schotterhaufen» wurde von einer Menge Leute überlaufen. Peppone erklärte kurz die Bedeutung der Handlung, dann ergriff der älteste Kolchosarbeiter die Kurbel, um den Motor anzuwerfen. Am Lenkrad saß der jüngste Kolchosangehörige, und all das hatte eine feine allegorische Bedeutung.
    Die Kapelle stimmte die Internationale an. Der Alte drehte die Kurbel, dann warf er sich wimmernd zu Boden. Ein Rückschlag hatte ihm den rechten Unterarm gebrochen, was aber nur die unmittelbar Nebenstehenden bemerkten, denn Peppone war mit einem Satz hingesprungen und hatte den Motor angeworfen.
    Das Volk schrie vor Begeisterung, und der Traktor setzte sich fröhlich ratternd in Bewegung. Er fuhr in wahrhaft majestätischer Weise ungefähr sechs Meter und blieb dann stehen. Peppone griff ein; in nicht mehr als einer Stunde brachte er den Motor wieder auf volle Leistung, und der Traktor fuhr los.
    Nach dreißig Metern ereignete sich etwas Merkwürdiges: Der Traktor drehte sich plötzlich um seine eigene Achse, eine Raupenkette erfaßte die Verbindungsglieder zum Pflug, der Traktor setzte seine verfluchte Kreisfahrt fort, ging über den Pflug und brach den Pflugbaum entzwei. Die rechte Raupenkette war einfach gerissen, der Traktorführer flog von seinem Sitz, und der Traktor bewegte sich im Kreis.
    Es gab in den Reihen der Reaktion Leute, die sich an diesem Tag einen gehörigen Rausch antranken, und einige bekamen Krämpfe vor lauter Lachen.
    Peppones Leber war geschwollen wie ein Luftschiff, und da der Schaden ziemlich groß war, schuftete er vier Tage, um aus dem Traktor wieder einen Traktor und aus dem Pflug wieder einen Pflug zu machen.
    Diesmal begannen die Rodungsarbeiten in der Kolchose fast im geheimen. Niemand kündigte sie an, aber alle wußten es, und als sich der Traktor in Bewegung setzte, um die begonnene Furche weiterzuziehen, waren alle Hecken und Gebüsche rings um den «Schotterhaufen» mit neugierigen Augen gespickt.
    Die Erwartung war groß, und sie wurde auch nicht enttäuscht. Der Traktor verfing sich mitten in der Furche und man sah, wie Peppone herumzuspringen und wie ein Verrückter zu schreien begann.
    Peppone arbeitete nur noch für den Traktor, die Rodung ging aber nicht weiter, aus dem einfachen Grund, weil der russische Traktor, wieder instand

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