Don Camillo und seine Herde
zuzuschlagen, den er aus einem Holzbündel genommen hatte, das am Herd lehnte.
Als auch die zweite Welle vorbei war, stand das Mädchen wieder auf.
«... und Don Camillo», flüsterte das Mädchen, «er hat mir die Absolution verweigert...»
Der Mann ließ wieder seine Wut an dem Mädchen aus.
«Wenn Ihr mich umbringt, wird der Skandal noch größer», sagte das Mädchen, und der Alte beruhigte sich.
«Wer ist es?» fragte der Alte.
«Falchetto», antwortete das Mädchen.
Wenn sie gesagt hätte, es wäre der Teufel selbst, wäre der Eindruck geringer gewesen.
Falchetto hieß mit seinem richtigen Namen Gigi Bariga und war eine der wichtigsten Figuren im Stabe Peppones. Er war der Intellektuelle unter ihnen, der die Propagandareden vorbereitete, die Versammlungen organisierte und die Anweisungen des Provinzsekretariats erläuterte.
Er war also mehr exkommuniziert als die übrigen der Bande, weil er mehr verstand als alle anderen. Die Sache war entsetzlich.
Das Mädchen hatte bereits zu viel Prügel bekommen; der Vater stieß sie auf ein Bett und setzte sich daneben.
«Genug geprügelt», sagte das Mädchen. «Wenn Ihr mich nur anrührt, fange ich zu brüllen an und mache einen Skandal. Ich muß das Leben meines Kindes verteidigen.»
Um elf Uhr nachts war der alte Rocchi erschöpft.
«Ich kann dich nicht umbringen, und in dem Zustand, in dem du dich befindest, kann ich dich auch nicht in ein Kloster stecken», sagte er. «Heiratet nur und geht zum Henker.»
Als Falchetto Paolina derart verprügelt vor sich sah, blieb ihm der Mund offen.
«Wir müssen heiraten, oder es ist mein Tod», sagte das Mädchen.
«Selbstverständlich!» rief Falchetto. «Ich bitte dich schon lange darum. Auch sofort, Paolina.»
Das war eine Dummheit; man heiratet nicht dreiviertel Stunden nach Mitternacht. Jedenfalls hatte ein solcher Satz, ausgesprochen im Hintertor des Hofes angesichts der schneebedeckten Felder, einen gewissen Wert.
«Hast du schon deinem Vater alles erklärt?» fragte Falchetto.
Das Mädchen antwortete nicht, und Falchetto begriff, daß er einen Stumpfsinn gesagt hatte.
«Ich nehme eine Maschinenpistole und mache sie alle nieder!» rief er. «Ich...»
«Es handelt sich nicht darum, Maschinenpistolen zu ergreifen, du gehst einfach zum Pfarrer und bittest ihn um seinen Segen.»
Falchetto trat einen Schritt zurück. «Du weißt, daß ich das nicht kann. Du kennst meine Stellung. Es genügt, zum Bürgermeister zu gehen.»
Das Mädchen zog die Schultern zusammen.
«Nein», antwortete sie. «Das niemals. Es ist mir gleichgültig, was geschehen kann. Entweder heiraten wir wie Christen, oder wir sehen uns nicht mehr.»
«Paolina!» flehte Falchetto. Das Mädchen war aber bereits durch das bewußte Hintertor geschlüpft.
Das Mädchen blieb zwei Tage im Bett. Am dritten Tag stieg der alte Rocchi zu ihr hinauf.
«Hast du ihn an jenem Abend gesehen?» fragte er.
«Ja.»
«Na und?»
«Nichts zu machen. Er will nicht kirchlich getraut werden. Aber: Entweder heiratet man kirchlich oder gar nicht.»
Der Alte begann zu brüllen und überall hin Fußtritte auszuteilen. Dann stieg er hinunter, warf den Mantel um die Schultern und verließ das Haus.
So wurde ein wenig später Don Camillo vor ein schweres Problem gestellt.
«Hochwürden, Sie wissen, was passiert ist», sagte Rocchi.
«Ich weiß nichts.»
Rocchi mußte des langen und breiten erzählen, wie die Dinge stünden. Am Schluß breitete Don Camillo die Arme aus.
«Man muß auf seine Kinder achtgeben, lieber Herr Rocchi; man muß ihnen eine gesunde moralische Erziehung geben. Das ist die erste Pflicht des Vaters.»
Das bedeutete für Rocchi eine Niederlage, und wenn der Alte gekonnt hätte, würde er Don Camillo umgebracht haben.
«Hochwürden, ich habe der Heirat zugestimmt, aber dieser Gauner will nicht in der Kirche heiraten.»
«Das habe ich mir gedacht.»
«Ich komme, damit Sie mich aufklären. Ist es nicht skandalöser, wenn ein Mädchen in dem Zustand, in dem sich meine Tochter befindet, überhaupt nicht heiratet, als wenn es nicht kirchlich getraut wird?»
Don Camillo schüttelte den Kopf.
«Es geht nicht um einen Skandal, sondern um Gut und Böse», antwortete er. «Man muß an das Ungeborene denken.»
«Mir geht es darum, daß sie sofort heiraten, dann können sie zum Henker gehen!» schrie Rocchi.
«Wenn Sie glauben, daß das wesentlich ist, warum fragen Sie mich um Rat? Wenn es Ihnen nur darum geht, daß sie heiraten, dann lassen
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