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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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die Wahl, sie zu verlassen. Du bist ein Mensch! Der Beschützer zeigte dir die Welt des Glücks, in der es keinen Unterschied zwischen den Dingen gibt, weil niemand da ist, der nach dem Unterschied fragt. Aber das ist nicht die Welt der Menschen. Der Beschützer hat dich aus ihr aufgerüttelt und dir gezeigt, wie ein Mann denkt und kämpft. Das ist die Welt des Menschen. Und ein Mensch zu sein bedeutet, zu dieser Welt verdammt zu sein. Du hast die Eitelkeit, zu glauben, du lebtest in zwei Welten, aber das ist nur deine Eitelkeit. Es gibt nur eine Welt für uns. Wir sind Menschen und müssen mit der Welt der Menschen auskommen. Ich glaube, das war die Lektion!«
    Don Juan schien zu wünschen, daß ich so viel als möglich mit dem Teufelskraut arbeitete. Seine Einstellung stand im Widerspruch zu seiner Abneigung gegen die Macht. Die Zeit sei nah, sagte er, in der ich wieder rauchen müßte, und bis dahin sollte ich ein besseres Verständnis der Macht des Teufelskrauts haben. Er schlug wiederholt vor, daß ich wenigstens noch einmal das Teufelskraut zusammen mit der Zauberei der Eidechsen versuchen sollte. Ich überlegte mir diesen Vorschlag lange. Don Juans f Drängen wurde so fordernd, daß ich mich verpflichtet fühlte, seiner Bitte nachzukommen. Und eines Tages entschloß ich mich zur Weissagung über einige gestohlene Dinge.

Montag, 28. Dezember 1964  
    Am Sonnabend, dem 19. Dezember, schnitt ich die Datura-Wurzel. Ich wartete, bis es ziemlich dunkel war und tanzte dann Hin die Pflanze. Ich bereitete den Wurzelextrakt während der Nacht vor, und am Sonntag um sechs Uhr morgens ging ich zu der Stelle meiner Datura Ich setzte mich vor die Pflanze. Ich hatte von Don Juans Lehren sorgfältige Notizen über das Vorgehen gemacht. Ich las meine Notizen wieder und merkte, daß ich den Samen nicht hier zu mahlen brauchte. Irgendwie gab mir die Nähe der Pflanze ein seltsames Gefühl emotionalen Gleichgewichts, eine Klarheit der Gedanken oder eine Kraft, mich auf meine Handlungen zu konzentrieren, die mir gewöhnlich fehlte.
    Ich folgte allen Anweisungen sehr genau und teilte meine Arbeit so ein, daß die Paste und die Wurzel am späten Nachmittag vor-bereitet waren. Ungefähr um fünf versuchte ich ein paar Eidechsen einzufügen Anderthalb Stunden lang versuchte ich es auf jede erdenkliche Weise, aber jedesmal versagte ich.
    Ich saß vor meiner Datura-Pftanze und versuchte, über den richtigen Weg, meinen Zweck zu erreichen, nachzudenken, als mir plötzlich einfiel, daß Don Juan gesagt hatte, man müsse zu den Eidechsen sprechen. Zuerst kam ich mir lächerlich vor, als ich zu den Eidechsen sprach. Es war wie die Verlegenheit beim Sprechen vor einem Publikum. Bald verschwand das Gefühl, und ich sprach weiter. Es war beinahe dunkel. Ich hob einen Stein. Eine Eidechse war unter ihm. Sie schien wie gelähmt. Ich hob sie auf. Und dann sah ich eine weitere steife Eidechse unter einem anderen Stein. Sie wand sich nicht einmal.
    Das Zunähen des Mundes und der Augen war die schwierigste Aufgabe. Ich merkte, daß Don Juan meinen Handlungen einen unwiderruflichen Sinn gegeben hatte. Er glaubte, daß man etwas, was angefangen war, nicht abbrechen konnte. Wenn ich jedoch aufhören wollte, gab es nichts, was mich hindern konnte. Vielleicht wollte ich nicht aufhören.
    Ich ließ eine Eidechse frei, und sie lief in nordöstlicher Richtung -das Zeichen einer guten, aber schwierigen Erfahrung Ich band die andere Eidechse auf meine Schulter und rieb meine Schläfen wie vorgeschrieben ein. Die Eidechse war steif; ich glaubte einen Augenblick, sie sei tot. Don Juan hatte mir erzählt, was ich in so einem Fall tun mußte. Aber die Eidechse war nur starr. Ich nahm den Trank und wartete etwas. Ich fühlte nichts Ungewöhnliches. Ich begann, die Paste auf meine Schläfen zu reiben. Ich nahm sie fünfundzwanzig Mal. Als wäre ich mit meinen Gedanken woanders, rieb ich sie mechanisch wiederholt über meine ganze Stirn. Ich merkte meinen Fehler und wischte die Stirn schnell wieder ab. Meine Stirn war feucht; ich fieberte. Große Furcht erfaßte mich, denn Don Juan hatte mir eindringlich geraten, die Paste nicht auf meine Stirn zu reiben. Die Furcht wurde zu einem Gefühl absoluter Einsamkeit, einem  Gefühl, verloren zu sein. Ich war ganz allein hier. Wenn mir etwas Schlimmes passierte, wäre niemand hier, mir zu helfen. Ich wollte weglaufen. Ich hatte ein beunruhigendes Gefühl der Unentschlossenheit, ich wußte nicht, was ich tun sollte. Eine

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