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Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Titel: Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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sagen.
    Rosa sagte, sie mochte mich nicht, weil ich dauernd lachte und mich anstrengte, lustig zu sein. Und Josefina fügte hinzu, sie habe mich zwar noch nie gesehen, aber ich sei ihr trotzdem zuwider - nur so, zum Spaß, was soll's.
    »Du sollst wissen, daß ich dich nicht als Nagual akzeptiere«, sagte Lidia zu mir. »Du bist zu dumm. Du weißt nichts. Ich weiß mehr als du. Wie kann ich dich respektieren?« Ihretwegen, so fügte Lidia hinzu, könne ich zurückfahren, wo ich hergekommen sei - oder mich in einen See stürzen. Rosa und Josefina sagten kein Wort. Nach ihren ernsten, bösen Mienen zu urteilen schienen sie aber Lidia beizupflichten. »Wie kann dieser Mann uns führen?« fragte Lidia la Gorda. »Er ist kein echter Nagual. Er ist nur ein Mann. Er wird uns zu Idioten machen, wie er selbst einer ist.«
    Während sie sprach, beobachtete ich, wie die bitteren Gesichter von Rosa und Josefina sich noch verhärteten. La Gorda mischte sich ein und erklärte ihnen, was sie zuvor an mir >gesehen< hatte. Nachdem sie mir bereits empfohlen habe, so fügte sie hinzu, mich nicht in den Netzen der Schwesterchen zu verfangen, wolle sie ihnen das gleiche empfehlen, nämlich sich nicht in den meinen zu verheddern.
    Nachdem Lidia eben noch ihre aufrichtige und so begründete Abneigung ausgesprochen hatte, war ich verblüfft zu sehen, wie rasch und leicht sie la Gordas Ermahnungen beipflichtete. Sie lächelte mir zu. Sie kam sogar neben mich. »Du bist wirklich wie wir, eh?« fragte sie irritiert. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich fürchtete, alles zu verpatzen.
    Lidia war offensichtlich die Anführerin der Schwesterchen. In dem Augenblick, als sie mich anlächelte, schienen die anderen beiden von ihrer guten Stimmung angesteckt zu werden. La Gorda sagte ihnen, sie sollten sich über meine Schreiberei und meine Fragen nicht aufregen; ich würde dafür auch nicht beanstanden, wenn sie ihrer Vorliebe frönten, nämlich sich auf ihre Weise gehen zu lassen.
    Die drei setzten sich neben mich. La Gorda trat an den Tisch, nahm die Päckchen und trug sie zu meinem Auto hinaus. Ich bat Lidia, mir meine früheren unverzeihlichen Fehler zu vergeben und stellte den dreien die Frage, wie sie eigentlich Don Juans Schülerinnen geworden seien. Um ihnen ihre Befangenheit zu nehmen, berichtete ich ihnen, wie ich Don Juan kennengelernt hatte. Was sie mir erzählten, stimmte mit dem überein, was ich bereits von Dona Soledad gehört hatte.
    Lidia sagte, es hätte ihnen allen freigestanden, Don Juans Welt zu verlassen, aber sie hätten sich entschieden zu bleiben. Vor allem sie selbst als seine erste Schülerin hatte die Chance gehabt, fortzugehen. Nachdem der Nagual und Genaro sie geheilt hatten, hatte der Nagual auf die Tür gezeigt und ihr gesagt, daß die Tür, falls sie jetzt nicht ging, sie einschließen und sich nie wieder für sie öffnen würde.
    »Mein Schicksal war besiegelt, als diese Tür sich schloß«, sagte Lidia zu mir.
    »Es war genau wie bei dir. Der Nagual hat mir erzählt, nachdem er dein Loch mit einem Flicken geschlossen hatte, hattest du die Chance zu gehen, aber du wolltest sie nicht nutzen.«
    Gerade an diese Entscheidung erinnerte ich mich lebhafter als an alles andre.
    Ich berichtete ihnen, wie Don Juan mich durch einen Trick hatte glauben lassen, daß eine Zauberin hinter ihm her sei, und wie er mich dann vor die Entscheidung gestellt hatte, entweder für immer zu gehen oder zu bleiben und ihm zu helfen, den Kampf mit seiner Angreiferin aufzunehmen. Später stellte sich dann heraus, daß die angebliche Angreiferin eine seiner Verbündeten war. Indem ich ihr - wie ich glaubte, zu Don Juans Gunsten - entgegentrat, zog ich mir ihre Feindschaft zu und sie wurde, wie er es ausdrückte, meine >würdige Gegnerin<. Ich fragte Lidia, ob auch sie würdige Gegner< gehabt hätten. »Wir sind nicht so dumm wie du«, sagte sie. »Wir haben nie jemand gebraucht, der uns anspornt.«
    »Aber Pablito ist genauso dumm«, sagte Rosa. »Soledadist seine Gegnerin. Ich weiß aber nicht, wie würdig sie ist. Aber wie das Sprichwort sagt: Wenn du keinen Hahn im Topf hast, nimm halt eine Zwiebel.«
    Sie lachten und schlugen mit der flachen Hand auf den Tisch. Ich fragte die drei, ob sie vielleicht die Zauberin kannten, die Don Juan auf mich gehetzt hatte - la Catalina. Sie schüttelten verneinend den Kopf.
    »Ich kenne sie«, rief la Gorda vom Herd herüber. »Sie gehört zum Kreis des Nagual, aber sie sieht aus, als wäre sie erst

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